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Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Natürlich nicht diesen speziellen Tunnel, sonst würden wir jetzt nicht hier stehen. Aber andere, genau wie der hier. Die Wüste zwischen Tijuana und San Diego ist davon durchzogen.«
    Natürlich. Vor ein paar Jahren hat die Polizei entdeckt, dass Drogenschmuggler ein ausgefeiltes Tunnelsystem gebaut hatten, das unter der Grenze hindurchführt. Die Medien haben groß darüber berichtet, doch sobald ein Tunnel entdeckt und zugeschüttet wurde, öffneten die Schmuggler scheinbar über Nacht einen neuen Gang.
    »Komm.« Frey geht den Tunnel entlang. »Wir müssen uns beeilen.«
    Ich folge ihm und flüstere: »Wie hast du ihn gefunden?«
    Er wird nicht langsamer und blickt auch nicht zu mir zurück. »Ich hatte nicht viel zu tun, während ich auf dich gewartet habe, also bin ich letzte Nacht herumgeschlichen. Ich habe gesehen, wie ein Auto vor diesem Gebäude hielt. Eine Frau und drei Männer sind ausgestiegen und hineingegangen. Kein Licht. Kein Laut von drinnen. Als sie nicht wieder rauskamen, habe ich durch ein Fenster geschaut. Sie waren verschwunden. Also habe ich mich verwandelt und hineingeschlichen, um mich umzusehen.«
    »Du konntest einfach reingehen?« Die Erinnerung daran, in diesem lebendigen Alptraum gefangen zu sein, ist für mich noch sehr frisch.
    Er hebt beide Hände. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Gestern Nacht habe ich nichts Derartiges gespürt. Ich habe überhaupt nichts gespürt oder gesehen, auch nicht in menschlicher Gestalt. Ich dachte, sie wären durch eine Hintertür nach draußen gegangen. Aber dann kam einer der Männer zurück. Hat mich fast zu Tode erschreckt. Ich habe es gerade noch geschafft, mich zu verstecken. Eine Falltür hat sich im Boden geöffnet, und dieser Kerl kletterte heraus, ging zu seinem Auto und fuhr davon.«
    »Warum glaubst du, dass das irgendetwas mit der Hexe zu tun hat? Diese Gänge werden doch von Drogenschmugglern benutzt.«
    Frey sieht mich ungeduldig und mit gerunzelter Stirn an. »Ich habe ein bisschen herumgeschnüffelt, nachdem er weg war. Ich bin dem Tunnel bis zum Ende gefolgt. Was ich da gesehen habe, hatte nichts mit Drogen zu tun. Die Frau, die in dem Auto gekommen war, hat etwa ein Dutzend Männer überwacht, die auf einer Lichtung nicht weit vom Tunnelausgang etwas aus Holz gebaut haben. Einen Altar, glaube ich. Da wusste ich natürlich noch nicht, wofür er gedacht sein könnte. Ich habe dir ja gesagt, dass ich die Leute für einen Haufen Möchtegern-Heiden gehalten habe, die sich an Halloween in einen sexuellen Rausch tanzen wollen. Hier draußen in der Wüste kommt so etwas ständig vor.«
    Er könnte trotzdem recht haben. Gewissheit bekommen wir erst, wenn ich sehe, ob Belinda Burke hier ist.
    »Falls die Hexe diese Tunnel benutzt«, erwidere ich, »dann muss das Drogenkartell, das sie gegraben hat, ihr das erlauben – vielleicht bekommen sie dafür etwas von ihr. Aber wenn sie mit einem Kartell zusammenarbeitet, warum dann dieser Zauber, um Leute fernzuhalten? Warum stehen da nicht einfach bewaffnete Wachen?«
    »Gestern Nacht waren da bewaffnete Wachen«, sagt er.
    Doch jetzt, in der Nacht, in der das Ritual stattfinden soll, sind da keine Wachen. Eine primitive Warnung heult durch meinen Geist. Weiß sie, dass ich hier bin? Tue ich gerade genau das, was sie will?
    Frey legt den Zeigefinger an die Lippen und deutet nach vorn, ein Signal dafür, dass wir uns dem Ende des Tunnels nähern. Vor uns ist eine Treppe. Er lässt sich auf ein Knie fallen, senkt den Kopf, atmet tief aus und verwandelt sich wieder in eine Raubkatze.
    Ich habe erst einmal dabei zugesehen, doch damals ging die Verwandlung langsam vonstatten. Eine Gestalt, die sich allmählich zu einer anderen verformte. Aber diesmal geschieht es binnen eines Augenblicks. Ein Schaudern schüttelt seinen Körper, ein Aufschrei wird zu einem Grollen, und der menschliche Frey ist verschwunden. Es muss schmerzhaft sein, sich so schnell zu verwandeln. Der Panther zittert einen Augenblick lang, dann fasst er sich und steigt aus dem Tunnel nach oben.
    Ich folge ihm. Der Weg ist steil und führt über glitschige Steinplatten, die in den Beton eingelassen sind, nach oben.
    Ich muss vorsichtig hochklettern, während Frey hinaufspringt wie – nun ja, wie eine Katze. Etwa zwanzig solcher Stufen führen zu einem dunklen Gang. Hier gibt es keine Lampen mehr. Wir lassen uns von einem seltsamen Laut weiterführen, einer Litanei in einer mir unbekannten Sprache. Dazu der Duft von Weihrauch und

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