Dunkle Herzen
und blickte ihn aus verschlafenen Augen an, während sie hastig den Gürtel eines dünnen, blumenbedruckten Morgenmantels schloß. Noch ehe sie zu Wort kam, riß Cam
die Tür ganz auf, stürmte ins Zimmer und knallte sie wieder hinter sich zu.
»Wir müssen uns noch mal unterhalten.«
»Ich hab’ Ihnen schon alles gesagt, was ich weiß.« Mona fuhr mit der Hand durch ihr verstrubbeltes Haar. »Sie haben kein Recht, einfach so hier einzudringen.«
»Scheiß auf meine Rechte.« Er stieß sie grob auf einen Stuhl.
»Freundchen, es kostet mich nur einen Anruf bei meinem Rechtsanwalt, und du bist dieses niedliche Abzeichen los.«
»Nur zu. Ruf ihn an, Süße. Aber vergiß nicht, Beihilfe zum Mord zu erwähnen.«
Ihn argwöhnisch beobachtend, zupfte sie ihren Morgenmantel zurecht. »Ich weiß gar nicht, wovon Sie reden.«
»Schon mal ’ne Zeitlang im Knast gesessen, Mona?« Cam stützte sich auf die Stuhllehne und beugte sich zu ihr. »Und ich rede nicht von ein, zwei Nächten in Untersuchungshaft. Ich denke da eher an zehn oder zwanzig Jahre im Zuchthaus.«
»Ich hab’ mir nichts zuschulden kommen lassen.«
»Du bist in der letzten Zeit zu ’ner Menge Geld gekommen, Süße. Clever von dir, die Kohle festzulegen. Bist ja ein richtiges Finanzgenie.«
»Na und?« Nervös leckte sie sich über die Lippen. »Das Geschäft lief gut.«
»Die erste Einzahlung erfolgte am Tag vor unserem Gespräch, die zweite am Tag danach. Komischer Zufall, nicht?«
»Wie das Leben so spielt.« Sie griff nach dem Zigarettenpäckchen, das neben ihr auf dem Tisch lag. »Ist das vielleicht strafbar?«
»Wo hast du das Geld her?«
»Ich sagte doch schon, daß …« Sie brach abrupt ab, als er ihr eine Hand um den Hals legte und zudrückte.
»Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, Mona, also verschwende nicht meine Zeit. Ich werde dir sagen, wie alles ablief. Jemand hat dich bezahlt, damit du mich auf eine falsche
Fährte lockst. Dieser ganze Quatsch von dem Haitianer, der Biff angeblich umgebracht hat, weil der ihm ein Drogengeschäft versaut hat.«
»Biff war ein Muli, genau wie ich gesagt habe.«
»Er hat als Kurier gearbeitet, das glaube ich gerne. Zu mehr reichte sein bißchen Verstand nämlich nicht aus. Der ganze Rest ist allerdings erstunken und erlogen. Jetzt raus mit der Sprache. Wer hat dich dafür bezahlt, daß du mir Märchen erzählst?«
»Ich bin aus freien Stücken gekommen, weil ich helfen wollte.«
»Du wolltest helfen.« Cam wich ein Stück zurück, dann trat er mit voller Wucht gegen den Tisch, der krachend umstürzte und eine Lampe mit zu Boden riß. »Du wolltest helfen«, wiederholte er und stieß sie unsanft auf den Stuhl zurück, als sie aufspringen wollte. »Sie haben dich wohl nicht über mich informiert, was? Haben sie dir von meinem speziellen Problem erzählt? Weißt du, ich war lange Jahre als Cop in D.C. tätig, doch ich mußte den Job aufgeben und mich in eine Kleinstadt zurückziehen. Kannst du dir vorstellen, warum?«
Mona schüttelte den Kopf. Jetzt sah er nicht mehr wie der typische Cop aus, fand sie. Er wirkte eher gemeingefährlich.
»Nun, ich verliere leider sehr schnell die Beherrschung, vor allen Dingen dann, wenn ich angelogen werde. Das macht mich rasend.« Zur Bekräftigung griff er nach einer fast leeren Flasche Jim Beam und warf sie an die Wand, wo sie zerschellte. Starker Schnapsgeruch breitete sich im Zimmer aus. »Dann fange ich an, alles kurz und klein zu schlagen. Und wenn ich dann weiterhin angelogen werde, setzt es bei mir ganz aus. Einmal habe ich sogar einen Verdächtigen aus dem Fenster geschmissen.« Er warf dem Fenster hinter ihrer Schlafcouch einen vielsagenden Blick zu. »Wir befinden uns hier im dritten Stock, nicht wahr?«
»Sie ticken ja wohl nicht richtig. Ich rufe jetzt meinen Anwalt an.« Mona rappelte sich hoch und langte nach dem
Telefon. »Sie sind verrückt. Diesen Scheiß muß ich mir nicht bieten lassen.«
»Ja und nein.« Seine Hand schloß sich um ihr Handgelenk. »Ich bin verrückt, das ist richtig. Aber du mußt dir noch viel mehr bieten lassen. Mal sehen, wie weit du fliegen kannst.« Er zerrte die kreischende, sich sträubende Frau zum Fenster. Sie klammerte sich verzweifelt am Fensterbrett fest und sank in die Knie. »Ich weiß nicht, wer es war. Ich weiß es nicht.«
»Das reicht nicht.« Cam schlang einen Arm um ihre Taille.
»Ich weiß es nicht, ich schwör’s! Er hat angerufen, mir aufgetragen, was ich sagen soll, und mir das Geld
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