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Dunkle Materie

Dunkle Materie

Titel: Dunkle Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aner Shalev
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Pille, und er fragte, eine Pille gegen was? Er empfand ein plötzliches Unbehagen, als wolle sie sich vor seinen Augen umbringen, und Eva sagte, mach dir keine Sorgen, ich bringe mich nicht um, als könnte sie seine Gedanken lesen, aber sie selbst war nicht durchsichtig für ihn, sie würde ihm immer zwei Schritte voraus sein, und er fragte, wogegen ist sie denn? Was tust du? Und sie sagte, ich töte nur unser Baby.

13
Donnerstag, 18. November, 08:48
    Â 
    Adam,
    deine Mails werden von Tag zu Tag widersprüchlicher und lassen meine Tage zur Hölle werden. Was verlangst du von mir? Ich kann die Vergangenheit nicht ändern. Ich fühle mich so schwach. Von überall bekomme ich Schläge, besonders von dir. Ich fange an, vor allen möglichen Dingen Angst zu bekommen. Dich zu verlieren. Mich zu verlieren. Zu verlieren.
    Â 
    Gestern Abend saß ich mit den Tagungsteilnehmern zusammen, alle redeten, tranken, lachten, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich war woanders, ich war mir der Verlegenheit bewusst, die ich verursachte, als dieser Satz wie ein Mantra zu mir zurückkam: Warum weitermachen? Und dann dieser bittere Gedanke, dass du nichts merkst, du bist so in deiner Welt versunken, in die Art, wie du die Dinge siehst, schwarzweiß, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass dich meine Mails gar nicht erreichen.
    Â 
    Nach dem Abendessen raffte ich mich auf und ging, ohne ein Wort zu jemandem zu sagen, zum Aufzug des Hotels, ich war nicht in der Lage, auf den Knopf zu drücken oder zu sagen, in welches Stockwerk ich wollte, die anderen Leute im Aufzug scherzten miteinander, tauschten Blicke, schmiedeten Pläne,was sie machen und anschauen wollten, und nur ich habe keine Pläne, ich habe keine Zukunft, vielleicht gibt es das Treffen im November, aber danach kommt der Dezember. Und als ich irgendwie mein Zimmer erreicht hatte, begann ich mich auszuziehen und betrachtete meinen Körper in dem großen Spiegel, meine Haut war glatter und frischer als sonst, die Oberschenkel, der Bauch, die Wangen, die Brüste, alles war voller und weicher, und als ich da stand, völlig nackt, fühlte ich mich plötzlich besänftigt und versuchte mir vorzustellen, du würdest mich jetzt anschauen, und wie du in all diesen Körperteilen Möglichkeiten des Vergnügens sehen würdest und was du damit jetzt gemacht hättest, und da fing ich an, mich zärtlich zu berühren, ganz langsam, ich stellte mir vor, dass es deine Hände wären, die mich zwischen den Oberschenkeln zum Schmelzen brachten, dass diese scharfe Lust von deinen Fingern stammte, ich atmete schwer, ich bemühte mich, nicht zu schnell zu kommen, und merkte plötzlich, dass ich schwimmen wollte.
    Â 
    Im Schwimmbad traf ich Gabi, er sah auf einmal jünger aus, mit einem elastischen und glatten Körper, und wir schwammen parallel zueinander, so wie ich und Sascha im Schwimmbad in Givat Ram immer schwimmen, und Gabi machte mir Komplimente, wie ich schwimme und wie gut ich aussehe, dass ich einen erstaunlichen Körper habe, und plötzlich fiel mir ein, dass du, seit ich Gabi geküsst habe, aufgehört hast, mir Komplimente zu machen, Adam, ich bin plötzlich zu einem Ungeheuer geworden, als wären alle guten Dinge in mir mit einem Mal tot (Todeskuss?), und Gabis Komplimente waren mir sehr angenehm, obwohl ich nicht sicher bin, ob er sie ernst meinte, und obwohl sie nicht sehr tiefgründig waren. Wir schwammen weiter, und dann fragte er plötzlich, ob ich noch süchtig nach Suppen sei, und das erstaunte mich, dennich hatte es ihm vor zwei Jahren erzählt, als ich ihn zum ersten Mal im Haus Belgien traf, ich habe dir davon geschrieben, ich war sicher, dass er sich an dieses Treffen nicht erinnerte, bestimmt nicht an kleine Details aus diesem Gespräch. Nach einigen Bahnen verließen wir das Schwimmbecken und trockneten uns ab, wir setzten uns auf Liegestühle, es war schon zehn Uhr abends, wir sprachen kaum, aber ich hatte ein angenehmes Gefühl, plötzlich hatte ich meine Selbstsicherheit wiedergefunden, die ich durch deine Mails der letzten Tage verloren hatte, und dann sagte er, er habe im Zimmer eine Flasche Wein, einen guten Beaujolais, den er in Latrun gekauft habe, ob ich Lust hätte, mit ihm aufs Zimmer zu gehen und ein Glas zu trinken, und ich dachte, warum eigentlich nicht? Das kann so einfach sein.
    Â 
    Ich hatte nie einen One-Night-Stand. Manchmal dachte

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