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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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wenn ich nicht unwahrscheinliches Glück
gehabt hätte, beim ersten Schusswechsel nicht sofort aufgewacht wäre und mich
unters Bett verkriechen konnte. Da«, er reißt das Pflaster von seinem
Handrücken und präsentiert seinen tiefen Kratzer, »das ist ein Andenken.«
Kokoschansky stellt sein Bein auf einen Stuhl, schiebt ein Hosenbein hoch und
fetzt ebenfalls den Verband von seiner Wade. »Das hier das zweite.
Hervorgerufen von irgendwelchen Holzsplittern. Das Killerkommando hat auf mein
Zimmer nicht vergessen, durch das Fenster eine Feuersalve nach der anderen
abgegeben. Nur ich war eben um ein Quäntchen schneller und konnte mich aus der Schusslinie
bringen.«
    Kokoschansky ist wütend, zündet sich eine Zigarette an, möchte mit seinen
Blicken Konschak am liebsten durchbohren.
    »Ich muss mich für meinen Kollegen entschuldigen«, schlägt Hermann
Pointinger sich nach einigen Augenblicken des Schweigens auf Kokoschanskys
Seite. »Er hat es bestimmt nicht so gemeint, wie es rübergekommen ist. Wenn die
Gemüter sich wieder beruhigt haben, würde ich gerne und, ich glaube, im Namen
aller Anwesenden zu sprechen, alles über die Vorgänge in Montenegro erfahren.«
    Entschlossen steht Konschak auf und reicht dem Journalisten die Hand.
»Tut mir leid. Mir sind ein wenig die Nerven durchgegangen. Auch mir sind die
toten Kinder mehr als nur nahegegangen.«
    »Passt schon«, nimmt Kokoschansky die Entschuldigung an, »so etwas kommt
vor.« Er schnippt seine Kippe in den See, bevor er wieder den Laptop aufklappt
und auf der DVD zu jener Stelle fährt, die den angeschossenen Mann in schwarzer
Kampfmontur, auf dem Boden liegend, zeigt. »Der Typ tauchte plötzlich auf, als
alles längst vorbei war und ich abhauen wollte. Es handelt sich um zwei
Geschichten. Ich bin mir sicher, dass sie nichts miteinander zu tun haben und
jede für sich steht. Der Junge ist vor meinen Augen abgekratzt und bevor er
starb, hauchte er noch den Spitz- oder besser Kampfnamen El Chapo.«
    Wolfram Panker, der Privatdetektiv in den Sechzigern mit dem vollen,
weißen Haar und Spitzbart, der bisher aufmerksam zuhörte, sagt nur einen Namen:
»Joaquin Archivaldo Guzmán Loera …«
    »Alias El Chapo, Mexikaner«, ergänzt Kokoschansky, »mächtigster
Drogenboss der Welt; weltweit gesucht, hält sich wahrscheinlich noch immer in
Mexiko auf, weil er dort am sichersten ist, Chef des berüchtigten
Sinaloa-Kartells. Der junge Mann«, Kokoschansky zeigt auf den Bildschirm, »ist
mit Sicherheit ein Sicario, einer dieser südamerikanischen Mietkiller;
Nationalität, zumindest mir, unbekannt.«
    Wieder fährt er die DVD ein Stück vorwärts.
    »Meine Theorie lautet, El Chapo und Madeo hatten eine geschäftliche
Verbindung in Sachen Koks. Dann muss etwas schwer aus dem Ruder gelaufen sein.
Vielleicht wollte der Itaker den Mexikaner betakeln, ihn über den Tisch ziehen.
Das konnte El Chapo sich nicht bieten lassen und schickte das Killerkommando
los, wobei der Exgeneral der Verbündete der Sinaloa-Leute war. Vielleicht
agierte er auch als Doppelagent, spielte beide gegeneinander aus? Aber das
werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Auf dem Heimflug nach Wien zermarterte
ich mir das Hirn, bis mir einfiel, wer El Chapo wirklich ist und dass ich über
ihn einiges gelesen hatte.«
    »Mir fällt auf«, bemerkt Cench, »das Messer in Daramci ć s Rücken fehlt.«
    »Dafür gibt es eine einfache Erklärung«, erläutert Kokoschansky. »Nachdem
ich von meiner Erkundungstour zurückgekehrte, war Saller weg. Das Messer
steckte in einem Nachtkästchen und fixierte einen Umschlag, der für mich
bestimmt war. Eine Art Dankeschön.«
    »Was war der Inhalt?«, lässt Cench nicht locker.
    »Drei CD-ROMs und der Hinweis, in Madeos Arbeitszimmer den Tresor zu
suchen, den ich auch fand, öffnen könnte und einiges mitgehen ließ.«
    »Wo ist dieses Material?«, bohrt Cench weiter.
    »An einem sicheren Ort. Bisher sind wir noch nicht zu einer Auswertung
gekommen.«
    »Mmmh«, sinniert Konschak vor sich hin, »fahr jetzt nicht gleich wieder
aus der Haut, Koko, ich darf dich wohl so nennen, eigentlich hast du dich mehr
als strafbar gemacht. Aber du bist nicht alleine. Mein Partner und ich sind
ebenso fällig, weil wir Verschlussakten kopiert haben und so weiter. Vielleicht
weiß auch Alfred mehr, als er jetzt zuzugeben bereit ist. Es ist auch egal,
schließlich arbeiten wir alle an dem gleichen Fall. Wenn die Justiz uns hängen
lässt, müssen wir eben zu solchen Mitteln greifen. Was

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