Dunkle Gier: Roman (German Edition)
mit unglaublicher Geschwindigkeit seine physische Gestalt an und stieß seinem Vater mit aller Kraft die Faust in die Brust. Er stand direkt vor dem Vampir und sah ihm in die Augen, als er Knochen und Muskeln durchstieß und das pochende Organ ergriff. Sein Vater bohrte ihm die scharfen Nägel in die Brust und riss ihm große Stücke Haut und Muskel heraus, doch Zacarias schaltete alle Schmerzen und Gefühle ab, um seine Brüder und die Ehre seiner Familie retten zu können.
Das widerliche, schmatzende Geräusch, in das sich die Schmerzensschreie seines Vaters mischten, war grauenvoll. Der Vampir zischte Versprechungen, bettelte und flehte um sein Leben; er tobte, fauchte und schwor, an den Kindern Rache zu nehmen, ihnen den Kopf abzureißen und sie an Zacarias zu verfüttern. Speichel und Säure verbrannten Zacarias die Haut, als er seinem Vater das Herz herausriss und es von sich schleuderte.
Der Untote packte ihn an den Unterarmen und starrte ihn mit entsetzten, blutunterlaufenen Augen an. »Sohn«, flüsterte er. »Mein Sohn.«
Ein stummer Schrei stieg in Zacarias auf, und es kostete ihn seine ganze Kraft, nicht die Arme um diesen zerstörten Körper zu legen und seinen Vater festzuhalten. Er sah, wie der Mann, den er über alles geliebt hatte, taumelte und fiel, zuerst vor ihm auf die Knie und dann mit dem Gesicht nach unten in den Schmutz. Aber Zacarias trat zurück und rief den Blitz vom Himmel.
Er war erschütterter, als ihm bewusst war. Der erste Blitzstrahl verfehlte das noch immer pulsierende Organ, das Herz rollte weg und landete in dem Blut der Mutter. Der Anblick war so abscheulich, dass Zacarias sich zusammenriss und den nächsten Blitz treffsicher in das Herz seines Vaters einschlagen ließ und es verbrannte.
Zacarias krümmte sich, weil er den grauenhaften Schmerz, eine rein körperliche Reaktion, nicht mehr beherrschen konnte. Ein leidenschaftlicher Schrei des Protestes stieg aus seinem gebrochenen Herzen auf und ließ ihm fast die Blutgefäße in der Kehle platzen. So groß war sein Schmerz, dass er die Wunden kaum noch spürte, obwohl einige davon bis auf die Knochen gingen. Nichts nahm er wahr, auch nicht die Säure aus dem Vampirblut, die ihm die Haut verätzte, nur die Qual über den Tod der Eltern und die Tötung des eigenen Vaters, die ihm vom Schicksal aufgezwungen worden war. Den Schmerz darüber, dass er nun auch noch den letzten Rest von Unschuld verloren hatte und in die Rolle gedrängt worden war, für die er zwar geboren worden war, die er aber nicht übernehmen wollte. Nie, niemals wollte er sich mit dem Wissen auseinandersetzen, dass all diese Dunkelheit ihn jetzt beherrschte – und von nun an in ihm bleiben würde.
»Zacarias.« Nicolas schlang einen Arm um ihn und versuchte, ihn vom Schauplatz des Grauens wegzuziehen.
Zacarias trat jedoch von ihm zurück, weil er befürchtete, den Bruder mit den Schatten zu verderben, die jetzt ein fester Bestandteil von ihm waren. Grimmig verbrannte er die Leichname seiner Mutter und seines Vaters – nein, des Vampirs -, bevor er die Säure von seiner Haut entfernte.
Dann wandte er sich zu den blassen Gesichtern seiner Brüder um. »Keiner von euch wird je wieder an die Geschehnisse hier denken. Ihr werdet weder euren Vater noch mich mit dieser Erinnerung beschmutzen. Niemals, versteht ihr? Ihr werdet nie wieder daran denken oder davon sprechen. Weint jetzt, denn sowie wir gehen, ist Schluss damit. Ende. Sagt mir, dass ihr verstanden habt! Jeder von euch. Sagt es! Schwört es mir beim Leben eurer Mutter!«
Seine Brüder schworen, seinen Wünschen nachzukommen, und bekräftigten noch einmal ihre Loyalität ihm gegenüber. Erst dann ließ Zacarias sie trauern, während er selbst sich ein Stück entfernte. Er ließ sich auf die Erde fallen und weinte zum letzten Mal in über tausend Jahren.
Zacarias berührte sein Gesicht und sah, dass seine Fingerspitzen blutbefleckt waren, als er sie zurückzog. Er konnte Marguarita in seinen Armen spüren, sie in sich und um sich herum fühlen. Ihr Herzschlag war schnell, und das Atmen fiel ihr schwer. Sie weinte, und er verspürte ihren Schmerz, als wäre es sein eigener. Verblüfft blickte er auf ihre Schulter herab. Ihre Bluse hatte rote Flecken. Seine Kehle war wie zugeschnürt und wund. Erschrocken stieß er Marguarita von sich, verbannte sie aus seinem Geist und wies sie von sich, wies sie, die Erinnerungen und die damit verbundene Qual zurück.
Das in ihm brodelnde Adrenalin und seine völlige
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