Dunkle Schatten (German Edition)
Allerdings wissen wir noch immer nicht, wo unser
Freund ist.«
»Unser Auftrag lautete, FNews kaltzustellen und den Urheber
auszuschalten. Wir wissen, dass dort hinten die Zentrale liegt. Den Langen und
die unbekannte Frau haben wir schon ein Weilchen observiert. Heute wollten wir
zuschlagen, und wir haben auch gesehen, wie der Lange und sie da hineingegangen
sind. Wir warteten noch ein Weilchen, als plötzlich dieser andere Mann
herauskam, den wir vorher noch nie gesehen hatten, euer Freund eben. Daher
beschlossen wir, ihn zu schnappen. Danach wollten wir eindringen, und wir
hätten es sicher geschafft, wenn ihr nicht aufgekreuzt wärt. Keine Ahnung, wie
ihr davon Wind bekommen habt.«
»Ihr hättet nicht so viel Lärm machen dürfen, eure Klopferei hat euch
verraten. Sehr stümperhaft.«
Plötzlich steht Lena wie aus dem Boden gewachsen da, und der Israeli
verzieht das Gesicht, als sie Kokoschansky in den Arm nimmt und fest an sich
drückt.
»Hör zu, Junge«, fordert Cench den Agenten auf, »wir wollen hier keine
Wurzeln schlagen. Sag uns jetzt endlich, wo ihr unseren Mann hingebracht habt.«
»Wir haben ihn dort hinten vor dem McDonalds entführt. Er ist in einer
Jagdhütte an einem See. Inzwischen werden unsere Leute längst wissen, wer er
ist. Wir haben da so unsere Methoden.«
»Wir auch, verlass dich darauf«, fährt Cench ihn an, »spuck jetzt endlich
den Namen dieses verdammten Sees aus!«
»Irgendetwas mit Er… Keine Ahnung. Diese Jagdhütte war nur für
unvorhergesehene Zwischenfälle reserviert. Bekanntlich ist der eingetreten, als
dieser Typ herauskam und essen ging.«
»Dann kann es sich wohl nur um den Erlaufsee handeln«, fixiert Wolfram
Panker den Israeli, »stimmt’s?«
»Kann sein. Ich weiß es nicht genau. Es war nicht Teil meines Auftrags.
Darum kümmerten sich die anderen.«
»Dann ist es sicherlich Bortners Jagdhütte. Jetzt fügt sich einiges
zusammen. Mannsbergkh-Souilly, ein passionierter Jäger, pachtete das Grundstück
vom wahren Eigentümer Markus Schloimo, und der Graf stellte die Hütte dem
Oberstaatsanwalt zur Verfügung. Alles in meinen Unterlagen nachzulesen. Ist
Schloimo euer Auftraggeber? Habt ihr auch einen Oberstaatsanwalt Lukas Bortner
umgelegt?«
Schweigen.
»Weshalb sprichst du so ausgezeichnet Deutsch?«, will Kokoschansky
wissen.
»Weil ich Deutsche und Österreicher nicht leiden kann. Meine Großeltern
wurden in Mauthausen ermordet. Grund genug? Darum bin ich dabei.«
»Du hast vorhin etwas von Methoden erwähnt«, sagt Cench völlig ruhig und
tritt nahe an den jungen Mann heran, dessen Schmerzen immer stärker werden.
»Wer von euch dreien hat das große Sagen?«
»Er«, der Israeli deutet mit einem Kopfnicken zu dem mittelgroßen Mann in
den Vierzigern mit dem Bürstenhaarschnitt.
»Gut. Welches ist sein Handy?«
»Das graue Nokia.«
»Koko, bring es mir bitte.«
»Okay.« Cench nimmt das Mobiltelefon und wendet sich wieder dem jungen
Israeli zu. »Sag ihm, er soll euren Auftraggeber anrufen. Alles wäre in bester
Ordnung. Auftrag ausgeführt. Kokoschansky und die Frau sind tot. Wir bringen
gerade die Sprengladungen an. Genau mit diesen Worten. Spricht er ebenfalls
Deutsch?«
»Ja.«
»Ausgezeichnet!« Plötzlich hält Cench seine Pistole an den Kopf des
kooperativen jungen Mannes. »Er wird jetzt genau mit diesen Worten in deutscher
Sprache euren Auftraggeber informieren und danach das Telefonat beenden. Sollte
er irgendwelche Tricks versuchen oder eine versteckte Warnung aussprechen, bist
du tot. Dann kam es zu einem Schusswechsel, ich musste in Notwehr handeln. Es
gibt genügend Zeugen, die es bestätigen werden, auch wenn deine beiden Kumpane
etwas anderes aussagen, wir sind in der Mehrheit.«
Alfred Cenchs entschlossene Miene lässt keinen Zweifel offen, dass er es
tatsächlich ernst meint. »Die Nummer …«
»0656 770 13 490 …«
»Und diese Nummer kommt mir mehr als bekannt vor«, flüstert der
Privatdetektiv dem neben ihm stehenden Petranko zu.
Cench wählt und übergibt das Telefon an den bisher stummen Wortführer,
der, sobald die Verbindung zustande gekommen ist, zuerst befehlsgemäß genau das
spricht, was verlangt wird, dann plötzlich einige hebräische Brocken schreit,
das Telefon zu Boden wirft und zertritt. Dreist grinst er den BKA-Beamten an.
Im gleichen Augenblick stößt Cench ihm den Lauf seiner Pistole in den Mund.
Wimmernd bricht der Mann zusammen, spuckt Blut und Zähne.
»Du hast Scheißkameraden«, meint Cench
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