Dunkle Gier: Roman (German Edition)
Versuchung, der er nicht widerstehen konnte, und zog ihn immer mehr in ihren Bann, wo er … Zacarias verschloss den Kopf vor den Gedanken an sie, weil er sie nicht auch noch ins Freie mitnehmen wollte. Marguarita würde bleiben, wo sie hingehörte, wo er sie zurückgelassen hatte, und er würde zurückkehren, wann es ihm gefiel. In der Zwischenzeit hatte er weitaus dringendere Probleme als eine Frau, die nicht in Ruhe lassen konnte, was nie ans Licht gebracht werden sollte – wie zum Beispiel Zacarias de la Cruz.
Er schlüpfte unter der Türschwelle hindurch und strömte in die Nacht hinaus, in die Welt, die er verstand, wo es hieß, töten oder getötet werden. Zacarias nahm die Gestalt der Harpyie an, erhob sich in die Luft und kreiste ein paarmal über der Ranch, bevor er sich in den Wald zurückzog. Für ihn bestand kein Zweifel daran, dass Böses unterwegs war und sich im Regenwald und entlang des Amazonas und seinen Nebenflüssen verbreitete, um nach ihm zu suchen.
Ruslan Malinov, der Älteste der Brüder Malinov und ihr anerkannter Führer, würde die Niederlage nicht tatenlos hinnehmen. Er würde Vergeltung üben wollen, und er konnte die Aufgabe nicht an jemand anderen weitergeben, nicht einmal an seine eigenen Brüder. Die geringeren Vampire würden die Augen aufhalten und abwarten, ob er Rache übte. Er musste selbst Zacarias’ Verfolgung aufnehmen, oder er würde die Kontrolle über alles, was er sich aufgebaut hatte, verlieren. Ruslan würde kommen, aber nicht offen und für jedermann erkennbar.
Der Haubenadler flog zum höchsten Punkt über der Ranch und ließ sich im Astwerk eines hohen Kapokbaumes nieder. Er hatte ein außerordentlich gutes Sehvermögen und konnte aus einer Entfernung von gut zweihundert Metern die kleinsten, weniger als einen Zentimeter großen Dinge sehen. In der Regel hatte dieser Adler keine sehr gute Nachtsicht, aber Zacarias war für die Nacht geboren, und seine hervorragenden Augen in Verbindung mit denen des Haubenadlers ergaben eine exzellente Sicht. Ruslan hatte die dunklen Vögel geschickt, und sie waren sicher nicht das Einzige, was er ausgesandt hatte, um nach Beweisen für Zacarias’ Tod zu suchen.
Als er das Schlachtfeld in Brasilien verlassen hatte, war Zacarias schwer verwundet gewesen und hatte eine Blutspur bis zu dieser Hazienda hinterlassen. Ihm war klar gewesen, dass Ruslans Spione kein Problem haben würden, dem Geruch zu folgen, doch das spielte keine Rolle, weil er sein Leben ohnehin hatte beenden wollen und Ruslan zufrieden gewesen wäre, dass sein Erzfeind tot war. Aber jetzt sah alles anders aus. Da Zacarias noch lebte, würde Ruslan kommen, und dann würde er jede widerliche Kreatur mitbringen, die er in solch kurzer Zeit auftreiben konnte. Tief im Körper des Adlers lächelte Zacarias ein grimmiges, jedoch auch einladendes Lächeln.
Die Untoten zu vernichten war vertrautes Territorium, auf dem er sich auskannte und wohlfühlte. Deshalb freute er sich schon auf die kommenden Nächte – und den geistigen Wettstreit zwischen ihm und Malinov. Ruslan war immer intelligent und arrogant gewesen, und genau das hatte zu seinem unvermeidlichen Niedergang geführt. Er hatte sich für etwas Besseres gehalten als die Dubrinskys und geglaubt, durch die Ermordung des Prinzen, Mikhail Dubrinsky, zum Regenten des karpatianischen Volkes aufzusteigen.
Früher einmal waren Ruslan und Zacarias die besten Freunde gewesen, doch das war schon sehr lange her. Sie hatten zusammen gekämpft, Seite an Seite, und einander den Rücken gedeckt wie Blutsbrüder. Aber irgendwann hatte Ruslan eine Grenze überschritten, von der es kein Zurück mehr gab. Trotzdem hatte er niemals zugegeben, dass er einen Fehler begangen hatte, und seine Arroganz war mit den Jahrhunderten noch gewachsen. Bisher hatte er die offene Konfrontation mit Zacarias vermieden, doch jetzt würde er kommen.
Zacarias warf einen Blick zum Haus hinüber. Die Anziehungskraft dieser Frau wurde von Minute zu Minute stärker. Sie schlich sich in seine Gedanken ein und weigerte sich zu gehen. Er würde ihr nicht entkommen, nicht einmal im Körper des Adlers. Sie war in seinem Bewusstsein und verstrickte ihn immer tiefer in ihr seidenes Netz. Er wollte sie sehen, wollte wissen, dass sie sicher war, und sein Geist versuchte ständig, sich mit ihrem zu verbinden.
Marguarita Fernandez war seine Seelengefährtin, daran bestand kein Zweifel mehr. Er hatte sie gefunden, und die Gefahr hatte um das Tausendfache
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