Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
Vom Netzwerk:
Klageweiber!«, entrüstet Nazeem
al-Qatr sich. »Mit Marius konnte man Geschäfte machen, bei ihm galten noch ein
Wort und ein Handschlag unter Männern. Leider ist er tot. Würde er noch leben,
wärst du mit deinen Freunden noch immer in der zweiten Reihe, wo ihr auch
hingehört! Weißt du was, für diskrete Geschäfte im Millionen- und Milliardenbereich
vorbei an allen staatlichen und steuerlichen Instanzen seid ihr schlicht zu
blöd. Wozu braucht ihr all diese Lobbyisten und Agenturen, die für euch
Kontakte knüpfen und auch noch mächtig dabei über den Tisch ziehen. Doch bis
ihr das merkt, steht es bereits in der Zeitung. Du warst einmal Minister. Sehr
schön. In meinem Land hättest du mit diesen Fähigkeiten keine Woche überlebt,
und mein Vater würde dich in einem unserer hübschen Gefängnisse verrotten
lassen! Durch eure Misswirtschaft musste doch die ECB auffliegen! Die Bayern
konntet ihr nur kurze Zeit für dumm verkaufen. Doch du hast mehr Glück als
Verstand. Und jetzt hör mir sehr gut zu.« Nazeem al-Qatr rückt noch ein Stück
näher an Midas heran und flüstert beinahe. »Neulich feierten die 50.000er wieder
eine nette Party. Dieses Mal in meinem Haus. Eigentlich sollte ich es dir gar
nicht sagen, aber ich tue es dennoch, weil ich dich doch in der Hand habe.
Leider passierte ein bedauerlicher Zwischenfall, weil eine Hure die vielen
Schwänze nicht verkraftete und am letzten erstickte. An diesem Monstrum hängt
aber dein Erzfeind …«
    »Ich weiß«, unterbricht Midas abermals, »… Oberstaatsanwalt Bortner.
Sauslinger hat mir alles erzählt. Und die zerstückelte Frau ist wohl diese
Galina.«
    »Was weiß ich, wie dieses Miststück geheißen hat?«, braust Nazeem al-Qatr
auf. »Das ist mir auch scheißegal!«
    »Und es gibt diesen Ring mit der Gravur, der in den Zeitungen und im
Fernsehen gezeigt wurde.«
    »Na und? Es gibt Millionen Galinas in der Ukraine, in Russland, Moldawien
oder sonst wo.«
    »Die Leichenteile wurden im gleichen Bezirk gefunden, nicht allzu weit
weg von deiner Villa. Die Polizei ist nicht dumm. Wer immer dafür gesorgt hat,
eine effiziente Arbeit war das nicht.«
    »Da stimme ich dir zu. Aber du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ein
Bulle es jemals wagen würde, seinen Fuß auf dieses Grundstück zu setzen,
geschweige denn, meine Villa zu betreten. Vergiss nicht, Bortner bleibt gar
nichts anderes übrig, als zu spuren. Ich genieße diplomatischen Status, bin
tabu und unantastbar. Im Gegensatz zu euch. Du wirst gefälligst dafür sorgen,
dass du die Probleme mit der ECB bereinigst, die Bayern auf Linie bringst. Wie
du das anstellst, ist deine Sache. Doch lass dir nicht zu lange Zeit. Bedenke,
du hast Familie. Wenn mein Vater zornig wird, kann selbst ich ihn nicht
stoppen. Und jetzt verschwinde, ich muss mich um meine Schwimmhalle kümmern,
damit sie endlich fertig wird.«

 
    *

 
    Es war nicht anders zu erwarten. Am späteren Vormittag klingelt der
Postbote und übergibt Kokoschansky einen Einschreibebrief. Der Absender, eine
renommierte Wiener Rechtsanwaltskanzlei, fordert ihn mit dem Schreiben auf,
binnen vierundzwanzig Stunden öffentlich entweder über ein Print- oder ein
elektronisches Medium seine Anschuldigungen gegenüber Lackner und Erharter zu
widerrufen. Sollte das nicht der Fall sein, wird nach Ablauf der Frist Klage
wegen Verleumdung, Ruf- und Kreditschädigung eingereicht. Er legt den Wisch auf
seinen Schreibtisch, murmelt etwas von das könnte euch so passen, verbrämt mit
dem Götz-Zitat.
    Langsam wäre es an der Zeit, dass Petranko sich meldet. Kokoschansky
überlegt, ob er ihn anrufen soll, verwirft aber den Gedanken und will noch ein
Weilchen zuwarten.
    Die Untätigkeit macht ihn beinahe verrückt. Sicher, er hätte genügend zu
tun, aber er kann sich nicht konzentrieren. Ohne Petranko ist er aufgeschmissen
und solange der nichts von sich hören lässt, wird er sich gedulden müssen.
    Er blickt aus dem Fenster, das Wetter ist gut, beinahe windstill. Spontan
entschließt er sich, ein bisschen durch die Gegend zu radeln. Ein paar Minuten
später steckt er in seinen Radklamotten. In die Pedale treten und dabei
nachdenken, das hat ihm beim Lösen von Problemen immer noch geholfen. Hirn
auslüften nennt er es und solange die Wetterlage es zulässt, will er das
nützen.
    Auf dem Weg in den Keller, wo sein Rad eingestellt ist, schaut er noch
bei den Briefkästen vorbei. Nichts Besonderes darunter. War wieder einmal zu
viel Arbeit für den Herrn Postboten,

Weitere Kostenlose Bücher