Dunkle Schatten (German Edition)
Dann dieser Kosta wiedergekommen in Begleitung von
eine zweite Mann, einem aus Wien.«
»Weißt du seinen Namen?«
»Immer gesprochen als der Grieche.«
»Wie? War das sein Name? Oder war damit die Nationalität gemeint, weil er
wie ein Grieche aussah oder aus Griechenland kam?«
»Sicher nicht Name, nur Spitzname. Eben der Grieche.«
»Und dann?«
»Galina hat nicht verstanden, dass sie mit Kosta und diesem Griechen in
ihr Unglück rennt. Ich aber haben gefühlt ganz tief. Kosta war bekannt, dass er
Mädchen in Westen bringt und dort müssen Mädchen mit fremden Männern schlafen.
Sie verstehen?«
»Ja, klar. Wie alt war Galina, als du sie zuletzt gesehen hast?«
»Vor knapp einem Jahr. Galina neunzehn.«
»Dann ist Galina mit den beiden Männern nach Wien gefahren.«
»Ja. Sie hat gesagt noch, sie mir schreiben wird und wenn genug Geld sie
hat, ich kommen zu ihr, und dann wir heiraten.«
»Und hat sie geschrieben?«
»Nein, nie. Ich nur gestern ihre Ring in Fernsehen gesehen.«
In der Zwischenzeit hat Cench das Foto eingescannt und gibt es dem
Burschen wieder zurück. Um auf Nummer sicher zu gehen, stellt er ihm noch eine
Frage, die nur jemand beantworten kann, der Galina sehr gut gekannt haben muss.
»Fällt dir ein besonderes Merkmal an Galina ein?«
»Hm, sie hatte unter linker Brust, genau in Falte von Haut, drei Male von
Mutter nebeneinander, die nur der sehen konnte, der mit ihr … Sie wissen schon
…«
»Muttermale.«
»Ja.«
Somit ist endgültig bewiesen, sein Besucher lügt nicht.
»Und du willst mir nicht verraten, wer du bist?«
»Bei mir zu Hause sagt man, wer zwei Hasen jagt, wird keinen fangen«,
lächelt der Bursche, »ich denken, war fair von mir. Ich haben Informationen
geliefert, und im Gegenzug bleibe ich Galinas ehemaliger Verlobter. Nichts
weiter. Ist okay?«
»Ist okay«, sagt Cench, »und jetzt verschwinde. Pass auf dich auf. Und …
spassiba 26 .«
*
In Gegenwart Nazeem al-Qatrs hat Kurt-Friedrich Midas sich noch nie
richtig wohlgefühlt, obwohl die arabische Gastfreundlichkeit in dieser
Grinzinger Villa niemals zu wünschen übrig lässt.
»Von dem Couscous musst du unbedingt probieren«, lädt Nazeem al-Qatr
seinen Gast ein, »das ist nach einem besonderen Rezept meiner Mutter. Ich lasse
mir immer einen Vorrat einfliegen. In Wien gelingt es einfach nicht, es so
zuzubereiten wie zu Hause. Es fehlt vor allem der Geruch der Wüste, wenn du
verstehst, was ich meine.«
»Natürlich, Nazeem«, KFM hält sich den Bauch, »aber ich kann wirklich
nicht mehr. Ich platze gleich.« Ob der Geruch der Wüste oder der von Kamelen
fehlt, ist ihm völlig gleichgültig. Er will nur schleunigst wieder raus hier.
»Nur ein paar Bissen«, beharrt Nazeem al-Qatr hartnäckig, »meiner Mutter
zuliebe.«
Sein Tonfall duldet keinen Widerspruch. Umgehend kommt er zum
eigentlichen Kern ihres Treffens. »Robert Sallers überraschte Flucht bereitet
mir schlaflose Nächte. Auch dass dieser General, dieser Branko Daramci ć verschwunden ist, bedeutet nichts Gutes. Zwar sind unsere
Geheimdienstleute ausgeschwärmt, doch die beiden sind wie vom Erdboden
verschluckt. Dabei brauchen wir diese zwei dringend. Du weißt, der Süden meines
Landes rebelliert offen gegen meinen Vater. Täglich laufen mehr zu diesen
Hundesöhnen von Rebellen über. Uns fehlt es dringend an besonderen
Vernichtungswaffen, um ein für allemal diesen Unruheherd und diese Kreaturen zu
eliminieren. Die beiden Kroaten haben uns schon in der Vergangenheit geholfen und
uns über ihre Kanäle Waffen besorgt, doch es reicht nicht. Über deine Bank …«
»Die Estate Carinthia Bank ist nicht meine Bank!«, protestiert KFM
energisch.
»Aber du hängst in der ECB mit drin«, kontert Nazeem al-Qatr, »auch
sämtliche Waffendeals liefen darüber, und mein Vater hat Millionen an
Petrodollars in diese Bank fließen lassen!
Was habt ihr mit dem Geld gemacht? Du und deine Kumpane. Vergiss nie, ich
spreche exzellent deutsch. Immerhin lebe ich lange genug hier. Ich sehe euer
Fernsehen, höre eure Nachrichten und lese eure Zeitungen. Ich bin nicht der
reiche Kameltreiber, für den mich einige von euch halten. Keiner aus meiner
Familie. Denk immer daran! Andauernd tauchst du in den Medien auf, musst dich
ständig rechtfertigen, und inzwischen hast du auch deinen Bonus in der
Öffentlichkeit verspielt.«
»Diese mediale Hetzjagd ist doch ein abgekartetes Spiel«, rechtfertigt
sich Midas.
»Jetzt klingst du wie eines unserer
Weitere Kostenlose Bücher