Dunkle Schatten (German Edition)
Kokoschansky weiterhin gelassen,
»einen Scheißdreck werde ich. Es wird ein Vier-Augen-Gespräch. Sie und ich.
Keinerlei schriftliche Notizen, keine Niederschrift, kein mitlaufendes Tonband.
Und sicher nicht in Ihrem Büro. Ich traue Ihnen nicht. In diesem Gebäude wird
es wohl einen Raum geben, der nicht besetzt ist. Kapieren Sie endlich, dass ich
vielleicht einen entscheidenden Beitrag leisten kann, damit Sie Ihren Arsch
doch noch retten können. Oder ich bin wieder eine Wolke.«
Katterka kratzt mit einem Fuß über den Boden, überlegt. »Also gut, kommen
Sie mit.«
Ein nüchterner, kahler Raum mit nicht mehr als zwei Stühlen und einem
Tisch ist rasch gefunden. Kokoschansky setzt sich, zündet sich eine Zigarette
an, was Katterka missfällt und dem Journalisten gleichgültig ist.
»Was haben Sie neulich vor meiner Wohnung zu suchen gehabt, Herr
Katterka«, eröffnet Kokoschansky das Duell, »hatten Sie Sehnsucht nach mir? Ich
nehme nicht an, dass Sie mir auch ein bisschen Koks unterjubeln wollten. Oder
waren Sie auf meine DNA scharf?«
»Woher wissen Sie, dass ich dort war, wenn Sie nicht zu Hause waren?«
»Hm, die moderne Technik macht’s möglich. Brauchen Sie meine DNA, um sich
zu überzeugen, ob ich in Montenegro gewesen bin? Das wissen Sie doch sicherlich
schon. Ich spare Ihnen Arbeit. Die Fotos, die Sie sicherlich auf FNews gesehen haben, stammen von mir.«
»Jetzt kann ich Sie sofort wegen Behinderungen von Ermittlungen,
Hinterziehung von Beweismaterial, und einiges andere wird mir auch noch
einfallen, festnehmen.«
»Tun Sie sich keinen Zwang an, aber das hilft Ihnen auch nicht mehr
weiter. Seit wann gehört Montenegro eigentlich zu Österreich? Ich bin nicht
alleine, hinter mir stehen profunde Leute …«
»Ihr Busenfreund Thomas Petranko. Ein ehemaliger Chefinspektor, der den
Pensionsschock nicht verkraftet. Toll … Und Ihre Lebensgefährtin Lena Fautner,
eine ehemalige kleine Polizistin. Superteam, gratuliere.«
»Jetzt verstehe ich, warum Sie bei Ihren Untergebenen so überaus beliebt
sind.« Kokoschansky lässt Katterkas Spott kalt.
»Sie behaupten also, die Fotos des Massakers in Salvatore Madeos Villa
stammen von Ihnen.«
»Genau.«
»Dann zählt ein `Ndrangheta-Boss, neben Robert Saller, zu Ihren
Bekannten. Auch ein gewisser Branko Daramci ć ?«
»Selbst wenn es so wäre, ist es nicht strafbar, solange ich mich nicht
auf illegale Geschäfte mit solchen Leuten einlasse.«
»Wer weiß …«
»Katterka, Sie sind wirklich eine dumme Nuss. Und so einer ist BKA-Chef.
Außer blöd herumreden können Sie anscheinend gar nichts. Ich weiß auch, dass
Sie inzwischen einige Mossad-Leute im Haus sitzen haben. An Ihrer Stelle würde
ich mir schleunigst einen fähigen Untersuchungsrichter und einen ebenso mutigen
Staatsanwalt, die nicht solche Hosenscheißer wie Sie einer sind, suchen. Es
kann nur zu Ihrem Vorteil sein. Ich wollte Ihnen nur auf die Sprünge helfen,
aber Sie sind beratungsresistent. Okay, dann rennen Sie in Ihr Unglück. Ich
werde sicherlich mein Material nicht zurückhalten, aber ich rücke es erst
heraus, wenn ich es für richtig halte. Sie hatten Ihre Chance und haben sie
blöderweise wieder verspielt. Ich habe zwar keinen Beweis, aber ich bin
felsenfest überzeugt, dass Sie hinter der Koksgeschichte stecken. Lackner und
Erharter sind nicht so intelligent. Gut, Erharter hat es inzwischen erwischt.
Selbst schuld, wenn er sich von Honsa schmieren lässt. Das sind kleine Fische.
Ein paar Größere sind hier drauf.« Kokoschansky knallt ein Videoband auf den
Tisch. »Netter Nachtfilm für Sie. Sie können die Kassette ruhig verschwinden
lassen, falls die große Flatter Sie wieder überkommt. Nur nützt es Ihnen
nichts, es ist eine Kopie. Das Original besitze ich. Unterlassen Sie es auch,
mich zu beschatten, es wird nichts bringen. Ach, ja«, Kokoschansky steht
langsam auf, wirft seine Kippe provozierend zu Boden und tritt sie aus, »meine
kleine ehemalige Polizistin und ich schlafen ab heute wieder zu Hause.
Schminken Sie sich eine Hausdurchsuchung ab, sollten Sie eine in Erwägung
ziehen, auch nicht bei Petranko. Sie werden nichts finden, nicht einmal einen
Computer. Schönen Abend noch.«
*
Als die ersten Elitepolizisten der COBRA-Einheit bei der Jagdhütte am
Erlaufsee eintreffen und zum Sturm ansetzen, wird von den beiden Geheimagenten
sofort das Feuer eröffnet, doch sie verfügen nur über ihre beiden IWI Jericho
941-Pistolen mit viel zu wenig Munition, um
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