Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
ein großes X über sein Gesicht gemalt.
Mein Handy klingelt, während ich die restlichen ausgehängten Fotos überfliege. Ich klappe es auf.
»Gute Arbeit, Anna.«
Die flüsternde Stimme.
»Du hast dich nicht erschießen lassen. Das freut mich. Denn dieses Vergnügen reserviere ich für mich. Sag das deinem Freund.«
Doch die Drohung kommt kaum bei mir an. Meine volle Aufmerksamkeit gilt dem Aushang, der Nummer zehn, genauer gesagt.
Eine Frau mit dunklem Haar und verschleiertem Blick.
Die Frau aus Beso de la Muerte.
Kapitel 15
I ch warte nicht ab, was der Anrufer sonst noch zu sagen hat. Die einzige Antwort, die er auf seine Drohung erhält, ist ein knappes: »Ficken Sie sich ins Knie, Foley.« Ich sollte wohl froh sein, dass er mir folgt und nicht Max. Das zeigt mir, wie dumm er wirklich ist.
Ich klappe mein Handy zu und sehe mir das Foto der Frau näher an, die ich gestern bei ihrem Streit mit Culebra beobachtet habe.
Auf dem Bild sieht sie älter aus, was vermutlich daran liegt, dass die Beleuchtung bei solchen erkennungsdienstlichen Aufnahmen nicht sonderlich schmeichelhaft ist. Aber die Angaben zur Person – Größe, Gewicht, Haar-und Augenfarbe – stimmen. Sie wird wegen versuchten Mordes, schwerer Körperverletzung und Einbruchs gesucht. Vermutlich bewaffnet. Zuletzt gesehen auf der Flucht von einem Tatort in Lakeside. Ich schnappe mir einen Stift und notiere den Namen: Belinda Burke. Merkwürdig normaler Name für eine Hexe.
Ich frage mich, ob ich noch Zeit habe, zu Williams zu gehen und mich nach ihr zu erkundigen, doch bevor ich das tun kann, erscheint David und kommt durch die Lobby auf mich zu. Er faltet gerade ein Blatt Papier zusammen und steckt es sich in die Jackentasche. Er lächelt.
»Zeit zum Feiern«, sagt er. »Ich habe eben Gloria angerufen, und sie möchte, dass wir in das neue Restaurant kommen. Sie lässt den Chefkoch etwas ganz Besonderes vorbereiten. Sozusagen eine Generalprobe für die Eröffnung am Samstagabend.«
Einen Augenblick lang verblassen die Hexe, der Anruf, einfach alles , hinter meiner aufwallenden Gereiztheit. David kapiert es einfach nicht. Er glaubt, ich hätte die ganze Szene für Guzman vor etwa einer Stunde wirklich nur gespielt – und zwar alles. Ich suche nach den passenden Worten, um endlich vehement genug rüberzubringen, dass ein Abend mit Gloria nicht meiner Vorstellung von Feiern entspricht.
Aber ich komme nicht dazu. David hat sich bereits abgewandt und ist auf dem Weg zur Tür.
Ich werfe einen letzten Blick auf das Foto von Belinda Burke. Ich werde Williams morgen früh nach ihr fragen, wenn ich ihn im Park sehe. Er dürfte wissen, was sie ist.
Erst als ich im Hummer sitze und genervt überlege, wie ich diesem Abend entkommen könnte, sobald wir erst wieder im Büro sind, fällt mir der Anruf wieder ein. Wie hat Foley es geschafft, uns nach Mission Valley zu folgen? War es möglich, dass er beim Büro auf der Lauer gelegen hat und nicht bei mir zu Hause? Ich bin ziemlich sicher, dass er mir nicht gefolgt ist, als ich Max verlassen habe. Oder hat er irgendeinen Kontakt im Polizeihauptquartier, der ihn mit Informationen versorgt? Eine weitere Frage, die ich Williams morgen stellen muss. Diesmal hat der Idiot mir doch tatsächlich offen gedroht. Was sollte er sonst damit bezwecken, als Max aus seinem Versteck zu locken, der mich gewiss wird schützen wollen? Ein weiterer dämlicher Fehler von Foley.
David wirft mir immer wieder Blicke zu. Ich spüre sie wie das Flattern eines nervigen Insekts. Ich drehe den Kopf und sehe ihn an. »Was?«
»Du siehst nicht besonders glücklich aus für eine Frau, die gerade mit ein paar Stündchen Arbeit einen Riesenhaufen Geld verdient hat. Woran denkst du denn?«
Ich lasse den Kopf an die Kopfstütze sinken. Sollte ich David von Max erzählen? Und von den Anrufen? Wenn ich bedroht werde, hat er wirklich ein Recht, davon zu erfahren. Er ist schließlich mein Partner. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein ahnungsloser Mensch meinem untoten Dasein ein Ende bereiten könnte, doch David genießt nicht den Schutz der Unsterblichkeit. Was, wenn Foley seine Drohung wahr zu machen versucht und David ins Kreuzfeuer gerät?
Dennoch zögere ich. Wenn ich es David sage, wird er zweifellos Gloria davon erzählen. Das wird nur eine weitere Waffe in ihrem wachsenden Arsenal gegen mich sein. Nein, ehe ich irgendetwas sage, müssen David und ich die Sache mit Gloria klären. Er ist ein guter Mann, aber er hat wahrhaftig
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