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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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zweifeln beginnt, fordert ihn als junge
Frau mit ihren Bedürfnissen, stets aufs Neue seinen Mann zu stehen. Im Laufe
der Jahre lernten Lena und Kokoschansky, in ihrem Umfeld wegen des großen
Altersunterschiedes über den Dingen zu stehen, wobei die Initiative wieder von
ihr ausging und das oft dumme Getuschel der Leute sie nur noch mehr in ihrer
Entscheidung bestärkt, mit ihm zusammenzubleiben. Natürlich ist ihr bewusst,
wenn der biologische Rhythmus intakt bleibt, dass er zuerst die Lebensbühne
verlassen wird. Doch für sich selbst hat sie den Entschluss gefasst, jeden Tag
mit ihm so gut als möglich voll auszukosten. Auch Kokoschansky kennt die
Spielregeln, weiß, dass sein atypischer Lebenswandel nicht unbedingt ein Garant
für eine hohe Lebenserwartung ist.
    Heute amüsieren sie sich königlich, genießen die Verblüffung, oftmals die
Bewunderung und den unverhohlenen Neid, wenn sich herausstellt, doch nicht
Tochter und Vater zu sein. Natürlich würde Kokoschansky sich eher die Zunge
abbeißen, als vor Lena zuzugeben, nicht doch manchmal still unter den dummen
Bemerkungen zu leiden, aber er muss sich langsam damit abfinden, dass auch an
ihm die Zeit nicht spurlos vorübergeht.
    Viele von Lenas männlichen Kollegen gönnen Kokoschansky diese
wunderschöne Frau mit dem makellosen Körper nicht, möchten lieber selbst mit
ihr in die Kiste steigen, und es vergeht kaum ein Tag ohne anzügliche
Bemerkungen. Doch sie hat gelernt, sich durchzusetzen. Auch unter ihren
Kolleginnen ist eine gewisse Stutenbissigkeit nicht zu verleugnen. Einigen
Vorgesetzten und höheren Rängen ist ihre Beziehung zu dem Journalisten insofern
ein Dorn im Auge, weil sie Lena öfters grundlos und ohne Beweise hinterrücks
verdächtigen, Amts- und Dienstgeheimnisse an Kokoschansky weiterzugeben, so dass
sie sich wiederholt rechtfertigen muss.
    Zum Teil entspricht es auch der Wahrheit, allerdings sind ihre
Möglichkeiten als Bezirksinspektorin eingeschränkt. Da verfügt ihr
Lebensgefährte oft über weitaus bessere Möglichkeiten. Doch sind einmal gewisse
Vorstellungen in Beamtengehirnen festgefahren, bleiben Logik und Vernunft auf
der Strecke.
    Kokoschansky wiederum zieht Neid und Missgunst an, da einige Journalisten
es einfach nicht kapieren wollen, dass er aufgrund seiner langjährigen
Erfahrung sowie gewisser Verbindungen im Vorteil ist, fair arbeitet und dafür
respektiert und geachtet wird. Nicht erlernbar ist ein angeborener, exzellenter
Riecher für heiße Storys, unabhängig von der Bereitschaft, nicht unbedingt
immer den geraden Weg gehen zu wollen oder zu können.
    Lena betrachtet ausführlich das Phantombild und erkennt augenblicklich
den Zusammenhang, weshalb sie vom Chef zum Rapport bestellt wurde.
    »Und?«, fragt sie angriffslustig, »Was hat das zu bedeuten?«
    »Das frage ich dich, Lena«, spielt Joller den Ball zurück, »vor uns liegt
das Konterfei Kokoschanskys. Darüber brauchen wir wohl nicht zu diskutieren.
Findest du es nicht merkwürdig, dass genau zu dem Zeitpunkt, als Saller aus dem
SMZ Ost türmt, auch dein Lebensgefährte sich in diesem Krankenhaus aufhält?
Sallers Flucht war nur über unseren Funk verbreitet worden, lange bevor die
Presse das mitbekam.«
    »Aha, daher weht also der Wind«, gibt Lena sich angriffslustig, und ihre
Stimme vibriert vor Zorn, »mit anderen Worten unterstellst du mir, ich hätte Kokoschansky
etwas gesteckt.«
    Clemens Joller ist es sichtlich unangenehm, über diese leidige
Angelegenheit zu sprechen. Schließlich zählt Lena mit zahlreichen Belobigungen
zu seinen besten Mitarbeiterinnen. »Lena, du kannst es mir ruhig glauben, es
geht mir ebenso auf die Nerven wie dir. Doch das BKA hat bereits angeklopft und
…«
    »Ja, ja, ich weiß«, unterbricht sie ihn mürrisch, »du tust nur deine
Pflicht. Alles klar. Alles muss seinen korrekten Dienstweg gehen und darf
zumindest bei dir nie einen Millimeter davon abweichen. Ich kann mich nicht
erinnern, dass du jemals, seit ich hier meinen Dienst versehe, jemals für einen
von uns die Mauer gemacht hättest, wenn der Hut brannte.«
    Eigentlich wollte sie ihm das gar nicht an den Kopf werfen, doch sie kann
aus ihrem Herzen keine Mördergrube machen, und jetzt ist endlich die
Gelegenheit gekommen, ihre lang aufgestaute Wut rauszulassen. Gleichzeitig ist
ihr auch bewusst, sich mit ihrer Aussage Joller endgültig zum Feind gemacht zu
haben. Er will Karriere machen, das ist ein offenes Geheimnis. Weg von dieser
Polizeiinspektion, hinein in die

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