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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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manipulieren. Sich Zugang zu verschaffen, wäre natürlich am
einfachsten auf physikalischem Wege, sprich, ich hätte persönlich
Möglichkeiten, die betreffenden Rechner in Augenschein zu nehmen. Da heute
vieles über WLAN-Verbindungen läuft, ist das Eindringen für einen Spezialisten
relativ einfach. Wie es genau im Detail funktioniert, werde ich natürlich nicht
verraten. Letztendlich zählt nur das Resultat. Habe ich mich bisher
verständlich ausgedrückt?«
    »Ja, ja«, Kokoschansky ist ungeduldig, auch Lena kann ihre Neugier nur
schwer unterdrücken, »was hast du herausgefunden?«
    »Das wird dir gar nicht schmecken, Koko.« Mitnick nimmt einen Packen
Mails aus dem Drucker. »Ich habe mir erstmal die Leute vorgenommen, von denen
ich annehme, dass es relativ leicht sein könnte, und begann mit diesem
Erharter. In seinen BKA-PC bin ich noch nicht eingebrochen, dafür aber in
seinen privaten Computer. Das war ein Kinderspiel. Für einen Bullen ist er sehr
sorglos und verwendet vorsintflutliche Sicherungen, die im Prinzip jeder mit
etwas Basiswissen knacken kann.«
    »Ist doch wunderbar!« Kokoschansky ist gelassen. »Und gut für uns.«
    »Ich weiß es nicht. Diesen Part kann ich schwer beurteilen. Okay, Koko,
ich kenne deine privaten Verhältnisse. Irgendwann hast du mir deine Situation
erzählt. Ich mache es kurz. Du hast einen Todfeind, besser eine Todfeindin, in
den eigenen Reihen. Es ist eine deiner Exfrauen.«
    »Was?« Mit Kokoschanskys ursprünglicher Ruhe ist es vorbei. »Marianne?
Das kann nicht sein. Wir haben seit Jahren keinen Kontakt mehr, und sie lebt in
Dänemark.«
    »Sonja, Sonja Kokoschansky hat es auf dich abgesehen. Die Gründe kenne
ich nicht, sie gehen mich auch nichts an. Aber sie scheint sich vorgenommen zu
haben, dich fertigmachen zu wollen.«
    »Was hat dieses Miststück mit Erharter auf dem Hut?« Kokoschansky ist wie
vernagelt.
    »Dann zähle doch einmal eins und eins zusammen«, springt Lena in die Bresche
und nimmt seine Hand. »Sonja hat ein Verhältnis mit Erharter.«
    »Das glaube ich nicht …«
    »Lena hat den Nagel auf den Kopf getroffen«, attestiert Mitnick, »es
sieht ganz danach aus. Doch lies selbst. Die meines Erachtens wichtigen
Passagen in dem Mailverkehr habe ich markiert. Sorry, dass ich in deinem
Privatleben herumschnüffle.«
    Gemeinsam mit Lena überfliegt der Journalist die Ausdrucke. Es ist
offensichtlich, dass die Initiative, Sonja für seine Zwecke einzuspannen,
eindeutig von Erharter ausgegangen ist. Nach anfänglichem Liebesgesülze über
mehrere Wochen wird er konkreter und treibt mit seinen Schreiben Sonja genau in
die Richtung, wohin er sie haben will. Und sie steigt ihm darauf ein, lässt
kein gutes Haar an Kokoschansky.
    Vor seine Augen verschwimmen die Sätze, als er lesen muss: »… Das zahle
ich ihm heim; dafür wird er noch bitter bezahlen; Koko ist eine miese Ratte,
während du, mein Schatz, so völlig anders bist; ich werde dir helfen, wo immer
ich kann, damit du diesen Scheißkerl erledigen kannst, und es ist mir völlig
egal, dass wir gemeinsam ein Kind haben; ich bete zu Gott, dass Günther nicht
die Gene von ihm geerbt hat …«
    Kokoschansky wirft die Papiere auf den Tisch, nagt an seiner Unterlippe
und würde am liebsten sofort zu Sonja fahren und ihr kräftig die Leviten lesen.
Doch über seinen maßlosen Zorn siegt glücklicherweise die Vernunft. Es wäre
denkbar ungünstig, mit diesem unbezahlbaren Wissen herauszurücken, da Erharter
es sofort erfahren würde.
    »Was ist bloß mit dieser Frau los?«, seufzt Kokoschansky.
    »Nimm’s nicht so schwer, Koko«, sucht Mitnick auf seine Art nach tröstenden
Worten, »auch andere Mütter haben schöne Töchter, und eine der Schönsten hast
du dir doch geangelt.«
    »Ach«, wehrt Kokoschansky ab, »es ist mir scheißegal, mit wem meine
Ex-Frau herumfickt. Was uns noch zusammenhält, ist unser gemeinsamer Sohn. Mehr
schon lange nicht mehr. Um den Jungen mache ich mir größte Sorgen.«
    »Sie ist wirklich eine verdammt gute Schauspielerin«, sagt Lena, greift
wieder nach den Ausdrucken, blättert darin und liest. »Da«, zeigt sie auf eine
Stelle in einem der Mails und liest, »… Ich werde, so wie du es mir aufgetragen
hast, mein Liebling, versuchen, ihn ins Bett zu kriegen, und probieren, ob ich
ihm für dich wichtige Informationen entlocken kann. Du kannst versichert sein,
dass mir der Sex mit diesem Arschloch bestimmt keinen Spaß bereiten wird, ich
werde nur die ganze Zeit an dich denken,

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