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Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Halunken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich zwar Angela aufhielt, leider aber ohne Simplicity. Angela bemerkte Dodgers Enttäuschung ohne Zweifel, denn sie sagte munter: »Simplicity lässt sich Zeit, Mister Dodger, weil sie mit Ihnen das Theater besucht.« Sie klopfte neben sich aufs Sofa. »Nehmen Sie Platz!«
    Und so saßen sie zu dritt in der sonderbaren Stille von Menschen, die warten, ohne sich viel zu sagen zu haben. Schließlich öffnete sich eine Tür, ein Dienstmädchen trat ein und zupfte hier und dort an Simplicitys Kleid, die lächelte, als sie Dodger sah, woraufhin die ganze Welt golden glänzte.
    »Wie schön, Sie so hübsch zu sehen, meine Liebe«, sagte Miss Coutts, »aber ich fürchte, wir kommen zu spät zu Julius Cäsar, wenn wir uns nicht sputen. Zwar steht uns im Theater eine Loge zur Verfügung, doch ich halte es nach wie vor für eine Unhöflichkeit, zu spät zu kommen.«
    Dodger durfte in der Kutsche neben Simplicity sitzen. Derzeit sagte sie nicht viel und schien voller Aufregung an den bevorstehenden Theaterbesuch zu denken, und Dodger dachte zum Beispiel: Eine Loge, meine Güte! Es bedeutet, dass viele Leute sie sehen können.
    Aber kurz nachdem sie das Theater erreicht hatten, und zwar rechtzeitig genug, um niemanden in Verlegenheit zu bringen, nahmen die beiden Lakaien – oder zwei andere, die genauso aussahen – ihre Plätze hinter ihnen ein. Es mussten dieselben sein, denn als sich Dodger umwandte, erkannte er den Mann, der es nicht abwarten konnte, seiner alten Mutter von Dodger zu erzählen. Als sich ihre Blicke trafen, lächelte der Mann kurz und zeigte einen großen Schlagring, der gleich darauf wie durch Magie wieder verschwand. Nun ja, immerhin etwas.
    Dodger hatte schon vorher Schauspielhäuser besucht, inoffiziell, doch es dauerte eine Weile, bis er begriff, was auf der Bühne geschah. Solomon hatte zuvor versucht, ihm eine Vorstellung davon zu vermitteln, was es mit Julius Cäsar auf sich hatte, und Dodger glaubte, es mit einem Bandenkrieg zu tun zu haben, bei dem alle viel zu viel redeten. Die Worte flogen über seinen Kopf hinweg, und er bemühte sich, sie festzuhalten, und nach einer Weile dämmerte ihm langsam, worum es bei diesem Stück ging. Wenn man sich erst einmal an die Sprechweise und die vielen Bettlaken und alles andere gewöhnt hatte, wurde klar: Das Geschehen betraf scheußliche Leute. Als Dodger das dachte und sich fragte, welcher Seite er seine Sympathien schenken sollte, fiel ihm plötzlich ein, dass diese römischen Typen die Kanalisation gebaut und die Lady Cloacina genannt hatten.
    Obwohl Julius Cäsar und die anderen Figuren auf der Bühne keine Anstalten machten, irgendwelche Abwasserkanäle zu konstruieren, fragte sich Dodger, ob er der Lady gegenüber den Namen verwenden sollte, den ihr die Römer gegeben hatten; vielleicht war es einen Versuch wert. Während die Reden auf der Bühne über ihn hinwegzogen, schloss er die Augen und versuchte sein Glück bei der römischen Göttin der Latrinen. Er hob die Lider wieder, als eine Stimme verkündete: »Es gibt Gezeiten für der Menschen Treiben; nimmt man die Flut wahr, führt sie uns zum Glück.« Mit großen Augen beobachtete Dodger die Schauspieler. Also, wenn man sich ein Zeichen wünschte, so war dies zweifellos besser als eine Ratte, die einem über den Stiefel lief!
    Miss Coutts saß um des Anstands willen neben ihm, und Solomon leistete Simplicity Gesellschaft – da er ein alter Mann war, konnte man rein theoretisch davon ausgehen, dass er weder an Techtel noch an Mechtel dachte. Miss Coutts versetzte Dodger einen sehr diskreten Stoß und fragte: »Alles in Ordnung? Ich dachte, Sie seien eingeschlafen, und dann sind Sie zusammengezuckt.«
    »Was?«, erwiderte Dodger. »O ja. Ich hab nur begriffen, dass es klappen wird, kein Zweifel.«
    Dann verfluchte er sich für seine Dummheit, denn Angela flüsterte: »Was wird klappen, wenn ich fragen darf?«
    Dodger murmelte: »Alles.« Und plötzlich schenkte er dem Geschehen auf der Bühne mehr Aufmerksamkeit und fragte sich, warum so viele Römer nötig waren, um einen Mann zu töten, erst recht nachdem es ein so übler Zeitgenosse zu sein schien.
    Solomon nannte es ein Mahl. Was offenbar viel aufregender war als eine Mahlzeit. Es gab herrliches Schmalzfleisch und leckeren Aufschnitt, dazu eingelegtes Gemüse und Chutneys, die einem Tränen in die Augen trieben und Solomons Augen zum Glänzen brachten. Als sie mit dem Essen fertig waren, wandte sich Dodger an Angela. »Wo sind Ihre

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