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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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herausbekommst. Ich habe lange mit mir
gerungen, ob ich, ob wir dir das antun dürfen. Nun ist es doch passiert, und wir
können es nicht mehr rückgängig machen. Hat er dir gar nichts erzählt?«
    »Nein«, antwortet Lena mit belegter Stimme.
    »Na ja, vielleicht hatte er noch nicht die passende Möglichkeit gefunden,
nach allem, was sich in den letzten Tagen so rund um ihn ereignete. Schade, mir
hat er auch nicht verraten, was er vorhat. Oder willst du es mir nicht sagen,
Lena?«
    »Ich weiß es nicht«, blockt Lena brüsk ab, »das ist auch jetzt nicht mehr
wichtig. Und ich Trampel dachte, zwischen uns wäre alles geklärt! So kann man
sich täuschen.«
    »Lena«, Sonja will nach ihrer Hand greifen, doch sie wendet sich ab, »ich
kann dich wirklich verstehen. Aber Koko und ich, wir haben nun einmal zusammen
ein Kind. Das verbindet, und irgendwie habe ich immer tief drinnen gespürt, es
kann nicht alles gewesen sein. Da ist noch viel mehr. Ich wünschte, ich könnte
dir etwas anderes sagen, aber Koko und ich haben immer zusammengehört, und
daran wird sich auch nichts ändern. Ich hoffe, du kannst uns verzeihen.
Schließlich geht es auch um Günther.«
    »Hat er gesagt, dass er dich noch immer liebt?«
    »Ja, mehrmals und es war sehr ehrlich von ihm.«
    »Geh jetzt, bitte …«
    »Ja, Lena, es hat eben nicht sein sollen.«
    Nachdem Sonja die Wohnung verlassen hat, will sie in ihrer Wut zum Handy
greifen und Kokoschansky sofort anrufen. Sie hält das Mobiltelefon bereits in
der Hand, um es dann zutiefst verletzt in eine Ecke zu schleudern, weil sie ihn
doch nicht erreichen kann. Erschöpft wirft sie sich aufs Sofa und beginnt,
hemmungslos zu schluchzen.

 
    *

 
    Das Wasser des Pools leuchtet unnatürlich blau, und die Abendsonne
zaubert Milliarden funkelnde, glitzernde Sterne auf die Oberfläche. Das glaubt
mir kein Mensch, denkt Kokoschansky, während er seine Runden dreht, dass ich im
Becken eines Mafiabosses schwimme.
    Der `Ndrangheta-Mafioso und der ehemalige Kroatengeneral bevorzugen das
Trockene, dösen scheinbar auf komfortablen Liegen unter Schatten spendenden,
riesigen Sonnenschirmen und lassen den Journalisten keine Sekunde aus den
Augen.
    Der Italiener muss viele Feinde haben. Selbst im Parkgarten
patrouillieren schwer bewaffnete Posten mit stoischen Mienen und verstecken
ihre Augen hinter Sonnenbrillen. Etwas abseits, dezent im Hintergrund,
unterhalten sich kichernd einige Frauen. Wahrscheinlich Madeos
Familienangehörige. Einige sind sehr jung, und in ihren knappen Bikinis können
sie es locker mit jedem Topmodel aufnehmen. Kokoschansky hängt sich an den
Beckenrand, während Saller eine Bahn nach der anderen im Kraulstil durchzieht.
    Robert Saller hat sich einen erstklassigen Unterschlupf gewählt. Hier
steht er unter dem Schutz der kalabrischen Mafia und selbst wenn es die
montenegrinische Polizei weiß, dass er sich hier aufhält, wird sie nichts
dagegen unternehmen. Warum sich unnötig das Leben erschweren? Mit Salvatore
Madeo werden sie sich nicht anlegen, und ihr Schweigen wird sicherlich
fürstlich entlohnt werden. Und der Boss selbst wird schon genügend Gründe
haben, warum er Italien und Deutschland den Rücken kehrt. Vielleicht ist es
auch nur ein Wohnsitz von vielen?
    Natürlich wäre es am einfachsten, zurück in Wien, Interpol und Europol zu
informieren. Heimlich stellen Zielfahnder Montenegro auf den Kopf. Madeo würde
sich wohl herauswinden können. Er ist wie Teflon, nichts bleibt an ihm haften.
Kokoschansky könnte Zeugenschutzprogramme und Kronzeugenregelungen in Anspruch
nehmen. Aber er will nicht das Untergrundleben eines Roberto Saviano führen,
der mit seinen Büchern ganz oben auf der Todesliste der Camorra steht.

 
    Koschansky stößt sich wieder vom Beckenrand ab, macht ein paar Tempi. Er
empfindet keinerlei Skrupel, wenn er Saller, Madeo und Daramci ć nicht ans Messer liefert. Dafür werden andere sorgen. Es geht nicht nur
um sein Überleben, auch um seinen Sohn, Lena und Sonja.
    Viel wichtiger erscheint ihm, durch die Informationen, die er von den
dreien zu erhalten hofft, vielleicht ein paar dieser Biedermänner in der
österreichischen Politik von ihren hohen Rössern zu holen und aus dem Verkehr
zu ziehen, die sich mit ihren weißen Westen brüsten und das Stimmvieh, ihre
Wählerschaft, von vorne bis hinten belügen und für dumm verkaufen wollen, was
ihnen leider viel zu oft gelingt. Die Politik ist der beste Nährboden für
Organisierte Kriminalität, weil sie

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