Dunkle Gier: Roman (German Edition)
das Gewehr auf seinem Schoß noch fester. »Habe ich etwas gesagt, das Sie verärgert hat?«
Blut rann über Zacarias’ Hand, und ohne Cesaro aus den Augen zu lassen, leckte er die Tröpfchen ab. »Fahren Sie fort.«
Der Vorarbeiter erschauerte. »Sie ist ein gutes Mädchen. Sehr loyal.«
Zacarias tat die Bemerkung mit einer Handbewegung ab. Er wollte nicht Cesaros Meinung von ihr hören. »Erzählen Sie mir von ihr!« Von den Männern in ihrem Leben. Von allem, was er wissen musste – was wichtig für ihn war.
»Sie kümmert sich um die Hazienda und vertritt die Familie bei den Arbeitern. Sie gibt die Bestellungen auf, und sie ist außerordentlich wertvoll bei der Arbeit mit den Rindern und den Pferden.« Cesaro wusste offensichtlich nicht, was Zacarias suchte. »Ist ihr etwas zugestoßen?«, fragte er, schon halb im Aufstehen.
Zacarias drückte ihn mit der flachen Hand zurück, und obwohl er gar nicht vorhatte, ihn so hart zu schupsen, warf die Bewegung Cesaro auf die Couch zurück. »Es geht ihr gut. Sagen Sie mir, was ich wissen will! Ist sie mit einem Mann zusammen? Verlässt sie oft die Ranch?«
Cesaros Stirnrunzeln vertiefte sich. »Sie hat viele hoffnungsvolle Besucher, einige von außerhalb der Ranch und andere von hier. Sie geht aber nicht mit ihnen aus, besonders seit dem Angriff auf sie nicht. Marguarita bleibt die meiste Zeit zu Hause, obwohl sie die Familie bei Wohltätigkeitsveranstaltungen vertritt und auch zu lokalen Tanzabenden und so weiter geht.«
Zacarias behielt seine unbewegte Miene bei. Ihm gefiel nicht, was er da von »vielen hoffnungsvollen Besuchern« hörte. Verhängte sie ihre Zauber denn in alle Richtungen? Dem würde er sofort ein Ende setzen. »Sie lassen sie unbegleitet ausgehen? Ein junges Mädchen?«
»Nein, natürlich nicht. Marguarita wird sehr gut beschützt. Es ist immer jemand von der Ranch bei ihr.«
Zacarias ließ Cesaros Blick nicht los, starrte ihn fragend, aber auch mit deutlicher Missbilligung in den Augen an.
»Mein Sohn begleitet sie oft«, gab Cesaro zu. »Ich hatte gehofft, dass aus den zweien ein Paar werden würde. Beide dienen Ihrer Familie und wissen, was für die Sicherheit unseres Bündnisses nötig ist. Sie wären ein gutes Paar, doch sie scheinen nicht interessiert aneinander zu sein.«
Der Boden schlingerte, die Wände wölbten sich. Für einen Moment wurde der Druck im Raum fast schmerzhaft, als wäre alle Luft aus ihm herausgesogen worden. Cesaro rang nach Atem, seine Kehle schloss sich, und seine Lunge brannte. So schnell, als wäre er nie da gewesen, verschwand der Eindruck wieder. Mit vor Furcht geweiteten Augen hustete Cesaro ein paarmal und griff sich mit der Hand an den Hals.
»Erzählen Sie mir von ihren Fähigkeiten mit Tieren!«
Cesaro zuckte die Schultern. »Niemand weiß, wie sie es macht. Ich glaube, sie weiß es selbst nicht, aber alle Tiere, einschließlich der am Himmel, sprechen auf sie an. Als kleines Mädchen konnte sie ihrem Vater schon sagen, dass ein Pferd sich das Bein verletzt hatte und auf welcher Weide es passiert war. Kurz darauf war das Pferd dann auch tatsächlich lahm. Sie wusste immer, wann eine Stute fohlen würde oder ob es eine schwierige Geburt sein würde. Die Pferde vertrauen ihr, und wenn sie bei ihnen ist, sind die Stuten ruhig, ganz gleich, wovor sie Angst haben.«
Zacarias nahm die Information in sich auf. Marguarita hatte solche Dinge also schon als Kind vermocht. Es war möglich, dass sie mit übersinnlichen Fähigkeiten geboren worden war, doch viel wahrscheinlicher war, dass sie von einem Magier dazu ausgebildet worden war, einen Zauber zu wirken, der machtvoll genug war, ihn, Zacarias, zu Fall zu bringen. »Fahren Sie fort!«
Cesaro sah noch ratloser aus als zuvor. »Als sie fünfzehn war, versetzte ein Jaguar die Herde in Panik, und die Rinder durchbrachen einen Zaun und rannten auf die Kinder zu, die Fußball spielten. Marguarita stellte sich vor sie, und wie durch ein Wunder bogen die Rinder ab, wurden langsamer und hielten an, als hätten sie jede Orientierung verloren.« Cesaro richtete den Blick wieder auf Zacarias. »Sie ging geradewegs auf den Jaguar zu und schwenkte abwehrend die Hand, als ich ihn erschießen wollte. Nachdem die beiden sich ein paar Minuten angestarrt hatten, lief die Raubkatze in den Wald zurück, und wir sahen hier nie wieder etwas von ihr. Nicht einmal Spuren.«
»Was wissen Sie von der Mutter dieser Frau?« Wenn ihr Vater ein Cousin Cesaros gewesen war, war die
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