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Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Flieh. Rette dich.
    Ich schlage nach der Hand, die mich zurückhält. Sie lässt nicht los. Ich knurre und beiße um mich, bis ich Blut schmecke. Immer noch werde ich festgehalten. Nun werde ich wütend, und der Vampir explodiert in mir. Blindlings suche ich nach dem Hals dieses Wesens. Ich finde ihn und reiße die Haut auf, bis mir das Blut über die Zunge läuft. Ich trinke. Und beim ersten Schluck erkenne ich es.
    Das Blut. Den Geschmack, die Textur, die Essenz. Ich erkenne es wieder. Ich kenne dieses Wesen.
    Aber das ist egal.
    Ich kann nicht hierbleiben.
    Die Stimme kreischt oder fleht nicht. Sie kämpft auch nicht oder wehrt sich gegen mich. Sie ist ganz still und lautlos. Sie wartet.
    Das ist es, was mich schließlich innehalten lässt.
    Ich schmiege den Kopf in den Nacken, aber nicht um zu trinken, sondern um zu lauschen. Um zu verstehen. Und als auch ich ruhig geworden bin, schlingt jemand die Arme um mich und hält mich fest. Dann zieht er mich vorwärts, und ich falle.
    Falle.
    In die schwarze Leere.

Kapitel 30
    I ch weiß nicht, wie tief wir fallen. Irgendwann lässt das Wesen, das mich festgehalten hat, einfach los, aber ich fürchte mich nicht. Die Angst ist weg. Plötzlich prallt Fleisch auf Beton. Mein Fleisch. Grausamer Schmerz flackert in meiner Schulter auf. Als ich die Augen öffne, liege ich auf einem kalten, feuchten Boden.
    Unendliche Erleichterung, dem Würgegriff des Grauens entkommen zu sein, überflutet mich. Es ist so dunkel, dass ich einen Moment lang glaube, ich hätte die Augen noch geschlossen. Doch ich hebe die Hände und kann sie vor der schwarzen Finsternis erkennen. Ich drücke meine Fingerspitzen zusammen und führe sie an die Lippen. Ich rieche Blut, schmecke es in meiner Kehle.
    Frey. Wo ist er?
    Ein Laut hinter mir lässt mich aufspringen. Ich ducke mich und wirbele herum, bereit zum Sprung. Der Laut kommt von einem Umriss an der Wand, ein, zwei Schritte entfernt von mir. Es ist ein Stöhnen, und nun höre ich es wieder. Als ich mich nähere, bewegt sich die Gestalt und versucht, sich aufzurichten. Ich erkenne den Mann und eile zu ihm.
    Frey ist in seiner menschlichen Gestalt. Er ist nackt und blutet aus einer Wunde am Arm und einer weiteren am Hals.
    Wunden, die ich ihm zugefügt habe.
    Ich knie mich neben ihn und strecke ihm die Hand hin, obwohl ich nicht sicher bin, ob er sie nehmen oder danach schlagen wird.
    Er ergreift meine Hand, und ich helfe ihm, sich aufzusetzen.
    »Bist du schwer verletzt?«, frage ich ihn.
    Er lehnt sich mit dem Rücken an die Wand und streckt die Füße vor sich aus. »Das wird mich lehren, mich zwischen eine Vampirin und ihre Alpträume zu stellen«, sagt er.
    »Hast du denn auch gesehen …?«
    »Nur deine Reaktion. Aber den Rest konnte ich mir denken.«
    »Dich hat es nicht getroffen?«
    »Ich habe meine Tiergestalt beibehalten, bis ich erkannte, dass du ernsthaft in Schwierigkeiten stecktest. Als Panther war ich immun dagegen. Sobald ich mich verwandelt hatte, habe ich dasselbe Grauen empfunden wie du, aber ich habe es geschafft, dich zum Tunnel zu bringen.« Er lächelt. »Ich wünschte nur, ich hätte Zeit gehabt, mich wieder in eine Katze zu verwandeln. Das hätte die Landung wesentlich angenehmer gemacht.«
    Ich blicke mich um. »Wo sind wir?«
    Frey rappelt sich hoch. Er bewegt sich steif und streckt vorsichtig alle Gliedmaßen. Anscheinend hat er vergessen, dass er nackt ist. Vorhin hat er sich noch hinter einer Bar versteckt, damit ich nicht sehe, was sich mir jetzt darbietet. Er ertappt mich dabei, wie ich ihn mustere.
    »Ich wusste ja nicht, dass ich mich wieder in einen Menschen verwandeln muss, ehe wir zum Saloon zurückkommen«, brummt er. Aber er versucht nicht, seine Blöße zu bedecken. »Du solltest jetzt wirklich aufhören, mich anzustarren.«
    Als gäbe es hier etwas anderes, was man ansehen könnte. Aber ich reiße meinen Blick von Frey los und schaue mich um. Wir befinden uns in einer Art Tunnel. Weißgekachelte Wände. Zementboden. In der Decke versenkte, schwache Lampen. Kommt mir irgendwie bekannt vor.
    »Ich habe das hier schon einmal gesehen.« Ich drücke mir die Fingerspitzen an die Augen. »Ich kann mich aber nicht erinnern, wann. Vielleicht habe ich bei dem Sturz zum Teil das Gedächtnis verloren.«
    Frey schüttelt den Kopf. »Ich bezweifle, dass du schon einmal hier warst. Vermutlich kommt es dir bekannt vor, weil über diese unterirdischen Gänge schon in den Zeitungen und im Fernsehen berichtet wurde.

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