Dunkle Gier: Roman (German Edition)
– und plötzlich schien der Saft nach dem vorwitzigen Nager zu greifen, indem er aufschwappte und die kleine Maus mit seiner dunklen, öligen Substanz umhüllte.
Das Tierchen fiepte verzweifelt und streckte, nach Atem ringend, den Kopf hoch, als der Saft es einschloss und bei lebendigem Leibe auffraß, Fell, Haut und Gewebe vertilgte, um zuletzt die winzigen Knochen zu verschlingen. Dieser Saft konnte einen Stier, ein Pferd oder einen Menschen töten – mit der gleichen Mühelosigkeit. Zacarias merkte sich die Stellen, wo die Lianen wuchsen, und flog auf das kleine Haus zu, in dem Cesaro und seine Familie lebten. Er musste die Pflanze sehen und dafür sorgen, dass auch alle anderen sie kennenlernten und kennzeichneten, ohne ihr zu nahe zu kommen, und es musste sichergestellt werden, dass alle Tiere ihr ebenfalls fernblieben.
Cesaro reagierte sofort auf den Ruf seines Herrn, kam auf die Veranda und schloss schnell die Tür vor dem knurrenden Hund auf der Schwelle. »Stimmt was nicht, señor?«
Er schien sich genauso unwohl zu fühlen wie sein Hütehund. Zacarias stieg von der Veranda, um ein wenig Abstand zwischen sich und den Hund zu bringen, der jetzt knurrend, zähnefletschend und fast schon mit Schaum vor dem Maul am Fenster stand. Es bestand kein Zweifel daran, dass Tiere sich von seiner Gegenwart belästigt fühlten.
»Leider habe ich Beweise für etwas sehr Übles gefunden, das sich in die Ranch einschleicht. Ich möchte, dass Sie mich begleiten, damit Sie die Pflanze allen Arbeitern zeigen können, bevor ich sie vernichte. Sie ist tödlich, nicht nur für andere Pflanzen und Tiere, sondern auch für Menschen.«
Cesaro nickte sofort. »Brauchen Sie meinen Sohn?«
Einem ersten Impuls folgend, wollte Zacarias den Kopf schütteln. In der Regel vermied er den Kontakt mit den Arbeitern, weil er wusste, dass er ihnen das gleiche Unbehagen einflößte wie den Tieren, aber vielleicht musste er ein wenig Zeit mit Julio verbringen. Zacarias wusste, dass er viel zu viel von einem Raubtier hatte, um seiner Frau zu erlauben, in der Nähe eines Mannes zu sein, dem sie aufrichtige Zuneigung entgegenbrachte, und daher war es für Julios Sicherheit vielleicht das Beste, seine Absichten Marguarita gegenüber herauszufinden.
»Ja. Wir müssen sichergehen, dass es keinen Ort auf dieser Ranch gibt, wo diese Pflanze noch wächst, sobald ich sie vernichtet habe. Und Ihr Sohn verbringt viel Zeit im Sattel und legt große Strecken zurück.«
»Ich brauche nur einen Moment«, sagte Cesaro und verschwand im Haus.
Der Hund ging Zacarias auf die Nerven. Nachdem er das lästige Bellen ein paar Minuten ertragen hatte, schwenkte er die Hand, und der Lärm verstummte abrupt. Der Hütehund starrte zwar weiter aus dem Fenster, doch wenn er das Maul öffnete, um zu knurren oder zu bellen, kam kein Ton heraus.
Dann eilte Cesaro mit Julio aus dem Haus. Der Junge wirkte jünger, als Zacarias ihn in Erinnerung hatte. Tatsächlich hatte er den jungen Mann kaum eines Blickes gewürdigt, als er ihn durch das Fenster in Marguaritas Zimmer gezerrt hatte. Julio berührte unwillkürlich seinen Nacken und straffte dann die Schultern.
»Wir nehmen nicht die Pferde«, informierte Cesaro seinen Sohn mit einem raschen Blick auf Zacarias. »Nicht, bevor wir alles gesehen haben, was Señor de la Cruz uns zeigen muss.«
Zacarias ging voran und führte sie zu dem hinteren Feld. Die Lianen hatten mittlerweile schon die Einzäunung überwuchert und bedeckten einen Teil des Bodens in der Ecke. Er zeigte auf die Pflanze. »Diese Liane ist tödlich für jedes Lebewesen, das in ihre Nähe kommt. Ich werde sie verbrennen, aber Sie werden sehr wachsam sein müssen, Sie alle. Sie wird zurückkehren, solange ich mich auf der Ranch aufhalte.«
»Und wie lange haben Sie vor zu bleiben?«, fragte Cesaro.
Zacarias bedachte ihn mit einem kühlen Blick. »Auf Dauer.« Der Mann erblasste, und so erbarmte Zacarias sich seiner, da es früher oder später ohnehin gesagt werden musste. »Es hat sich eine unvorhergesehene Komplikation ergeben.«
Cesaro warf Julio einen Blick zu.
Zacarias seufzte. »Mir behagt das genauso wenig wie Ihnen, da Ihre Gegenwart mich ebenso irritiert wie Sie die meine.«
»Verstehen Sie mich nicht falsch, señ or . Dies ist Ihr Zuhause, und Sie sollen natürlich bleiben, solange Sie wollen«, berichtigte sich Cesaro schnell. »Es ist nur so, dass wir Marguarita bei den Tieren brauchen und unsere tägliche Routine aufrechterhalten werden
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