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Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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brennendem Mesquiteholz.
    Wir schleichen weiter. Ich halte mich mit einer Hand an Freys Nackenfell fest. Ich fürchte mich vor dem, was passieren könnte, falls ich in eine weitere Alptraumfalle gerate. Frey scheint das zu spüren, denn er drückt sich eng an mich, als wolle er mich beruhigen. Ich zweifle jetzt nicht mehr daran, dass wir den richtigen Ort gefunden haben. Bevor wir das Dreieck aus Licht erreichen, das eine Tür vor uns markiert, beuge ich mich hinab und flüstere ihm ins Ohr: »Wenn mir etwas geschieht, musst du die Hexe aufhalten. Lass nicht zu, dass sie Culebra etwas antut.«
    Er drückt den Kopf an meine Brust und gibt einen kehligen Laut von sich.
    Dann richte ich mich auf und gehe voran, durch die Tür am Ende des Gangs.

Kapitel 31
    W as wir durch die offene Tür sehen, ist tatsächlich eine Szene aus einem Alptraum. Diesmal gleicht sie aber nicht meiner persönlichen Version der Hölle, sondern einer Abbildung aus einem uralten Buch über Hexerei. Ein riesiges Feuer knackt und tanzt, Funken und Flammen steigen hoch in die Nacht. Das Feuer ist die einzige Lichtquelle, so dass die Dunkelheit dahinter umso dichter und undurchdringlicher wird. Aus den flackernden Schatten erhebt sich ein gespenstischer Altar, daneben etwas, das aussieht wie ein Galgen. An dessen Balken hängt eine Gestalt, nicht an einem Strick, sondern mit weit ausgebreiteten Armen an einem Kreuz. Die Gestalt sieht menschlich aus. Sie regt sich nicht.
    Frey hindert mich daran vorzupreschen, indem er sacht meine Hand ins Maul nimmt. Ich bin so darauf konzentriert, die Szene zu überblicken, dass ich beinahe in die Falle getappt wäre. Ein dünner Draht verläuft in Höhe meiner Knöchel quer vor der Tür. Wir können nicht sehen, was dieser Draht auslösen würde, aber das ist auch egal. Ich trete darüber hinweg, während Frey mit katzenhafter Anmut springt.
    Der seltsame Gesang kommt von links, hinter einem Felsvorsprung hervor. Er klingt melodisch und uralt und erinnert mich an eine altmodische katholische Messe. Die Worte könnten lateinisch sein oder irgendeine keltische Sprache. Der Gesang wird von einem Instrument mit lieblichem, klarem Klang begleitet. Einer Flöte.
    Frey und ich huschen über das offene Gelände und suchen Deckung hinter einem Felsen. Ich weiß nicht, ob wir noch in Mexiko sind oder bereits die Grenze zu den Vereinigten Staaten überquert haben. Die meisten dieser unterirdischen Gänge kommen irgendwo in der Otay Mesa im San Diego County heraus, aber ich habe keine Ahnung, wie weit wir gelaufen sind.
    Ich spähe über den Felsen hinweg und bewege mich dabei so wenig wie möglich, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Mir stockt der Atem, als ich erkenne, was an diesem Kreuz hängt. Es sind zwei Körper, Rücken an Rücken aneinandergefesselt. Mit dem Gesicht zu mir hängt eine Frau, deren schlaffen, nackten Körper ich im Feuerschein nur als bleiche Silhouette wahrnehme. Den anderen kann ich nicht sehen. Ich kann nicht einmal erahnen, ob die beiden Körper menschlich sind, obwohl ich das vermute.
    Oder ob sie noch leben. Wo ist Culebra?
    Der rhythmische Gesang wird lauter, drängender. Ich schaue auf die Uhr – zehn Minuten vor Mitternacht. Ich habe gar kein Zeitgefühl mehr. Wir müssen viel weiter gelaufen sein, als ich vermutet habe.
    Ich richte den Blick in die Richtung, aus der der Gesang kommt. Dutzende Leute bilden dort einen höllischen Chor. Sie stehen dicht beieinander, alle in lange, dunkle Roben gekleidet, die Köpfe unter Kapuzen verborgen. Sie schwanken und stöhnen die Worte in einer Art dämonischer Verzückung.
    Eine Frau löst sich aus der Gruppe, öffnet ihr Gewand und lässt es zu Boden fallen. Sie hat dunkles Haar, das ihr weit ins Gesicht fällt und es verbirgt. Ihr nackter Körper glüht im Licht des Feuers. Als sie sich dem Altar zuwendet, entdecke ich etwas, eine Tätowierung an der rechten Schulter. Ein scharlachroter Totenkopf mit einer Rose. Belinda Burke.
    Auf ein Zeichen der Hexe hin lassen auch die anderen ihre Roben fallen. Nun stehen die Männer und Frauen nackt im Feuerschein. Sie fassen sich bei den Händen und folgen der Hexe, die auf den Altar zugeht. Sie allein erklimmt die Stufen davor. Immer noch singend, bilden die anderen einen Kreis um das Feuer und den Altar.
    Belinda Burke blickt auf ihre Gemeinde herab. Sie hebt einen Stab, und die Leute verstummen.
    »Wir haben den ersten Schritt getan«, sagt sie, und in ihren Worten schwingt eine finstere Energie mit, die mir

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