Dunkle Schatten (German Edition)
dachte«,
lacht Mitnick, »das sind wirkliche Wunderdinger, leider auch sauteuer. Absolut
abhörsicher, da geht nichts. Wenn ihr wichtige Daten auf euren Handys habt,
übertrage ich sie darauf. Damit kommunizieren wir in nächster Zeit. Wir müssen
alle Spuren so weit als möglich verwischen. Die Nummern bekommen nur deine
Leute, Koko, die in dieses Projekt involviert sind.«
»Das sehe ich genauso«, bekräftigt Kokoschansky, »wir treten auch nur im
Netz als FNews auf. Keine Redaktion, keine Namen, auch keinerlei
fiktive. FNews ist FNews und basta.«
»Schön und gut«, wendet Lena ein, die sich bisher zurückgehalten und nur
zugehört hat, »wenn aber die ersten Fakten draußen sind, wird es wohl nicht
allzu schwierig sein herauszufinden, dass du, Koko, der Drahtzieher bist.«
»Sicher«, stimmt der Journalist ihr zu, »doch herausfinden und beweisen
sind zweierlei Schuhe.«
»Die Ungewissheit erhöht zusätzlich die Spannung«, unterstützt Mitnick
ihn, »und dass ein nigerianischer Taxifahrer, wenn auch längst österreichischer
Staatsbürger, mit von der Partie ist, finde ich überhaupt das Allerschärfste.
Mir ist klar, dass du dich irgendwann outen musst, Koko, doch ich bleibe, was
ich bin, nämlich gänzlich anonym. Ich bin nur der Computerfreak.«
»Das weiß ich und akzeptiere ich. Ich habe auch schon überlegt, und je
länger ich darüber nachdenke, glaube ich, ist es wohl die vernünftigste
Entscheidung, wenn wir während unserer Operation ständig die Aufenthaltsorte
wechseln. Unauffällige Pensionen und Hotelzimmer.«
»Puh«, stöhnt Lena leise, »das wird aber ziemlich ins Geld gehen.«
»Na ja, am Hungertuch nagen wir noch lange nicht«, besänftigt
Kokoschansky sie, »das können wir uns schon leisten. Und wir werden Mietwagen
verwenden.«
»Keine gute Idee«, wehrt Mitnick ab, »viele Unternehmen haben ihre Autos
bereits mit GPS ausgerüstet, um sie bei Unterschlagung oder Diebstahl leichter
aufspüren zu können. Wenn unser Ding einmal ins Rollen gekommen ist, dann wird
man nach euch suchen und auch sämtliche Mietautounternehmen näher unter die
Lupe nehmen. Fahr weiter mit deinem Auto, aber ich werde es ein bisschen
aufmotzen, indem ich unauffällige Kameras einbaue, die über Funk mit mir hier
über einen Monitor verbunden sind. Somit bin ich immer auf dem Laufenden und,
was noch wichtiger ist, ich kann jederzeit sehen, ob sich wer an dem Auto zu
schaffen macht. Zum Beispiel einen Peilsender anbringt. Das Gleiche werden wir
mit eurer Wohnung machen. Wir werden jetzt zu euch aufbrechen. Ich werde eure
Wohnung verwanzen, und wir können genau sehen, wer sich für eure Bude
interessiert.«
»Hm«, lächelt Kokoschansky, »zu viel Stieg Larsson gelesen?«
»Krimiautoren haben oft blendende Ideen«, kontert Mitnick, »ich packe nur
rasch alles zusammen, was wir dafür brauchen, und dann brechen wir auf. Wir fahren
aber getrennt. Wer weiß, wer dir schon alles im Nacken sitzt, Koko.«
Freitag, 24. September 2010
Die Vorbereitungen für den Tag X sind abgeschlossen. Mitnick legte sich
mächtig ins Zeug. Kokoschanskys Wohnung und sein Auto sind bestens präpariert,
um ungebetene Besucher jederzeit auszumachen.
Ein beklemmendes Gefühl, darin sind Kokoschansky und Lena sich einig,
wenn man seine eigene Behausung über Kilometer entfernt am anderen Ende von
Wien in Mitnicks geheimer Klause über einen Monitor inspiziert, Raum für Raum
mit einem Joystick Zentimeter für Zentimeter durchforstet, wird einem plötzlich
die eigene Wohnung fremd. Nach Absprache mit dem Hacker legte Kokoschansky sich
noch ein Prepaid-Handy zu mit dem alleinigen Zweck, dass ihn Sonja erreichen kann,
falls mit Günther etwas sein sollte. Seiner Exfrau erzählte der Journalist,
sein Handy wäre durch eigene Unachtsamkeit zu Bruch gegangen und das wäre nur
eine vorübergehende Lösung, bis er ein neues, passendes findet.
In ihrem tiefsten Inneren hadert Lena ständig mit sich selbst. Eigentlich
will sie nur in Ruhe mit ihrem Koko leben, fern von jeglichen dubiosen
Geschichten und Machenschaften. Doch kann sie auch nicht verleugnen, dass sie,
was sie inzwischen weiß, von diesem unglaublichen Sumpf aus Korruption und
Mauscheleien, dieser Verfilzung von Politik, Wirtschafts- und Organisierter
Kriminalität ungeheuer angezogen ist, sie auch nicht ihre Wut über die
Skrupellosigkeit gewisser Politiker und anderer Machtmenschen verhehlen kann,
denen es nur um eigene Vorteile geht, ihnen Land und Leute völlig
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