Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
einen blinden Fleck, was diese Frau angeht.
Ich hole tief Luft und springe ins kalte Wasser. »Ich bin immer noch sauer auf dich, David. Du lässt zu, dass Gloria sich in unsere Firma einmischt. Wir arbeiten jetzt seit fast drei Jahren zusammen. Wir sind gut. Verdammt gut. Aber jedes Mal, wenn ich denke, alles läuft großartig, macht Gloria den Mund auf und stellt es so hin, als wäre ich dem Job nicht gewachsen. Warum? Habe ich je Mist gebaut und dich im Stich gelassen?«
Das alles stoße ich in einem hastigen Schwall hervor.
Ich hätte mir mehr Zeit lassen sollen. Als er nach einer Minute immer noch nicht darauf reagiert hat, stoße ich ihm den Ellbogen in die Rippen. »Hast du mich gehört?«
David hält den Blick auf die Straße gerichtet. »Ja.«
»Ja? Das ist alles, was du zu sagen hast?«
Er zuckt mit den Schultern, doch die Muskeln an seinem Hinterkopf treten angespannt hervor. Er beißt die Zähne so fest zusammen, dass ich seinen Kiefer leicht zittern sehen kann.
Schließlich sagt er: »Ich mache mir keine Sorgen, weil du mich im Stich lassen könntest.«
Das sagt er so leise, dass ich glaube, ihn falsch verstanden zu haben. »Wovon sprichst du?«
Diesmal wendet er den Blick von der Straße ab und sieht mich an. »Vielleicht hat Gloria recht. Vielleicht sollten wir gründlich über alles nachdenken. Uns überlegen, was wir wirklich wollen, bevor wieder irgendwas Schlimmes passiert. Letzten Sommer hätte dich ein Fehler von mir fast das Leben gekostet. Ich könnte es nicht ertragen, wenn so etwas noch einmal passieren sollte.«
Mein erster Impuls ist ein Lachen. Schließlich hat es mich das Leben gekostet, aber nicht auf eine Art, die er sich vorstellen könnte. Stattdessen gebe ich dem zweiten Impuls nach und werde wütend.
»Du Mistkerl. Ich bin darüber weggekommen. Warum kannst du das nicht auch?«
Wieder dieses nervtötende Schweigen.
»Versuchst du absichtlich, mich wütend zu machen? Was willst du eigentlich? Dass ich es dir leicht mache und selbst aus der Firma aussteige?«
Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe, doch sobald es heraus ist, fügt sich das Puzzle wie von selbst zusammen. Ich fahre zu ihm herum. »Du willst unsere Partnerschaft auflösen? Weil du Angst hast, dass mir etwas geschehen könnte, oder ist es wegen Gloria?«
Wir fahren immer noch auf dem Broadway in Richtung Küste, und David lenkt den Hummer an den Straßenrand und hält an. Seine Hände bleiben am Lenkrad, er starrt weiterhin geradeaus, aber er sagt leise: »Nicht direkt wegen Gloria.« Er zögert und holt tief Luft. »Ich überlege, ob ich nach Los Angeles ziehen soll.«
Rasender Zorn steigt in meiner Kehle hoch, bis ich fürchte, daran zu ersticken. Ich muss ein paarmal heftig schlucken, ehe ich die Worte herausbekomme. »Los Angeles? Wo Gloria wohnt – aber das hat nichts mit ihr zu tun? Wann hast du diese Entscheidung getroffen?« Meine Stimme zittert.
Seine Schultern sinken herab. »Das ist noch nicht entschieden. Ich denke nur schon seit einer Weile darüber nach. Du weißt selbst, dass unsere Zusammenarbeit seit dem Angriff auf dich nicht mehr dieselbe war. Wir tun so, als wäre nichts, aber wir sind keine Freunde mehr, so wie früher. Wir gehen nicht mehr zusammen essen, wir trainieren nicht einmal mehr zusammen. Du hast immer eine Ausrede, warum du außerhalb der Arbeit keine Zeit mit mir verbringen kannst. Es ist offensichtlich, dass du mich nur noch als Geschäftspartner betrachtest, und als solcher bin ich jederzeit leicht zu ersetzen.«
Die Luft und die Worte gehen ihm gleichzeitig aus. Ich bin zu verblüfft, um irgendetwas zu tun, außer ihn anzustarren. Alles, was er gesagt hat, stimmt. Natürlich habe ich meine eigenen Gründe dafür. Hallo – ich bin ein Vampir. Aber David weiß das nicht. Er weiß es nicht.
Und ich kann es ihm nicht sagen.
Er räuspert sich, als wolle er das unangenehme Schweigen vertreiben, und fährt tapfer fort: »Wenn wir den Scheck für Guzman einlösen, hast du jede Menge Geld. Du kannst dir einen neuen Partner suchen, wenn du möchtest, oder allein weiterarbeiten. Du bist so gut in dem Job, dass du eigentlich niemanden brauchst. Oder du denkst mal darüber nach, vielleicht bei der Polizei anzuheuern. Das würde deinem Freund Williams sicher gefallen. Ich hege den Verdacht, dass er deshalb so viel Zeit mit dir verbringt, weil er dich anwerben will. Und Max hätte bestimmt auch nichts dagegen. Ich dachte schon immer, dass es ihm insgeheim nicht gefällt, wie
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