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Dunkle Materie

Dunkle Materie

Titel: Dunkle Materie
Autoren: Aner Shalev
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als er hörte, dass es frei war, konnte er der Versuchung nicht widerstehen und nahm es, und so hatte er mit Eva im selben Bett gelegen, in dem er schon mit Tanja so oft gelegen hatte, mit der Erwartung, dass der Sex mit ihr ähnlich sein würde, aber er war so anders, manchmal hatte er gegen den Wunsch ankämpfen müssen, Eva der Irreführung zu beschuldigen, weil sie sich am Anfang wie Tanja benommen, sich wie sie bewegt, wie sie gesprochen, wie sie gerochen hatte, so hatte sie ihn zu sich gezogen, doch als sie ihn gefangen hatte, zeigte sie ein anderes Gesicht, war unberechenbar und launisch, so ganz anders als das Bild, das er sich durch die Mails aus Jerusalem von ihr gemacht hatte, und auch die Mails schienen ihm plötzlich Teil des ausgeklügelten Täuschungsmanövers zu sein, und wer weiß, vielleicht waren die Stürme der letzten beiden Tage nur eine Art Exkurs und sie hatte das letzte Wort noch nicht gesprochen.
    Er fragte, hast du Hunger? Und sie sagte, ich sterbe vor Hunger, und er sagte, was hältst du davon, indisch zu essen? Und siesagte, ich bin ganz wild auf indisches Essen, und er sagte, okay, ich weiß, was wir machen, wir gehen zuerst zum East Village und suchen uns ein indisches Restaurant, danach gehen wir nach Soho, ins Café Dante, dort essen wir Cannoli zum Nachtisch, und sie fragte, warum gerade im Café Dante, als schöpfe sie plötzlich Verdacht, und er sagte, nur so, es ist ein italienisches Café und es gibt dort gute Kuchen, und sie fragte, warst du schon mit einer anderen Frau dort? Und er sagte, Eva, ich war schon oft dort, mit den verschiedensten Menschen, es ist ganz einfach ein Café, das ich mag, und ich dachte, du würdest dich freuen, es zu sehen, und sie sagte, entschuldige, Adam, es tut mir leid, vergiss aber meine Bitte nicht, dass du mich nie anlügen sollst, so wie du Ruth anlügst.
    Ich glaube, dass Ruth einfach nicht alles wissen will, sagte er, und das ist ihr gutes Recht, wenn jemand nicht alles wissen will, muss man das respektieren, man muss ihm nicht um jeden Preis wehtun, und Eva sagte, ich weiß nicht, ich glaube, es ist besser, immer die Wahrheit zu sagen, und er fragte, um jeden Preis? Hast du eine Ahnung, wie viel Leid man damit anderen zufügen kann? Hast du das noch nicht gelernt?
    Und sie sagte, Adam, man kann das Leben nicht auf Lügen aufbauen, und er sagte, ich versuche, nicht zu lügen, aber ich glaube nicht, dass man alles erzählen soll, etwas zu beichten ist leicht und bequem, du entledigst dich der Verantwortung, du fühlst dich gereinigt, du hast gesagt, was du zu sagen hattest, und jetzt ist der Ball in der anderen Hälfte des Spielfelds, aber eigentlich ist dieser Ball eine brennende Feuerkugel, die jeden verbrennt, der sie berührt, ich ziehe es vor, selbst darunter zu leiden, statt andere Menschen damit zu quälen.
    Eva sagte, ich habe darüber nie so nachgedacht, und Adam sagte ihr, du bist noch so jung, in deinem Alter hatte ich auch die Vorstellung, man müsse alles sagen, um jeden Preis, aber das Ergebnis ist die Hölle, kennst du diesen Spruch, dass der Weg zur Hölle mit guten Absichten gepflastert ist? Und Eva schaute ihnprüfend an und sagte in einem seltsamen Ton, vielleicht ist etwas dran an dem, was du sagst, vielleicht hat die ganze Welt recht und nur ich irre mich, aber es gibt trotzdem etwas, was ich dir sagen muss, und Adam sagte, was? Und Eva sagte, Adam, schau mich an, wenn du jemals ernsthaft über mich nachgedacht hättest, wenn du jemals über ein Leben mit mir nachgedacht hättest, wenn ich jemals wirklich etwas anderes als ein Seitensprung für dich gewesen wäre, hättest du Ruth von mir erzählt.
    Ein Seitensprung, sagte er, wie redest du denn, und außerdem vögeln wir kaum, und sie sagte, aber das ist es, was du die ganze Zeit willst, und er sagte, wieso, wenn ich mit dir nur schlafen will, warum habe ich dann vorgeschlagen, dass wir jetzt essen gehen? Wir hätten im Bett bleiben können, und sie sagte, Adam, im Ernst, ich habe bald eine Fehlgeburt, hast du das vergessen? Ich glaube nicht, dass wir noch einmal miteinander schlafen können, ich meine in dieser Woche, und er schaute sie an, als erkenne er erst jetzt das wahre Motiv ihrer Abtreibung, eine Art Ausrede, nicht mit ihm ins Bett zu müssen, wie ein medizinisches Attest, mit dem man sich vom Turnunterricht befreit.
    Fast ungeduldig fragte er, tut es dir schon
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