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Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Halunken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Miss Simplicity beim Packen ihrer wenigen Sachen zu helfen, damit alles bereit ist, wenn die Kutsche vorfährt.«
    Für Dodger konnte die Kutsche diesmal nicht schnell genug kommen, und als sie schließlich vor dem Haus hielt, drückte Mister Mayhew ihm eine halbe Krone in die Hand.
    »Gut gemacht, mein lieber Dodger, gut gemacht!«
    Als die Kutsche zur Fleet Street rollte, fragte Simplicity: »Mein lieber Dodger, warum hast du mich im Regen gerettet?«
    Es haute ihn regelrecht um, aber er brachte hervor: »Weil es mir nicht gefällt, wenn irgendwelche Leute andere Leute zusammenschlagen, die niemanden haben, an dem sie ihren Zorn ihrerseits auslassen können. Davon musste ich als Kind zu viel ertragen, und außerdem warst du ein Mädchen.«
    Ihr Ton änderte sich, als sie erwiderte: »Eine Frau, Dodger. Hast du gewusst, dass ich mein Kind verloren habe?«
    Das brachte Dodger in Verlegenheit. »Ja … äh … tut mir leid, dass ich nicht eher da war.«
    »Dodger, du bist wie ein Gott aus dem Regen aufgetaucht. Wie hättest du noch schneller sein können?« Und diesmal musste sie sich nicht damit begnügen, ihm einen Kuss zuzuwerfen. Sie lieferte ihn auf kürzestem Weg.
    Charlie war nicht beim Chronicle, aber in seinem Büro traf Dodger einen der zahlreichen Jungen, die für die Zeitung arbeiteten, indem sie mit Zetteln in der Hand umherliefen und dabei sehr wichtig aussahen. Dieser Junge starrte Dodger an wie den Erzengel Gabriel und fragte heiser: »Stimmt es, dass du das Ungeheuer mit seiner eigenen Krawatte erdrosselt hast? Oh, darf ich dich bitten, deinen Namen für mich auf dieses Stück Papier zu schreiben? Ich stelle ein Sammelalbum zusammen.«
    Dodger blickte in das Gesicht des Jungen, das ein wenig schmutzig war, ebenso wie seine Kleidung, sicherer Hinweis darauf, dass es in diesem Gebäude überall Tinte gab. Er wusste nicht genau, was er sagen sollte, und suchte bei der Wahrheit Zuflucht. »Weißt du, Junge, er war einfach nur ein sehr kranker alter Mann, verstehst du? Er glaubte, Tote zu töten, die zu ihm zurückkehrten und ihm keine Ruhe ließen. Ich habe ihn nicht erwürgt, klar? Ich habe ihm nur das Rasiermesser abgenommen, und die Peeler brachten ihn fort, und das ist alles, hast du verstanden?«
    Der Junge wich ein wenig zurück und meinte: »Bestimmt sagst du das nur, weil du zu bescheiden bist. Und falls du hierherkommst, lässt Mister Dickens dir ausrichten, dass er im House of Parliament zu finden ist, weil er heute ein bisschen auf Berichterstatter macht. Der Mann an der Tür lässt dich eintreten, hat er gesagt. Und wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gibt, sollst du sagen, dass du vom Chronicle bist. Und schreibst du jetzt deinen Namen auf diesen Zettel, bitte?« Der Junge steckte ihm den Stift fast in die Nase, und Dodger gab nach. Der Junge bekam einen gekritzelten Namen, und Dodger bekam den Stift.
    »Ich weiß nicht, wo genau Mister Charlie sich aufhält, aber du kannst jederzeit die Peeler fragen«, sagte der Junge und lächelte. »Ich wette, es wimmelt nur so von denen.«
    Einen Peeler fragen! Dodger? Doch dieser Einwand kommt zweifellos vom alten Dodger, dachte er. Und immerhin, er war ein doppelter Held, auch wenn beide Fälle auf einem Missverständnis beruhten. Zumindest für einen Jungen mit Tintenflecken im Gesicht war er ein Held, und ein Held sollte aufrecht vor den Peelern stehen, oder etwa nicht? Ein Held würde ihnen unverwandt in die Augen blicken, und außerdem hatte Simplicity ihn geküsst, und für einen weiteren Kuss von ihr wäre er bereit gewesen, einem Peeler in den Hintern zu treten. Er musste nur weiter dem eingeschlagenen Weg folgen, dann wurde das Leben besser, und vielleicht wurde es noch besser, wenn er auf die Hilfe von Mister Dickens zurückgreifen konnte.
    Er sah Simplicity an und sagte: »Tut mir leid, aber mir scheint, wir haben eine weitere Fahrt vor uns.«
    Und dann blieb ihnen nichts anderes übrig, als eine der draußen wartenden Kutschen zu nehmen und zum Parliament Square zu fahren.
    [4]  Der Name Punch bezieht sich nicht nur auf ein Satiremagazin, das 1841 in London von Henry Mayhew und Ebenezer Landells gegründet wurde, sondern auch auf den Kasper des englischen Kasperletheaters.

9
Dodger bringt ein Rasiermesser ins Parlament und begegnet einem Mann, der auf der richtigen Seite stehen möchte
    Den Männern, die das Parlamentsgebäude bewachten, ob in Uniform oder nicht, widerstrebte es, Dodger und Simplicity Eintritt zu gewähren, vielleicht

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