Dunkle Gier: Roman (German Edition)
Mutter vielleicht eine Magierin gewesen. Es musste eine Erklärung geben.
»Ihre Mutter war eine Chevez von der Hazienda in Brasilien. Sie kennen ihre Familie.«
Er kannte die Chevez’ sogar besser als einige der anderen Familien. Sie waren definitiv nicht als Magier zur Welt gekommen, und keiner von ihnen war darin ausgebildet worden, Zaubersprüche zu verhängen. Die Frauen der Chevez’ waren von Geburt an mit geistigen Schutzzaubern belegt worden, damit kein Vampir sich ihrer bemächtigen oder sie manipulieren konnte, nicht ohne sie zu töten jedenfalls.
Zacarias ballte die Faust, als sein Geist wieder eine Verbindung zu Marguarita suchte. Er musste seine ganze Beherrschung aufbieten, um nicht an ihren Geist zu rühren. Sein Blut rief nach dem ihren. Oder war es umgekehrt? Der Ruf war jedenfalls sehr stark, schon fast ein Zwang. Zacarias fluchte unterdrückt in seiner Muttersprache. Die Frau war eine einzige Bedrohung.
»Falls sie Sie stört, können wir sie während Ihres Aufenthalts von der Hazienda fortschicken«, bot Cesaro an, als hoffte er, dass Zacarias dem Vorschlag zustimmen würde. »Sie hat viele Tanten, die sich über einen Besuch von ihr sehr freuen würden.«
Wieder ging ein Beben durch den Boden. Zacarias rührte keinen Muskel. Seine Zunge glitt über die scharfen Spitzen seiner Zähne. Sein ganzer Körper schmerzte. Sie müsste für viele Sünden büßen, aber er wagte nicht, zu ihr zu gehen – nicht, solange es ihm ein Bedürfnis war, sie zu sehen oder an ihren Geist zu rühren. Zacarias verbot sich, sie in seinem Kopf herumspuken zu lassen. Er war zu stark, sie konnte ihn nicht besiegen.
Cesaro erschrak. »Señor« , begann er voller Unbehagen.
»Überlassen Sie die Frau mir!«
»Ich verstehe Sie nicht. Marguarita ist ein gutes Mädchen. Sie wird von allen hier geliebt. Der Vampir hat ihre Stimmbänder zerstört, darum kann sie nicht sprechen. Falls Ihnen das Kummer bereitet …«
»Ich kenne keinen Kummer.«
Das entsprach der Wahrheit. Aber er war beunruhigt von dem Bedürfnis, sie zu berühren. Ihr nahe zu sein. Ihre warme, weiche Haut zu berühren und das unbändige Verlangen nach dem exquisiten Geschmack ihres Blutes zu lindern, das sie in ihm erweckt hatte.
Cesaro stand schnell auf, als Zacarias’ Körper flimmerte und transparent zu werden begann. »Warten Sie! Bitte, señor , ich muss wissen, dass Sie ihr nichts zuleide tun werden.«
Zacarias richtete einen eisigen Blick auf den Vorarbeiter. »Wagen Sie nicht, sich zu erdreisten, mich ins Verhör nehmen zu wollen! Dies ist mein Land. Sie gehört mir, und ich kann mit ihr verfahren, wie ich will. Ich werde nicht dulden, dass Sie sich in diese Angelegenheit einmischen. Was sie getan hat, geht nur uns beide etwas an. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Cesaro umklammerte den Lauf seines Gewehrs so hart, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Er schluckte zweimal hart, bevor er nur sehr widerstrebend nickte.
Zacarias konnte seine Zeit nicht länger mit dem Mann verschwenden. Was war nur los mit allen, dass sie glaubten, sein Urteilsvermögen infrage stellen zu können? Offensichtlich hatte schon viel zu lange keiner seiner Brüder mehr auf der Ranch gelebt. Seine Leute hatten ihren Schwur, zu dienen und zu gehorchen, offenbar vergessen. Das war der wahre Grund, warum Zacarias wusste, dass er zu altmodisch für diese Welt war. Seine Regeln und Gewohnheiten waren überholt. Das Prinzip von »Töten oder getötet werden« wurde nicht mehr so recht verstanden. Die Welt lebte und handelte unter dem falschen Eindruck, dass die Menschheit sicher war -dass es keine Ungeheuer wie Vampire gab und das Böse nicht real war. Er wusste es besser, aber seine Zeit war längst vorbei.
Nachdem Zacarias sich in Dunst aufgelöst hatte, schlüpfte er aus dem Haus und vermischte sich mit dicken Regentropfen. Langsam begab er sich zum Herrenhaus zurück. Selbst in dieser Form, wenn er fast nicht wahrnehmbar war, stampften die Tiere in den Ställen nervös. Trotz seines drängenden Bedürfnisses, Marguarita zu finden, zwang er sich, eine große, langsame Runde über dem Besitz zu drehen, um nach irgendwelchen Anzeichen dafür zu suchen, dass der Untote ihm zu seiner Ruhestätte gefolgt war. Und Zacarias wollte nicht nur ihr, sondern auch sich selbst beweisen, dass er die Kontrolle hatte und nicht sie.
Er zweifelte nicht daran, dass einer der Brüder Malinov auf Rache sann, nachdem er so viele seiner Soldaten bei dem Angriff auf die
Weitere Kostenlose Bücher