Dunkle Gier: Roman (German Edition)
muss. Wir haben zwei Stuten, die bald fohlen werden, und Ihrer Anwesenheit wegen sind die Rinder unruhig und müssen ständig überwacht werden. Marguarita versteht es sehr gut, die Tiere zu beruhigen.«
»Ich fürchte, Sie werden ohne sie auskommen müssen.«
Julio warf ihm einen scharfen Blick zu und zog den Hut noch tiefer in die Stirn. »Geht es ihr gut?«
»Warum sollte es ihr nicht gut gehen?«, gab Zacarias herausfordernd zurück.
»Sie ist sonst immer mit den Pferden draußen«, erklärte Cesaro. »Es ist besorgniserregend, dass sie nicht mehr in den Ställen war und zumindest nach den trächtigen Stuten gesehen hat.«
»Wie gesagt, es geht ihr gut.« Das war nicht ganz die Wahrheit. Er hatte sie quer durch den Raum gestoßen und nicht einmal nach ihr gesehen. Er vergaß immer wieder, wie zerbrechlich Menschen waren.
»Ich würde sie gern sehen«, erklärte Julio.
Zacarias verhielt abrupt den Schritt. Er konnte spüren, wie die vertraute Kälte ihn wieder beschlich. Sein starrer, raubtierhafter Blick richtete sich auf den jungen Mann. Er spürte, wie das Bedürfnis zu töten in ihm wuchs, dieses hemmungslose Verlangen, jedes Hindernis aus dem Weg zu räumen. »Warum?«
Cesaro wollte näher an seinen Sohn herantreten, aber Zacarias hielt ihn mit einem scharfen Blick zurück. Eine unerträgliche Spannung breitete sich zwischen ihnen aus. Julio dachte nicht daran, sich einschüchtern zu lassen, und ignorierte seinen Vater, der beschwichtigend die Hand nach ihm ausstreckte.
»Marguarita ist wie eine Schwester für mich. Ich habe sie sehr lieb, und deshalb muss ich sicher sein, dass es ihr gut geht und sie glücklich ist. Sie würde nie freiwillig darauf verzichten, nach den Pferden zu sehen. Sie sind ihre große Leidenschaft, und dass sie nicht zu den Ställen herausgekommen ist, ist kein gutes Zeichen.«
»Marguarita ist meine Seelengefährtin.«
Cesaro schnappte nach Luft und schüttelte dann sichtlich schockiert den Kopf. Julio runzelte die Stirn und blickte seinen Vater fragend an.
»Das kann nicht sein, señ or «, protestierte Cesaro. »Sie ist doch eine von uns und keine Karpatianerin. Da muss ein Irrtum vorliegen.«
»Was soll das bedeuten?«, wollte Julio wissen. »Ich verstehe nicht, was das bedeutet.«
»Es bedeutet, dass sie zu mir gehört. Sie ist meine Frau. Meine Ehefrau. Und das bringt sie in größere Gefahr, als Sie sich wahrscheinlich vorstellen könnten. Wenn bekannt wird, dass sie meine Seelengefährtin ist, werden sämtliche Vampire dieser Welt und ihre Lakaien versuchen, sie zu töten. Sie ist viel sicherer innerhalb des Gebäudes, bis ich die unmittelbare Gefahr für sie abwenden kann.«
Julio schüttelte den Kopf. »Sie können nicht einfach hierherkommen und beschließen, dass Marguarita Ihre Frau ist. Sie arbeitet für Sie, aber sie hat Rechte. Was sagt sie dazu?«
»Julio!«, zischte Cesaro warnend.
»Sie hat in dieser Sache nichts zu sagen«, erklärte Zacarias mit leiser und gefährlich sanfter Stimme. »In unserer Welt beansprucht der Mann seine Frau, und sie ist an ihn gebunden. Danach gibt es für beide kein Zurück mehr.«
»Das ist ein Fehler.«
»Man kann in diesen Dingen keinen Fehler machen«, entgegnete Zacarias. »Sie gehört mir.«
»Sie klingen selbst nicht allzu froh darüber, señor«, bemerkte Cesaro schnell, um Julio, der etwas einwenden wollte, zuvorzukommen. »Vielleicht könnte ja jetzt noch etwas unternommen werden, um sie zu befreien. Sie wollen sich doch bestimmt nicht mit einer menschlichen Frau belasten – und noch dazu mit einer, die nicht sprechen kann.«
Ein kurzes Schweigen entstand, als Zacarias sich den Vorschlag durch den Kopf gehen ließ. Eigentlich hatte er die ganze Zeit schon den gleichen Gedanken gehabt: dass er sich nicht mit einer menschlichen Frau -besser gesagt, mit gar keiner Frau – belasten wollte, vor allem jedoch nicht mit einer, die keinen Gehorsam kannte. Er hatte schon überlegt, ob er nicht einfach weggehen und sie verlassen sollte. Natürlich erst, nachdem er ein paar Tage geblieben war, um Farben zu sehen und ein bisschen was zu empfinden, bevor sein Leben endete. Aber Cesaro seine eigenen Gedanken in Worte fassen zu hören änderte alles.
Zacarias spürte, wie sein Magen sich verkrampfte und sein ganzer Körper auf die Vorstellung, Marguarita zu verlieren, reagierte. Er bekam einen trockenen Mund, und sein Herz schien in einer eisernen Zwinge zu stecken, die es in seiner Brust zusammenpresste. Alles, was er
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