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Dunkle Materie

Dunkle Materie

Titel: Dunkle Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aner Shalev
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streckte sich auf dem Bett aus, fünf Minuten vergingen, dann zehn, sogar zwanzig, und als sie eine halbe Stunde später an die Tür klopfte, mit einem Löffel Frozen Yogurt im Mund, fragte er, was ist passiert? Als wäre diese letzte Verspätung von einer halben Stunde ein unverzeihliches Verbrechen, welches das Verschwinden von einem halben Tag zu einer Bagatelle machte, und sie sagte, was hast du, Adam? Ich habe unterwegs angehalten, um uns etwas zu essen zu kaufen, und sie hielt ihm einen riesigen Becher Frozen Yogurt mit Erdbeeren hin, der schon halb leer war, und sagte, hab ich für dich aufgehoben, das musst du probieren, und er sagte, aber du hast fünf Minuten gesagt, und sie sagte, ich dachte, du freust dich, wenn wir etwas zu essen zu Hause haben, aber wenn du keine Lust auf Frozen Yogurt hast, werde ich ihn allein aufessen, und er sagte, ich habe mir Sorgen gemacht, ich wusste nicht mehr, was ich denken soll, ich bin sogar losgegangen, um die Mails abzurufen, ich dachte, du hättest mir vielleicht gemailt, und sie sagte, ich dachte, es würde nur eine Stunde dauern, der Besuch in der Praxis, ich dachte, ich bin gleich wieder im Hotel, noch bevor du aufwachst, du hast heute Morgen so fest geschlafen, dass ich dich nicht wecken wollte, und als ich danach anrief, warst du nicht mehr im Zimmer, ich wusste nicht, wo du bist, wohin du verschwunden bist, und er sagte, ich bin losgezogen, um dich zu suchen, du hast mir keinen Zettel hinterlassen, nichts, deshalb habe ich mich auf den Weg gemacht, um dich zu suchen, und Eva fragte, wo hast du mich gesucht? Und er sagte, ich habe dich in der 57. Straße gesucht, und sie schwieg einen Moment, bevor sie sagte, nein, Adam, du hast mich nicht in der 57. Straße gesucht, ich weiß nicht, wen du in der 57. Straße gesucht hast, aber mit Sicherheit nicht mich.
    Sie schauten sich an, eher fassungslos als zornig, den ganzen Tag lang hatte er sie unbedingt finden wollen, und nun, wo es so weit war, ging alles in kurzer Zeit kaputt, und was übrig blieb, waren gegenseitige Beschuldigungen, und sie schaute ihn durchden Vorhang ihrer gelben Haare mit einer Kälte an, die ihn frieren ließ, mit dem Blick einer allmächtigen Hexe, die nach dem passenden Fluch sucht, doch im nächsten Moment war sie ganz sanft und versöhnlich und auch die Farbe ihrer glühenden Augen schien zu wechseln, und plötzlich sagte sie, Adam, ich weiß was, ich mache dir einen Vorschlag, ich weiß, was uns fehlt, ich weiß, was wir tun, und er fragte misstrauisch und demonstrativ gleichgültig, was fehlt uns? Was sollen wir tun? Und sie sagte, komm, machen wir Liebe.
    Er schaute sie vollkommen frustriert an, wieder schaffte er es nicht zu erraten, was sie dachte, er versuchte, seinen festen Standpunkt zu verteidigen, trotz des besänftigenden Vorschlags, als würde dieser Vorschlag ihn kränken, seine Ehre verletzen, und er sagte, Eva, ich verstehe dich nicht, und sie warf mit einem Kissen nach ihm und rief, Schluss mit diesem Ernst, ich bin weggegangen, um mir ein Medikament zu besorgen, und danach habe ich Frozen Yogurt und ein bisschen Lachs und Cream Cheese gekauft, das heißt doch nicht, dass heute ein Trauertag ist, und er fragte misstrauisch, welches Medikament hast du dir besorgt, und sie sagte, das sage ich dir, wenn wir im Bett gewesen sind, als wollte sie nur mit ihm schlafen, um Zeit zu gewinnen.
    Langsam und unkonzentriert fing sie an, sich auszuziehen, und ihre blendende, reife Nacktheit erschien Adam plötzlich wie eine Provokation, und als sie ins Bett ging, wusste er noch nicht, ob er mitmachen wollte oder nicht, vielleicht war es an der Zeit, dass er den Lauf des Geschehens bestimmte und nicht nur immer hinter ihr herlief, und er sagte, ich habe jetzt keine Lust, er stand vom Bett auf, und Eva sagte, was ist das? Was ist hier los? Hier sind Ameisen, ich bin voller Ameisen, und Adam beugte sich zu ihr und sah eine dichte Ameisenkolonne, die vom Champagnerfleck hinauf aufs Bett kletterte.
    Wieder rief Eva, was ist hier los? Wo kommen all diese Ameisenher, ich habe Ameisen am ganzen Körper, und sie stand auf und rannte zur Dusche, und als sie gleich darauf zurückkam, hielt sie ein Glas Wasser in der Hand, holte aus ihrer Manteltasche ein weißes Papiertütchen und nahm eine rosafarbene Pille heraus, die sie, ohne ein Wort zu sagen, vor seinen Augen schluckte, und Adam fragte, was ist das? Und Eva sagte, das war eine

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