Dunkle Schatten (German Edition)
beglücken kannst.« Sonja setzt sich auf die Waschmaschine, lehnt sich
zurück an die Wand, spreizt weit ihre Beine. »Nimm mich endlich! Das bist du
mir schuldig!«
»Ich bin dir gar nichts schuldig. Außer dass ich für dich und unseren
Jungen sorge, so gut ich kann. Mehr nicht.«
»Oh doch, Koko, oh doch! Du bist mir das schuldig. Du warst schuld, dass
ich meinen Sex auf Eis legen musste. Und den ich will wieder zurück. Und zwar
jetzt! Sieh sie dir an! Sie ist gierig und heiß nach dir!«
»Das ist nicht einmal mehr billig, Sonja. Das ist nur mehr abgrundtiefe,
abstoßende Scheiße.«
Angewidert und zornig schlüpft Kokoschansky halb nass in seine Klamotten,
während Sonja zusammengekauert auf der Waschmaschine hockt und still in sich
hinein weint.
Nachdem er fertig angezogen ist, kehrt er nochmals ins Badezimmer zurück.
»Hör mir zu, Sonja. Dieser Vorfall hat nie stattgefunden, und ich will,
dass es auch nie mehr passiert. Wir vergessen es einfach und verlieren kein
Wort mehr darüber.«
Sonja blickt aus tränenverschleierten Augen zu ihm hoch.
»Es tut mir leid, ich wollte das nicht. Irgendetwas in mir ist
durchgegangen. Verzeih mir …«
»Schon gut«, klingt nun auch Kokoschansky wieder versöhnlicher, haucht
ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, verlässt die Wohnung und verschwindet
im Dunkel der Nacht.
*
»Wo ist der Kopf? Was habt ihr damit gemacht?«
Nazeem al-Qatr schreitet wie ein Feldherr vor seiner Truppe mit auf dem
Rücken verschränkten Händen in seinem prächtigen Burnus auf und ab, während die
beiden Kleiderschränke vor ihm in ihren dunklen Anzügen überhaupt nicht mehr
Furcht einflößend wirken.
»Wir«, stottert der Kleinere der beiden auf Arabisch, »wir haben den Kopf
der Nutte in eine Tasche gepackt, sind damit zu einer Brücke gefahren, haben
vorher noch Steine dazugepackt und dann in diesen Fluss geworfen.«
»Welchen Fluss?«
Nazeem al-Qatr will es genau wissen.
»Dieser große Fluss, der durch diese Stadt fließt.«
»Donau«, belehrt ihn Nazeem al-Qatr und lässt im gleichen Augenblick eine
Lawine an arabischen Flüchen vom Stapel, die nichts Gutes verheißen. »Und warum
habt ihr das nicht auch mit den anderen Körperteilen dieser verdammten Nutte
getan, ihr verblödeten Ausgeburten der Hölle, Söhne von verhurten Müttern? Weil
ihr ungebildete Idioten und Analphabeten seid, könnt ihr auch keine Nachrichten
sehen. Im Fernsehen haben sie gerade verlautbart, dass man eine zerstückelte
Frau gefunden hat, allerdings noch ohne Kopf. Jedes Kamel hat mehr Hirn im
Schädel als ihr zusammen in euren Köpfen. Ihr seid nur stinkfaul, werdet von
mir fürstlich bezahlt, führt ein Leben wie Scheichs, und was bekomme ich von
euch dafür? Probleme!«
Nazeem al-Qatr bleibt vor ihnen stehen, fasst sie an den Schultern. »Habe
ich euch nicht immer wie meine eigenen Brüder behandelt? Habe ich nicht immer
alles mit euch geteilt? Rashid, wo wärst du heute ohne mich? Noch immer ein
kleiner Straßenverkäufer in Kairo. Und du, Khaled? Du würdest weiterhin in
deinem Nomadenzelt in der Libyschen Wüste sitzen und Datteln zählen. Ist das
euer Dank? Ich habe dafür gesorgt, dass ihr nicht mehr Dreck fressen müsst,
keinen Sand mehr zwischen den Zähnen habt, euch mit Kaviar, Hummer und anderen
Köstlichkeiten, die uns Allah beschert, vollstopfen könnt. Nein, ihr müsst
diese Hure unbedingt in unmittelbarer Nähe meines Hauses entsorgen! Warum ihr
nicht ihren Kopf auch in eine Mülltonne geworfen habt, ist mir ein Rätsel. Aber
immerhin scheint ihr doch noch zu denken begonnen zu haben. Zwar ist es nur
eine Frage der Zeit, bis auch der auftauchen wird, aber je länger er im Wasser
treibt, desto schwieriger wird für die Gerichtsmediziner eine Rekonstruktion
ihres wahren Aussehens werden. Ich habe für vieles Verständnis, könnte sogar
über eure Dummheit und Faulheit hinwegsehen, aber euch ist ein unverzeihlicher
Fehler unterlaufen. Im Fernsehen zeigten sie einen Ring der Hure, und darin ist
eingraviert Galina, mein Herz. 27.3.2009 . Irgendwo wird es jemanden
geben, der diesen Ring gekauft hat, die Gravur in Auftrag gab und unserer
Galina, mit der wir so viel Spaß hatten, schenkte. Leider habt ihr diesen Ring
übersehen. Somit hat die Polizei einen ersten Anhaltspunkt, an dem sie ihre
Ermittlungen aufhängen wird. Vielleicht meldet der Juwelier sich, bei dem der
Ring gekauft wurde? Vielleicht gibt es einen Mann, der sich mit Galina
vergnügte und sich an den
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