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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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S.«
    Jetzt versteht Kokoschansky gar nichts mehr. Mit Headquarter –
Hauptquartier – ist nichts anderes als das La Femme am Gürtel gemeint.
Zu Sallers Glanzzeiten diente ihm das Lokal als seine Zentrale. Hält er sich
nach seiner Flucht tatsächlich noch in Wien auf? Das kann sich der Journalist
nicht vorstellen. Dem Absender nach zu schließen, wurde das Mail aus einem
Internetcafé abgeschickt. Zwar sind Kokoschanskys PCs dank Mitnick immer auf
dem neuesten Stand der Sicherheit, doch er traut dem Frieden dennoch nicht, ist
eigentlich überzeugt davon, dass seit Lackners und Erharters Auftritt bei ihm
zumindest versucht wird, sich in seine Computer einzuhacken. Dieses Mail kann ebenso
gut eine Falle sein, um ihm, da die getürkte Koksgeschichte nicht sofort den
erwünschten Erfolg brachte, abermals ein Bein zu stellen. Was Lena davon halten
wird, kann Kokoschansky sich bereits jetzt ausmalen.

 
    *

 
    Das Wetter ist angenehm warm und lädt geradezu zum Sitzen im Freien ein,
was die drei Männer auch nützen. Beim Birner , einem alten,
traditionsreichen Gasthaus an der oberen Alten Donau in Floridsdorf, im 21.
Bezirk, haben sie es sich an einem der hinteren Tische auf der Terrasse
gemütlich gemacht. Am frühen Vormittag herrscht noch nicht voller Betrieb,
daher können sie ungestört miteinander reden.
    »Mich wundert das alles nicht mehr.« Am letzten Bissen seines kleinen
Gulaschs kauend, wischt Thomas Petranko sich mit der Serviette den Mund ab.
»Eigentlich hätte man damit rechnen müssen. Zumindest in Österreich.«
    »Wir waren schon so nahe dran, so nahe«, sagt Adrian Konschak und zeigt
mit Daumen und Zeigefinger einen Abstand von wenigen Millimetern, »bis uns
Katterka und die gesamte Brut dazwischenfunkten. Seit Monaten haben wir nichts
anderes mehr gemacht. Die Kopfhörer waren uns beinahe schon angewachsen.«
    Konschak, sein Kollege Hermann Pointinger und Petranko kennen sich seit
vielen Jahren, waren allerdings in verschiedenen Abteilungen, arbeiteten nur
bei manchen Fällen eine Zeit lang zusammen. Jedenfalls ist die Wertschätzung
füreinander immer vorhanden gewesen.
    »Und was ist nun mit euren gesammelten Werken?«, fragt Petranko.
    »Unser Material hat Katterka eingezogen, und auf den Akt kam der Geheime-Verschlusssache-Stempel.
Aktendeckel zu, verstauben lassen, bis Gras darüber gewachsen ist, und alles in
Butter. Der Herr Oberstaatsanwalt darf weiterhin seine dröhnende Stimme in den
Gerichtssälen erheben, und Katterka ist auf dem besten Weg, die Politlaufbahn
einzuschlagen. Doch Hermann und ich sind uns einig, wir spielen dabei nicht
mehr mit.«
    »An eure Beweise kommt ihr aber nicht mehr ran«, gibt der ehemalige
Chefinspektor zu bedenken.
    »Nun«, lächelt Pointinger, »so ganz von gestern sind wir auch nicht. Von
jedem Gesprächsmitschnitt gibt es eine Sicherheitskopie und als Fleißaufgabe
auch eine für uns, von der außer dir bisher niemand weiß. Natürlich haben wir
auch Seite für Seite des Aktes abgelichtet. Alles liegt an einem sicheren Ort.«
    »Genau das wollte ich hören«, schmunzelt Petranko, »aber ihr könnt doch
damit niemals an die Öffentlichkeit, ohne selbst aufzufliegen, und über die
Folgen brauche ich euch wohl nicht aufzuklären.«
    »Das ist vollkommen richtig«, bestätigt Konschak, »natürlich könnten wir
sofort unsere Bombe dem ORF anbieten oder an das Profil 23 verkaufen. Dann hätten wir vielleicht ein hübsches Zubrot verdient, das sofort
wieder für Anwalts- und Gerichtskosten draufgehen würde. Obendrein arbeitslos,
sollten wir diese Geschichte überhaupt überleben. Wir wären nicht ersten
Kiberer in diesem Land, denen plötzlich etwas zustößt oder die sich aus
heiterem Himmel das Leben nehmen. Diese Variante scheidet grundsätzlich aus.«
    »Ich bin mir gar nicht sicher, ob überhaupt ein österreichisches Medium
sich über diese Story trauen würde«, ergänzt Pointinger.
    »Herr Ober! Noch drei Bier!«, winkt Petranko dem Kellner, bevor er sich
wieder seinen Kollegen zuwendet. »Ein bisschen etwas habe ich ja inzwischen
mitbekommen, doch klärt mich näher auf.«
    »Im Grunde ist es ein gewaltiger Wirtschaftskrimi«, beginnt Konschak mit
seinen Ausführungen, »da müssen wir ein bisschen das Rad der Zeit zurückdrehen.
Begonnen hat eigentlich alles, als Marius Höger sich im Oktober 2008 mit seinem
Dienstwagen in seine Bestandteile auflöste, wobei ich, ohne mich jetzt zu den
Verschwörungstheoretikern zu zählen, nicht darauf wetten

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