Dunkle Halunken: Roman (German Edition)
pauschalen Anschuldigungen. Dodger war kein Dieb, ganz und gar nicht. Er war … Nun, er verstand sich gut darauf, Dinge zu finden. Immerhin fiel manchmal etwas von Karren und Kutschen, oder? Er hatte nie die Hand in eine fremde Hosentasche gesteckt. Abgesehen vielleicht von zwei oder drei Gelegenheiten, bei denen die Taschen so weit aufklafften, dass etwas herausfallen musste. Dodger war einfach nur rechtzeitig zur Stelle gewesen, um es aufzufangen, bevor es zu Boden fallen konnte. Von Stehlen konnte keine Rede sein. Nein, er half, die Straße sauber zu halten, und außerdem passierte es nur … wie oft? Ein- oder zweimal die Woche? Es war eine Form der Reinlichkeit, doch gewisse kurzsichtige Menschen mochten dennoch auf den Gedanken verfallen, einen dafür zu hängen – aufgrund eines Missverständnisses. Aber sie bekamen nie Gelegenheit, Dodger misszuverstehen, o nein, denn er war schnell und mit allen Wassern gewaschen und bestimmt viel gerissener als die dumme alte Frau, die die Worte durcheinandergebracht hatte. Überhaupt, was war eine Weide des Sturms? Wie brachte man sie ins Haus, und welche Tiere grasten darauf? Das war doch bescheuert! Aber vielleicht wurde man bescheuert, wenn man in einem solchen Haus arbeitete. Was Dodger betraf … er mied die sogenannte Arbeit. Ganz anders sah es natürlich mit dem Toshen aus. Oh, wie sehr er das liebte! Das Toshen war keine Arbeit, sondern ein Lebensstil – oder mehr noch: das Leben selbst. Hätte er nicht diesen dämlichen Fehler begangen, wäre er jetzt in der Kanalisation, um dort das Ende des Gewitters abzuwarten. Nach einem solchen Regenguss öffnete sich eine ganze Welt von Möglichkeiten. Er war gern dort unten unterwegs, aber im Augenblick lag Charlies Hand fest auf seiner Schulter.
»Höre dies, mein Freund: Diese Frau hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Wenn du hier Dschingis Khan spielst und ich davon erfahre, setze ich gewisse mir bekannte Leute auf dich an. Verstanden? Und ich werde eine Waffe schwingen, die sich Dschingis Khan nie erträumt hätte, und sie wird genau auf dich zielen, mein Freund. Nun muss ich diese arme junge Dame deiner Obhut und dich der Aufsicht von Missus Sharples überlassen, von deren Wort dein Leben abhängt.« Charlie lächelte und fuhr fort: » Weide des Sturms – nicht schlecht. Das werde ich mir notieren.« Zur Überraschung von Dodger und wahrscheinlich auch von Missus Sharples holte Charlie ein sehr kleines Notizbuch hervor und kritzelte etwas mit einem sehr kurzen Stift hinein.
In den Augen der Haushälterin glänzte freudige Boshaftigkeit, als sie Dodger ansah. »Sie können mir vertrauen, Sir, jawohl, das können Sie. Wenn dieser Bursche irgendwelche Mätzchen macht, bringe ich ihn sofort aus dem Haus und zur Polizei.« Dann schrie sie und wies nach unten. »Er hat ihr schon was gestohlen, Sir, sehen Sie nur!«
Dodger erstarrte mit der Hand auf halbem Weg zum Boden. Es folgte ein recht angespannter Augenblick.
»Ah, Missus Sharples, Sie haben in der Tat die Augen von … wie soll ich sagen … Argos Panóptes«, sagte Charlie glatt. »Zufälligerweise habe ich bereits gesehen, was der junge Mann gerade aufheben wollte. Es liegt schon seit einer ganzen Weile neben dem Bett – die junge Dame hat es zuvor in der Hand gehalten. Mister Dodger wollte sicher nur dafür sorgen, dass es niemand übersieht. Bitte gib es mir, Dodger!«
Dodger hatte einen ziemlichen Schreck bekommen, hob den Gegenstand auf und reichte ihn dem Mann. Es handelte sich um ein billiges Kartenspiel, und da er Charlies Blick spürte, verzichtete er darauf, es sich genauer anzusehen.
Charlie ging Dodger ziemlich auf den Geist, und jetzt sagte er: »Ein Kartenspiel für Kinder, Missus Sharples, feucht und recht juvenil für eine junge Dame ihres Alters. Ein Quartett, Glückliche Familie genannt. Ich habe davon gehört.« Er drehte das Kartenspiel hin und her und sagte: »Dies ist ein Rätsel, meine liebe Missus Sharples. Ich möchte es in die Hände von jemandem legen, der Himmel und Erde in Bewegung setzt, um das Geheimnis am Schwanz zu packen und ans Licht zu ziehen. Damit meine ich Mister Dodger.« Er gab das Kartenspiel dem erstaunten Dodger zurück und fügte munter hinzu: »Wage mich nicht zu hintergehen, Dodger! Glaub mir, ich kenne dich in- und auswendig, und was ich gerade gesagt habe, meine ich ernst. So, und jetzt muss ich gehen. Es ist spät genug.«
Dodger glaubte, dass Charlie ihm zuzwinkerte, bevor er das Zimmer
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