Dunkle Schatten (German Edition)
ernsthaft Widerstand leisten zu
können. Gegen die Übermacht haben sie keine Chance. Mit seiner letzten Kugel
versucht einer der beiden noch auf einen der hereinstürmenden COBRA-Männer zu
schießen, bemerkt nicht den roten Punkt des Laserzielfernrohres auf seiner
Stirn, und der Scharfschütze trifft genau. Daraufhin ergibt der zweite Agent
sich widerstandslos, wird niedergerissen, auf den Bauch gedreht, und es werden
ihm Handschellen angelegt.
Der Einsatzleiter gibt über Funk die Erfolgsmeldung durch. Keine eigenen
Verluste, das Entführungsopfer ist gefunden worden, zwar schwer verletzt, aber
lebend, ein toter mutmaßlicher Kidnapper. Nach der Erstversorgung wird Mitnick,
noch immer bewusstlos, mit einem Hubschrauber ins nächstgelegene Krankenhaus
geflogen.
Längst weiß Alfred Cench, dass Mitnick, ohne dessen Spitznamen oder gar
seine wahre Identität zu kennen, nur der große Unbekannte in Kokoschanskys
Quartett sein kann und sicherlich ein Hacker ist, der in dem Industrieviertel,
wo der Überfall stattfinden sollte, seine Operationsbasis hat. Ihm ist es
recht. Hauptsache, der Bursche überlebt, aber nach Auskunft des Notarztes sieht
es schlecht aus.
Der Kriminalbeamte Wolfram Panker klärte Cench über die Handynummer auf,
die der BKA-Mann dem Mossad-Agenten entlockt hatte. Es ist die Direktverbindung
zu Markus Schloimo. Sofort veranlasste Cench eine Großfahndung nach dem
Industriellen, auch der Flughafen Schwechat wird überwacht. Doch die Beamten
kamen um einige Minuten zu spät. Die Maschine nach Tel Aviv war bereits
abgehoben.
*
»Das glaube ich einfach nicht.« BKA-Chef Katterka sitzt mit weit aufgerissenen
Augen vor seinem Flatscreen im Büro und sieht sich Kokoschanskys Videoband
immer wieder an, das der Journalist mit anderen Kassetten aus dem Wächterhaus
auf Salvatore Madeos Anwesen hatte mitgehen lassen.
Darauf sind einige Personen zu sehen, wie sie die Durchfahrt des
Grundstücks passieren, stehen bleiben, aussteigen, gefilzt werden, bevor sie
zum Haupthaus weiterfahren dürfen. Zwei Männer stechen ihm besonders ins Auge.
Die Föhnwelle ist unverkennbar. Kurt-Friedrich Midas, der ehemalige Wirtschaftsminister,
zu Besuch bei der `Ndrangheta am 15. Oktober 2009, leicht nachvollziehbar und
sichtbar durch das eingeblendete Insert am oberen rechten Bildrand. Ob das Band
geschnitten wurde, lässt sich so nicht feststellen, doch für die
Kriminaltechniker ist das ein Klacks. Wiederum werden Leute kontrolliert, die
Katterka unbekannt sind. Dann erscheint am 3. Dezember 2009 ein zumindest in
den österreichischen Medien bekanntes Gesicht. Adolphe Mannsbergkh-Souilly wird
von der Wachmannschaft wie ein alter Freund begrüßt und nur pro forma
perlustriert.
»Mir ist dieser Kokoschansky dermaßen unsympathisch«, murmelt Katterka
vor sich hin und holt sich ein Bier, »aber dieser Schweinehund pfeift sich
tatsächlich um nichts. Prost, Edmund, auf diesen verschissenen Geburtstag.«
Jetzt ist der BKA-Chef gezwungen zu handeln, Kokoschansky wird sich nicht
zurückhalten lassen. Wer weiß, wer noch hinter diesen FNews steckt? Wenn
jetzt Katterka noch wer helfen kann, dann jemand von ganz oben. Einen Anruf
kann er sich sparen. Der Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit ruft an und
will umgehend einen Bericht, was den Zwischenfall mit Israel betrifft, wie er
sich ausdrückt. Dafür läutet Katterka die Innen- und Justizministerin aus dem
Schlaf.
Montag, 27. September 2010
Petranko übernachtete bei Panker. Freitag kehrte zu seiner Familie heim,
noch immer traurig, dass FNews aus dem Internet verschwunden ist. Cench
vereinbarte mit Kokoschansky, dass er sich meldet, sobald er Näheres über
Wolfgang Richters alias Mitnicks Zustand erfährt. Sowohl Petranko und Panker
bestanden darauf, dass Kokoschansky und Lena nach Hause fahren und sich
ausschlafen.
Endlich wieder im eigenen Bett, ein wahres Gottesgeschenk, und beide
fielen sofort in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Trotzdem stellte Kokoschansky
den Wecker auf 9 Uhr. Es liegt noch ein Haufen Arbeit vor ihnen, wenn tags
darauf die Pressekonferenz ein Knüller werden soll.
Bereits um 8 Uhr läutet das Prepaid-Handy, das Kokoschansky nur für den
Notfall, falls mit Günther etwas nicht in Ordnung ist, besorgt hat. Sofort ist
er hellwach.
»Ja.«
»Ich bin es, Sonja.«
»Stimmt etwas nicht mit Günther?«
»Nein, alles bestens. Dem Jungen geht es ausgezeichnet. Ich muss mit dir
reden.«
»Was jetzt?«
Inzwischen ist auch Lena
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