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Dunkle Materie

Dunkle Materie

Titel: Dunkle Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aner Shalev
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Israel aus.
Ich bin ganz einfach verschwunden.
    Ohne Spuren zu hinterlassen.
    Es schmeichelt mir, dass du von mir geträumt hast.
Vielleicht strengst du dich an und erscheinst auch in meinen Träumen?
    Ich fange an zu glauben, dass es eine gewisse Anstrengung deinerseits verlangt.
    Eva
    Â 
    Â 
    Montag, 8. November, 11:34
    Â 
    Habe ich dir von Alexandra erzählt? Sie ist die Frau, die mich gerettet hat. Dank ihr war meine Landung in Israel so weich. Ich weiß nicht, was ich ohne sie gemacht hätte. Alexandra war verliebt. In Sascha. Vielleicht habe ich deshalb mit ihm angefangen. Bis heute packt mich ein Schauder, wenn ich an diese Serie von Ereignissen denke.
    Â 
    Wir lernten uns in einem Kurs für Physik kennen. Zu Beginn des Studienjahrs wurden wir einfach zusammen in ein Zimmer gesteckt, obwohl sie bereits seit ein paar Jahren Doktorandin war und ich gerade erst mit meinem Masterstudium angefangen hatte. Ich erinnere mich, dass sie mich fragte, ob ich Tische tauschen wollte, ihr Tisch war attraktiver (er stand am Fenster). Natürlich sagte ich nein. Später dachte ich allerdings, wie symbolisch das war, das Tauschen der Tische. Letzten Endes habe ich ihr mehr abgenommen als nur einen Tisch.
    Â 
    Ich mochte sie sofort, ich achtete sie auch. Sie war eine brillante Physikerin. Die beste Studentin ihres Jahrgangs. Sie war sehr aktiv. Tagungen, Artikel, Seminare. Es war ihr letztes Jahr als Doktorandin. Obwohl sie noch nicht promoviert war, hatte sie schon Angebote fürs Postdoktorat bekommen,von den besten Universitäten. Princeton, MIT , California Institute of Technology. Aber sie war nie arrogant. Sie verfügte über ein enormes Wissen. Nicht nur in Physik, sondern auch in Mathematik, Philosophie, Psychologie, Politik und Musik. An meinem Geburtstag sang sie mir die Lieder von Wyssozki vor, die ich so liebe, und begleitete sich selbst auf der Gitarre. Bis dahin hatte ich nicht mal gewusst, dass sie singen und ein Instrument spielen konnte.
    Â 
    Zu Partys gingen wir immer zusammen. Sie kannte alle und jeden, stellte sie mir vor und sagte immer etwas Nettes über mich. Sie war eine kluge Gesprächspartnerin und immer in lebhafte Diskussionen verwickelt. Ich vertrat eher die ruhige, melancholische Seite. Sie hatte eine feste Meinung zu vielen Themen. Ich hingegen habe nie Stellung bezogen. Manchmal fragte ich mich, was sie an mir fand.
    Â 
    Ich erzählte ihr alles, und unsere Themen erschöpften sich nie. Im Gegenteil, es war, als würden sie sich mit jedem Wort verdoppeln, das wir aussprachen. Ich erzählte ihr von den Büchern, die ich gelesen hatte, stundenlang konnte ich ihr meine Eindrücke von einem Buch schildern und mir ihre Ansichten anhören. Ich erzählte ihr auch von Ilja, wie ich ihn verlassen hatte und nach Israel ausgewandert war. Ich fing auch an, ihr von meinem Vater zu erzählen.
    Â 
    Ich verehrte sie so sehr. Ich war stolz auf jedes Zeichen der Sympathie und jedes Lob, das von ihr kam. Ich war dankbar, dass ich solch eine Freundin gefunden hatte. Mittags aßen wir fast jeden Tag zusammen in der Mensa. Wir luden uns gegenseitig ein. Die Kassiererin kannte uns als Paar, wenn eine von uns allein kam, erkundigte sie sich, was los sei. Abends gingen wir manchmal in ihr Zimmer neben dem Machne-Yehuda-Markt,hockten auf dem Bett und tranken zusammen Wodka. (Bist du neidisch?)
    Â 
    Wir funktionierten als Team. Am Freitagnachmittag überzeugten wir zum Beispiel die Verkäufer am Markt, uns das Obst umsonst zu geben. Alexandra, die die meisten Verkäufer schon länger kannte, schaffte es mit ihrem Talent und ihrer Beredsamkeit, sie zu überzeugen, und ich bezauberte sie mit meiner Naivität und mit Flirten.
    Â 
    Wir entwickelten ein wortloses Verständnis, was die Menschen in unserer Umgebung betraf. Wenn sich eine Nervensäge zu uns setzte, warf ich Alexandra einen Blick zu, und wenn ich ein gewisses Funkeln in ihren Augen sah, bestärkte mich das in meiner Meinung. Wir planten, gemeinsam nach Eilat zu fahren. Wenn wir mit Männern zusammen waren, unterstützten wir uns gegenseitig. Zu mir fühlten sich die Männer eher physisch hingezogen, aber Alexandra gegenüber empfanden sie eine größere Hochachtung, und sie konnten jedes Thema mit ihr diskutieren.
    Â 
    Ich erinnere mich, dass sie mir sogar auf romantischem Gebiet Hilfe leistete. Damals interessierte ich mich für Ronen, vermutete aber, er sei

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