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Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Halunken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dir nichts anzutun, aber dies« – er trat zu – »kommt von Missus Sharples. Entschuldige, aber sie bat mich darum.«
    Benjamin bedachte ihn mit einem Stöhnen, Missus Sharples mit einem breiten, schrecklichen Grinsen. Sie sagte: »Gut gemacht, junger Mann, noch einmal!«
    Dodger dachte: Dies ist der richtige Zeitpunkt dafür, jener Mann zu sein, der die Welt von Sweeney Todd befreit hat. Und so sagte er ruhig: »Simplicity und auch Sie, Missus Sharples, hören mir jetzt bitte gut zu. Ich habe Grund zu der Annahme, dass gewisse Leute nach Simplicity suchen, weil sie ihr Böses wollen, und deshalb entnehme ich sie der freundlichen Fürsorge der Mayhews. Ich bin sicher, dass sie Simplicity gut behandeln, aber mir schaudert bei der Vorstellung, dass sie den üblen Leuten die Tür öffnen.«
    »Aber sie befindet sich in ihrer Obhut«, wandte Missus Sharples ein.
    Dodger öffnete den Mund, hörte aber ein Geräusch, das von Simplicity stammte – sie sprach. Nicht laut, aber auch nicht sehr leise. Mit fester Stimme sagte sie: »Ich bin eine verheiratete Frau, deren Mann sich als schwacher, dummer Junge herausgestellt hat, Missus Sharples, und ich glaube, dass Dodger in diesem Fall recht hat. Deshalb schlage ich vor, dass wir so schnell wie möglich zum Haus zurückkehren.«
    »Ja«, bekräftigte Dodger. »Dem stimmen Sie doch sicher auch zu, Missus Sharples, oder?«
    Die Haushälterin blickte auf den Schmutzigen Benjamin hinab. »Was soll mit ihm geschehen?«
    Dodger sagte zu dem Häufchen Elend namens Benjamin: »Hör gut zu, mein Freund, ich weiß, wer du bist und wo du wohnst, und ob ich das weiß! Sammelst du noch immer Korsetts? Wenn du wieder aufstehen kannst, wirst du Folgendes tun: Du machst dich auf und folgst dem Verlauf der Straße dort, du wirst so schnell wie möglich gehen, und zwar immer in die gleiche Richtung, und du drehst dich nicht – ich wiederhole: nicht  – um, bevor es vollkommen dunkel geworden ist, hast du verstanden? Denn du kennst mich, und ich bin Dodger. Der neue Dodger. Ich bin der Dodger, der Mister Sweeney Todd überwältigt hat. Der Dodger, der sein Rasiermesser besitzt. Und wenn du mich hintergehst, komme ich eines Nachts neben dir aus dem Boden und sorge dafür, dass du nie wieder erwachst.«
    Benjamin stöhnte und erwiderte: »Ich hab dich nie nich gesehen, Mister, und bei Gott, ich wünschte, das wäre die Wahrheit. Ich mach dir keinen Ärger.«
    Sie kehrten auf Umwegen zum Haus der Mayhews zurück, und erst als Dodger den Zeitungsjungen sah und hörte, wie er »Grausiger Mord! Lesen Sie alles darüber! Mörder von tapferem Helden überwältigt!« rief, begriff er, dass das Leben immer vertrackter wurde.
    Schließlich erschien vor ihnen wieder das kleine Tor der Mayhews, und Dodger sah sich rasch nach weiteren Beobachtern um; offenbar gab es keine. Er öffnete das Tor für Simplicity, die sagte: »Vielen, vielen Dank, mein lieber Dodger.« Und sie warf ihm einen Kuss zu, der völlig lautlos war, doch für Dodger schien er so laut zu sein wie alle Glocken von London beim gemeinsamen Läuten.
    Das Gespräch mit den Mayhews verlief weniger mühsam, als Dodger befürchtet hatte, zumal er darauf hinwies, dass jemand nach Simplicity suchte. Und sie wollten doch sicher nicht, so betonte er, dass dieser Jemand an ihre Tür klopfte.
    »Wenn Sie so freundlich wären, Miss Simplicity beim Packen zu helfen und eine Kutsche zu rufen …«, schloss Dodger seine Ausführungen. »Dann bringe ich sie unverzüglich zu Charlie, wo wir sicher genug sein dürften, um die nächsten Schritte zu planen. Und ich bitte Sie, Missus Mayhew und Mister Mayhew, diesmal brauchen wir keine Anstandsdame.«
    »Ich muss Einwände erheben«, erwiderte Missus Mayhew. »Mir scheint …«
    Dodger öffnete den Mund, aber Simplicity kam ihm zuvor, gab Missus Mayhew einen Kuss und sagte: »Jane, ich bin eine verheiratete Frau und kann mit Bestimmtheit sagen, dass mich mein Mann als Sklavin möchte – oder tot. Ich begleite Dodger. Wahl und Schuld liegen bei mir, und ich möchte nicht, dass dieser Haushalt meinetwegen irgendwie zu Schaden kommt.«
    Mister und Missus Mayhew starrten sie an, wie man vielleicht einen Hund anstarrt, der gerade ein Lied gesungen hat, und dann setzte sich der gesunde Menschenverstand durch, und Mister Mayhew sagte: »Liebe Missus Sharples, könnten Sie vielleicht eine Kutsche rufen, während du, meine Liebe« – diese Worte galten seiner Frau –, »vielleicht so freundlich wärst,

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