Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
die Lippen beißen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien. Ich biete ihm meine Schulter als Stütze an, doch er winkt ab. Wir können nicht riskieren, dass Marta uns entwischt.
Endlich sind wir unten angekommen. Die Sprechanlage ist links von der Tür. Ich reiße Martas Hände zurück, um sie zu warnen. »Sie haben nur eine Chance, das richtig zu machen. Sie werden zuerst durch die Tür gehen. Wenn Sie also überleben wollen, um mich ein andermal zu quälen, dann bauen Sie besser keinen Mist.«
Das ist offenbar Motivation genug für sie, denn sie erklärt schlicht: »Drücken Sie eins-null-zwei auf der Tastatur.«
Ich strecke die Hand aus und tue es. Ein Summen ertönt auf der anderen Seite, dann sagt eine Frauenstimme auf Spanisch: »Quién es?«
Marta antwortet. »Señora Martinez. Lila, abra la puerta.«
Ich werfe Max einen Blick zu. Er schaut argwöhnisch drein. »Mach die Tür auf – das ist alles?«
Marta schnaubt. »Was haben Sie denn erwartet? Ein geheimes Passwort? Ihr Amerikaner seht zu viel fern.«
Max zuckt mit den Schultern, aber um sicherzugehen, bedeute ich ihm, sich hinter mich zu stellen, und trete so weit von der Tür zurück, wie ich kann. Es gibt keine Deckung, nur knapp zwanzig Zentimeter Wand links und rechts der Tür. Doch gleich darauf erwacht der Mechanismus, der die Küchenschränke bewegt, surrend zum Leben, und die Öffnung tut sich vor uns auf. Angespannt warte ich auf einen Angriff. Aber nichts geschieht. Lila ist sogar zurückgewichen, als fürchte sie dasselbe. Doch als sie ihre Herrin sieht, eilt sie unter einem spanischen Wortschwall auf sie zu, der furchtbar besorgt klingt.
Ich überlasse das Dolmetschen Max. Er weiß, dass ich kaum Spanisch verstehe. Falls es Grund zur Sorge gibt, wird er mir Bescheid sagen.
Ich blicke mich in der Küche um. Pedro ist nirgends zu sehen. Marta ist damit beschäftigt, Lila zu beruhigen. Niemand achtet auf mich. Ich gehe schnell zu dem Waffenschrank hinüber und öffne leise die Tür. Darin hängt ein ganzes Arsenal, von Sturmgewehren bis hin zu einem versilberten Derringer. Das ist die Waffe, die ich wähle. Leicht zu verstecken, und wenn es zum Kampf kommt, dann in nächster Nähe. Ich schnappe mir eine Schachtel Munition dazu.
Marta und Lila unterhalten sich immer noch. Ich schiebe Max unauffällig die Waffe und die Munition zu, und er steckt beides in die Hosentasche. Dann sammle ich die anderen Waffen ein, werfe sie auf einen Haufen durch die Öffnung in den Küchenschränken und ziehe an dem Kanister. Als die Tür sicher geschlossen ist, reiße ich den Kanister heraus und werfe ihn weg. Auf der Suche nach einem zweiten Öffnungsmechanismus schiebe ich die restlichen Behälter mit dem Handrücken vom Regalbrett. Sie fliegen durch die Luft, knallen auf den Boden und verteilen Kaffee, Zucker und Mehl. Es gibt sicher noch andere Waffen irgendwo im Haus, aber zumindest die hier sind jetzt ausgeschaltet.
Die ganze Zeit über lauscht Max mit schräg geneigtem Kopf den hastigen Worten, die Marta und ihre Angestellte wechseln. Lila hat Martas Hände befreit und untersucht nun mit ängstlich gerunzelter Stirn die Wunde am Handgelenk. Sie führt Marta zum Spülbecken und hält das Handgelenk sanft unter fließendes, kaltes Wasser. Sie greift nach einer Flasche und Verbänden in einem Schrank über der Spüle. Mit scharfer Stimme halte ich sie auf.
»Lila, Sie können sich später um sie kümmern. Wenn wir weg sind, nicht wahr, Marta?«
Lila versteht nicht, was ich gesagt habe, also wiederholt Max meine Worte auf Spanisch. Sie beginnt zu protestieren, doch Marta winkt ab, wickelt sich ein Geschirrtuch um die Hand und wendet sich uns zu.
»Bringen wir es hinter uns. Je eher Sie weg sind, desto schneller kann ich mich mit Belinda in Verbindung setzen. Ruhen Sie sich gut aus, Vampirin, denn sobald mein Pilot zurückkehrt, eröffnen wir die Jagd auf Sie.«
Danke für die Warnung. Aber ich fürchte immer noch, dass wir aus diesem Haus gehen und in eine Falle laufen könnten. »Max, frag Lila, wo Pedro ist.«
Er tut es und übersetzt ihre Antwort. »Er ist bei dem Piloten, im Hangar.«
»Erwarten sie uns?«
Diesmal antwortet Marta, ehe Max dolmetschen kann. »Er hilft dem Piloten. Sie warten den Hubschrauber. Wir wollen doch schließlich nicht, dass jemand einen Unfall hat, nicht wahr?«
»Ist der Hubschrauber flugbereit?«, frage ich.
Sie geht zu einem Telefon, doch ich stehe neben ihr, ehe sie die zwei Schritte dorthin vollendet hat. »Machen
Weitere Kostenlose Bücher