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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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geschickt. In bar.«
    Cam kauerte sich neben sie. »Ich will Namen hören.«
    »Ich kenne nur den von Biff. Er war einer meiner Kunden, wie ich schon sagte.« Sie krabbelte von ihm fort, bis ihr Rücken die Wand berührte. »Vor ein paar Jahren erzählte er mir von diesem Club oder was immer das war. Er sagte, sie würden mir zweihundert Mäuse für eine Nacht bezahlen, also hab’ ich’s gemacht.«
    »Wo fand das Spielchen denn statt?«
    »Keine Ahnung.« Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an. »Ich schwöre, ich weiß es nicht. Man hat mir immer die Augen verbunden. Gehörte wohl dazu, verstehen Sie? Biff holte mich ab, und wir fuhren aus der Stadt hinaus, irgendwo in die Wälder. Dann hielt er an, verband mir die Augen, und wir fuhren weiter. Nach einer Weile mußten wir dann zu Fuß weiter, in den Wald hinein. Er hat mir die Augenbinde erst abgenommen, als wir da waren. Sie haben da so ’ne Art Ritual zelebriert, Satanismus, na, Sie wissen schon. Aber im Grunde genommen wollten die Typen nur Sex und Nervenkitzel.«
    »Beschreib mir die Männer.«
    »Die trugen alle Masken, die ganze Zeit über. Außer Biff hab’ ich nie einen gesehen. Sicher, die hatten ’ne Schraube locker, aber sie haben gut bezahlt. Alle paar Monate bin ich wieder hin.«
    »Okay, Mona.« Er half ihr hoch, obwohl sie zusammenzuckte. »Setz dich und erzähl mir alles, was du weißt.«

Drittes Kapitel
    Damit sie wenigstens etwas zu tun hatte, räumte Alice die Küche auf. Hinter ihr tigerte Blair unruhig auf und ab. Sie hatten eine lange Woche hinter sich, jeder von ihnen. Niemand glaubte daran, daß Clare einfach sang- und klanglos fortgegangen war. Das paßte zu jemandem wie Sarah Hewitt, aber nicht zu Clare. Es ergab keinen Sinn.
    Die riesige Skulptur, an der sie gearbeitet hatte, stand immer noch draußen in der Einfahrt, wie ein Mahnmal. Die Leute gingen daran vorbei, blieben auch manchmal stehen und ließen ihren Spekulationen freien Lauf. Min Atherton hatte sogar Polaroidfotos davon geschossen, die sie in Betty’s Schönheitssalon herumzeigte.
    Der Bürgermeister hatte eine außerordentliche Gemeindeversammlung einberufen und eine Belohnung ausgesetzt. Und eine zu Herzen gehende Rede gehalten, erinnerte sich Alice. Kaum ein Auge im Saal war trocken geblieben. Der Bürgermeister stand, was seine rhetorischen Fähigkeiten betraf, einem Wanderprediger in nichts nach.
    Der einzige, der keine Gefühlsregung gezeigt hatte, war der Sheriff gewesen. Regelrecht verhärmt hatte er ausgesehen, fand Alice jetzt. Ihr war klar, daß er seit Clares Verschwinden vor sechs Tagen kaum geschlafen und noch weniger gegessen hatte. Am Ende der Versammlung hatte er den Einheimischen und den Reportern, die in Scharen gekommen waren, Rede und Antwort gestanden. Sogar Journalisten aus D.C., New York und Philadelphia waren erschienen.
    Alice hielt den Putzlappen unter den Wasserkran, wrang ihn aus und wischte die Arbeitsflächen sauber. Die drückende Hitze paßte eher zu den Hundstagen im August statt zum Juni, doch niemand war auf den Gedanken gekommen,
die Klimaanlage einzuschalten. Clares Mutter und deren zweiter Ehemann sowie die LeBeaus hielten sich im Haus auf. Keiner beklagte sich über die Hitze.
    Sie warf Blair einen mitfühlenden Blick zu und stellte bei sich verwundert fest, daß die langjährige Schwärmerei inzwischen dem Gefühl bloßer Freundschaft gewichen war.
    »Soll ich dir rasch eine Kleinigkeit zu essen machen?« bot sie ihm an. »Ein Sandwich oder einen Teller Suppe?«
    »Danke, später vielleicht. Ich dachte, Angie und Jean-Paul wären inzwischen zurück.«
    »Sie müssen jeden Augenblick wiederkommen.« Alice hängte den Lappen über den Halter neben der Spüle. Sie kam sich furchtbar hilflos vor, da sie außer Schinkenbroten und Campbell’s Huhn-und-Reis-Gerichten nichts anzubieten hatte. »Du mußt etwas essen, sonst klappst du noch zusammen. Ich werde schnell was herrichten. Die anderen haben bestimmt Hunger, wenn sie zurückkommen.«
    Blair wollte sie erst unwirsch anfahren, besann sich dann jedoch eines Besseren. Alice wirkte ebenso hohläugig und mitgenommen wie sie alle. »Okay. Gute Idee.« Als ein Motorrad heranknatterte, stürzten beide wie von Furien gehetzt in die Garage. Noch ehe Cam absteigen konnte, war Blair schon an seiner Seite.
    »Hast du Neuigkeiten?«
    »Nein.« Cam rieb sich die verklebten Augen, ehe er mit gummiweichen Beinen von dem Motorrad kletterte. Er war fast den ganzen Tag unterwegs gewesen, um

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