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Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Gier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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empfinden. Die seltsamen Dinge, die jetzt in seinem Körper und Geist vorgingen, waren also nicht real, egal, wie gut die Illusion war. Trotzdem schloss Zacarias die Augen und genoss das Pochen des Blutes in seinen Lenden. Genauso schnell schlug er die Augen jedoch wieder auf und blickte sich misstrauisch um. War der Zweck dieser Illusion, ihn um den Verstand zu bringen – ihn für einen Moment Gefühle verspüren zu lassen, nur um sie ihm dann wieder zu entreißen, damit er sich für immer nach dem kurzen Rausch verzehren würde?
    Die Harpyie löste sich aus dem Blätterdach und flog über die Hazienda. Zacarias dachte nicht daran, dem stets präsenten Bedürfnis nachzugeben, an Marguaritas Geist zu rühren. Jetzt, mehr denn je, musste er Kraft zeigen – und so viel wie möglich über Marguarita Fernandez in Erfahrung bringen.
    Das Haus, das er suchte, lag zwischen zwei Berghängen versteckt. Es befanden sich noch andere Gebäude auf dem Besitz, aber Cesaro Santos war der Vorarbeiter, und sein Status zeigte sich in seinem Haus. Der Adler schwebte zur Erde hinunter und wechselte im letzten Moment zu seiner menschlichen Gestalt. Zacarias ging geradewegs auf die Veranda zu, wo er sich in Dunst verwandelte und so durch den Spalt unter der Haustür schlüpfte.
    Das Haus war tadellos sauber wie die meisten der Wohnstätten der Menschen, die mit seiner Familie zusammenlebten. Er wusste, dass Cesaro überaus loyal war. Er hatte Zacarias sein Blut, ja sogar sein Leben angeboten, um ihn zu retten. Der Mann war über jeden Vorwurf erhaben, und nirgendwo auf der Ranch war auch nur ein Hauch vom Makel des Bösen zu spüren, soweit Zacarias feststellen konnte. Cesaro würde die Familie de la Cruz nie bestehlen oder sie in irgendeiner anderen Weise hintergehen, und falls Cesaro herausfinden sollte, dass einer seiner Untergebenen betrog, war Zacarias sicher, dass der Mann – oder die Frau – von Cesaro persönlich tief im Regenwald begraben werden würde.
    Kommen Sie her zu mir! Blut rief Blut, und alle vertrauenswürdigen Angestellten hatten karpatianisches Blut erhalten – genug, damit jeder der Brüder de la Cruz ihre Gedanken lesen, ihren Geist mit Schutzschilden versehen und, falls nötig, ihnen Information entnehmen konnte.
    Zacarias konnte den genauen Moment bestimmen, in dem Cesaro erwachte und nach seiner Waffe griff. Es war sehr befriedigend zu wissen, dass er die Familie gut gewählt hatte. Loyalität war die am stärksten ausgeprägte Eigenschaft innerhalb der Familien Chevez und Santos, die durch Blutsbande verbunden waren. Zacarias hatte schon wieder seine menschliche Gestalt angenommen, als der capitán der Hazienda Minuten später voll bekleidet und schwer bewaffnet aus seinem Schlafzimmer kam.
    Cesaro machte eine angedeutete Verbeugung und blieb in etwas steifer Haltung stehen. Zacarias wusste, dass kein Mensch oder Tier sich je entspannt in seiner Nähe fühlte. Er konnte den Killer in sich nicht verbergen, und da der den größten Teil von ihm ausmachte, versuchte er es erst gar nicht. Cesaro deutete einladend auf das strategisch gut platzierte Sofa vor dem Fenster, von dem aus leicht zu sehen war, wer oder was sich seinem Zuhause näherte.
    »Was kann ich für Sie tun, señor?«
    »Ich möchte alles wissen, was Sie mir über die Frau erzählen können.« Zacarias hielt den Blick auf Cesaros Gesicht gerichtet und beobachtete aufmerksam seinen Ausdruck. Dabei drang ein Teil von ihm in den Geist des Mannes ein, um sicherzugehen, dass er die Wahrheit sagte. Was er dort sah, waren Verwirrung und Erstaunen. Seine Frage war das Letzte, was der capitán erwartet hatte.
    »Sie meinen Marguarita Fernandez?« Auf Zacarias’ Nicken hin legte Cesaro die Stirn in Falten. »Ich kenne sie seit dem Tag ihrer Geburt. Ihr Vater war mein Cousin. Ihre Mutter starb, als sie noch ziemlich jung war, und Marguarita wuchs zusammen mit Julio, meinem Sohn, auf der Hazienda auf.«
    Ein Anflug von etwas Tödlichem rührte sich in Zacarias’ Adern, ein dunkler Schatten, der Protest erhob gegen die Nähe zwischen Marguarita und diesem Mann, der mit ihr aufgewachsen war. Wie nahe standen sie sich? Etwas sehr Hässliches stieg in Zacarias auf, um sich in seiner Magengrube festzusetzen, als er sich Julio und Marguarita miteinander vorstellte. Seine Zähne verlängerten sich, und er ballte die Hände zu Fäusten. Nägel, die scharf wie Krallen waren, bohrten sich in die Handinnenflächen.
    Cesaro, der sichtlich blass geworden war, umfasste

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