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Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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du deine Brötchen verdienst. Zu unabhängig.«
    Ich will kein Wort mehr hören. »David.« Ich belle seinen Namen so laut, dass wir beide zusammenzucken. »Würdest du bitte die Klappe halten, zum Teufel?«
    Die Nachmittagssonne hängt tief am Himmel. Das grelle Licht, das durch das Seitenfenster der Fahrerseite hereinfällt, lässt mich Davids Gesicht nur undeutlich erkennen. Traurigkeit und Bedauern überwältigen mich. Traurigkeit, weil ich nicht weiß, wie ich das hier wieder in Ordnung bringen soll, und Bedauern, weil ich mich auf einmal frage, ob ich das überhaupt versuchen sollte.
    Ich schnappe mir meine Handtasche und lege die Hand an den Türgriff.
    Er dreht sich auf dem Sitz zu mir herum. »Was machst du denn da?«
    Doch ich habe die Tür schon geöffnet und steige aus. Leise schließe ich sie hinter mir und gehe davon. Ich antworte nichts, weil ich nicht kann.
    Was ich hier mache? In diesem Augenblick habe ich selbst nicht die geringste Ahnung.

Kapitel 16
    W enn mir jemand vorher gesagt hätte, welch ein Chaos dieser Tag in meinem Leben anrichten würde, dann wäre ich nach meinem Besuch in Beso de la Muerte einfach ins Bett gegangen und dort geblieben. Ich hätte Williams nicht besucht, Davids Anruf nicht entgegengenommen, und ganz gewiss wäre ich nicht noch einmal nach Mexiko gefahren. Wenn ich zu Hause geblieben wäre, hätte ich gewusst, dass es Max war, der in meinem Bett lag. Ich wäre Gloria um jeden Preis aus dem Weg gegangen. Ich hätte vielleicht sogar David gesagt, er solle jemand anderen als Unterstützung für Guzmans Verhaftung mitnehmen, allein schon, um dieses letzte Gespräch zu vermeiden.
    Wenn ich das nur gewusst hätte.
    Was nützt es schon, unsterblich zu sein, wenn man die Zukunft nicht vorhersehen kann? Ein schwerer Konstruktionsfehler.
    »Noch einen Drink, Miss?«
    Auf den ersten Blick sieht der Barkeeper aus, als sei er nicht alt genug, um in einem Saloon arbeiten zu dürfen. Seine Haut ist pickelig, sein Haar gebleicht, die Hose ausgebeult. Doch seine Augen sind nicht jung. Sie reflektieren, was er schon erleben musste – Zynismus, Reue, Bedauern. Erbärmlichen Geschöpfen wie mir ausgesetzt zu sein ist wohl ein Berufsrisiko, ähnlich wie das Passivrauchen.
    Vielleicht projiziere ich aber auch nur meine eigene Vorstellung durch einen Nebel aus Scotch nach draußen.
    Ich nicke. »Ja. Bitte.«
    Er nickt ebenfalls und hält die Glenlivet-Flasche über mein Glas. Single Malt, achtzehn Jahre alt. Wenn ich so weitertrinke, habe ich das Lösegeld für Guzman noch vor Sonnenaufgang versoffen.
    Das ist mir ziemlich egal.
    Der Typ rechts neben mir beäugt mich. Er beobachtet mich schon seit einer Stunde, lauert, wartet auf den richtigen Augenblick, um mich anzusprechen. Er glaubt wohl, wenn ich erst betrunken genug wäre, würde ich seine schlechte Haut, das schüttere Haar und die glänzenden Stellen an den Ellbogen seines Jacketts nicht bemerken. Er glaubt, wenn ich betrunken genug wäre, könnte er bei mir landen.
    Ich wende mich ihm zu und lächle.
    Er könnte recht haben.

    »Anna. He, wach auf.«
    Ich ziehe mir die Bettdecke über den Kopf.
    »Komm schon. Wir müssen hier raus.«
    Es tut weh, richtig wach zu werden. Wie Kälte an einem empfindlichen Zahn. Mein Kopf brummt, meine Glieder sind schwer wie Blei, sogar mein Haar fühlt sich auf der Kopfhaut kratzig an. Ich brauche einen Moment, bis mir bewusst wird, dass ich die Stimme, die da in mein Ohr gesprochen hat, nicht erkenne. Schlimmer noch, ich weiß nicht, wo ich bin. Und ich bin nackt.
    Als ich unter der Decke hervorspähe, sehe ich nur die hintere, obere Hälfte eines Mannes, der sich jetzt vornüber beugt. Er ist bekleidet, zumindest zur Hälfte – er trägt Jeans. Er sitzt auf der Bettkante auf der anderen Seite. Ich richte mich leicht auf, und eine Flasche rollt unter der Decke hervor und knallt dumpf auf den Boden.
    Der Rücken richtet sich auf und dreht sich um. Das Gesicht kommt mir vage bekannt vor. Es grinst. »Du bist also endlich wieder zu dir gekommen. Beeil dich. Wir müssen bis zehn Uhr auschecken. Uns bleibt noch eine Viertelstunde.«
    Es ist mir zu peinlich, die offensichtliche Frage zu stellen – wer zum Teufel sind Sie? –, also wickle ich mir die dünne Bettdecke um den Oberkörper und setze mich auf.
    Der Typ beugt sich wieder vornüber, und jetzt erkenne ich, dass er sich die Schuhe zubindet. Ich blicke mich um. Ein Hotelzimmer. Nichtssagend, gewöhnlich. Ein Tisch und zwei Stühle in der Ecke,

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