Dunkle Schatten (German Edition)
Internet hat er einen Businessclass-Flug mit der
Spätmaschine nach Tel Aviv gebucht. Nachdem er die Bundesstraße erreicht hat,
fallen ihm zwei extrem tief fliegende Hubschrauber des Innenministeriums auf,
und er gibt Gas.
*
Seinen Geburtstag im Kreise der Familie hat sich BKA-Chef Edmund Katterka
gänzlich anders vorgestellt. Mitten im schönsten Essen in diesem noblen
Innenstadtrestaurant wird er zuerst vom Journaldienst angerufen, und der
diensthabende Kollege teilt ihm mit, dass ein brisanter Kidnapping-Fall in
Niederösterreich im Gange ist, er aber auch nicht mehr momentan wisse. Außerdem
wären drei verhaftete männliche Personen vermutlich israelischer Herkunft ins
BKA überführt worden. Daher wurde auch das LVT, das Landesamt für
Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, eingeschaltet.
Kurz danach meldete sich Katterkas Kollege, der Chef des LPK Niederösterreich,
des Landespolizeikommandos, redete von einer äußerst delikaten Angelegenheit,
die es sehr behutsam zu behandeln gälte. Schließlich soll ein bislang
unbekanntes Entführungsopfer sich auf einem Grundstück befinden, das im Besitz
des Industriellen Markus Schloimo ist, und man spricht von einer Jagdhütte, die
wiederum Adolphe Mannsbergkh-Souilly gepachtet haben soll.
Ausgelöst hat die Fahndung Alfred Cench, und daher wurde unverzüglich die
COBRA 35 alarmiert. Die Elitepolizisten sind schon auf dem Weg
zum Einsatzort. Leider wisse man über das Entführungsopfer gar nichts, weder
Name noch Wohnadresse. Anscheinend gibt es auch keine Angehörigen. Was der
Wahrheit entspricht.
Katterka weiß nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Schließlich erfährt er
noch, dass zwei angebliche paraguayanische Staatsbürger mit Diplomatenpässen
nach einem Verkehrsunfall mit einem schwarzafrikanischen Taxifahrer
vorübergehend festgenommen wurden und ebenfalls ins BKA gebracht worden sind.
Der Funkstreifenbesatzung war diese Amtshandlung zu heiß, und sie verständigte
das LVT. Nachdem festgestellt werden konnte, dass der Ford Mondeo erst am
Vortag in Wien gestohlen worden war und sich die Pässe als erstklassige
Fälschungen erwiesen, die beiden Männer auch dem Botschafter von Paraguay
unbekannt waren, wurde nicht lange gefackelt.
Unverzüglich verlässt Katterka die Geburtstagstafel und rast schleunigst
in sein Büro, wo ihn bereits der nächste Schock erwartet. Kokoschansky!
»Was soll das?«, ruft der BKA-Chef bereits von Weitem, als er über den
Flur hastet. »Ich habe jetzt keine Zeit!«
»Dann werden Sie sich diese nehmen«, fordert Kokoschansky ihn keck auf,
»oder wollen Sie nicht wissen, wer hinter FNews steckt?«
Nachdem die Israelis unter Verschluss sind und Cench sich um Mitnicks
Entführung kümmert, konnten Kokoschansky, Lena, Petranko und Panker zuerst
einmal durchschnaufen. Panker schlug vor, sämtliche Unterlagen vorübergehend an
sich zu nehmen, da sie in seinem Büro derzeit am sichersten sind. Rasch wurde
in einem Café Kriegsrat gehalten, nachdem auch Freitag dazugestoßen war. Der
Schwarze brauchte eine Weile, um zu verdauen, dass sein Baby FNews vorübergehend auf Eis gelegt werden muss, aber bald wieder wie ein Phoenix aus
der Asche steigen wird. Schließlich sah er ein, dass dies wohl der klügste Weg
sei, zumal Kokoschansky eine spektakuläre Pressekonferenz für den kommenden
Montag plant und sie den morgigen Sonntag nützen werden, um alles gründlich
vorzubereiten. Jetzt möchte Kokoschansky schnellstens zu Katterka, um ihm die
Augen zu öffnen, die anderen sollen in Pankers Büro so weit wie möglich alles
vorbereiten. Ohne Mitnick FNews wiederzubeleben, ist sinnlos. Jetzt
zählt nur das Leben des Hackers.
»Diese FNews interessieren mich momentan überhaupt nicht«, keift
Katterka, »ich habe ganz andere Sorgen.«
»Hören Sie zu, Herr Katterka«, bleibt Kokoschansky ruhig, »vielleicht
schaffen Sie es, Ihre aus welchen Gründen auch immer gegen mich gehegten
Animositäten für eine Weile zu vergessen. Hinter FNews stecken ich und
ein paar andere Leute. Unser kleines unabhängiges Medium hält noch viele
Überraschungen parat, die alle in einem einzigen Zusammenhang stehen.« Dass die
Website inzwischen gehackt worden ist, bindet er Katterka nicht auf die Nase.
»Dann werden wir jetzt eine Niederschrift mit Ihnen machen, Herr
Kokoschansky, und Sie erzählen, was Sie wissen. Sie übergeben mir sämtliche
Ihrer Unterlagen, die Sie doch sicherlich haben.«
»Weder das eine noch das andere«, bleibt
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