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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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von ganz oben gedeckt wird und dadurch
ihren illegalen Geschäften den Anstrich von Legalität und Seriosität gibt,
Milliarden waschen kann, zurück in den legalen Wirtschaftskreislauf
einschleust, bis niemand mehr den wahren Ursprung entdeckt.
    Es sind zwei parallel verlaufende Teufelskreise, einer legal und der
andere illegal. Einer profitiert vom anderen, und die Schnittmenge ergibt die
Organisierte Kriminalität. Schließlich geht es in beiden Kreisläufen
ausschließlich um Macht, deren Erhalt und Ausbau, somit in letzter Instanz nur
um das ganz große Geld.
    »Na, Koko, wird Zeit fürs Abendessen«, lacht Saller und hievt sich aus
dem Becken, »der Fraß im Flieger kann ja nicht satt machen.« Sein
durchtrainierter und muskelbepackter Körper glänzt im Sonnenlicht, und
Wassertropfen perlen wie winzige Diamanten von seiner braun gebrannten Haut ab.
Keine Spur von der üblichen Gefängnisblässe. Wären nicht einschlägige
Tätowierungen vorhanden, könnte man diesen Mann bedenkenlos den Vorstandsetagen
einer Bank, eines IT-Konzerns oder jedes anderen Unternehmens zuordnen. Keine
Spur vom gängigen Gangsterklischee mit schweren Goldketten um den Hals,
Armbändern und protzigen Ringen an den Fingern. Gebildet, eloquent,
gesundheitsbewusst lebend, Anhänger fernöstlicher Philosophien und dennoch
hart, unerbittlich, gnadenlos, wenn es erforderlich ist.
    »Außerdem willst du wohl wissen, warum du hier bist.«
    »Nun, es wird nicht unbedingt die Sehnsucht nach mir sein«, kontert
Kokoschansky schlagfertig und steigt aus dem Wasser. Sofort ist ein dienstbarer
Geist zur Stelle und hilft den Männern in flauschige Bademäntel.
    »In fünfzehn Minuten im Patio«, sagt Saller, »bis gleich.« Lässig
schlendert er zur palastartigen Villa.
    Eine leichte Brise weht köstliche Gerüche in Kokoschanskys Nase. Er sucht
sein Zimmer auf, das ihm gleich nach seiner Ankunft zugewiesen wurde, um sich
umzuziehen. Wenn überall Gorillas herumstehen, werden ebenso überall
elektronische Augen wachsam sein. Er ist sich sicher, keinen Meter auf dem
Areal unbeobachtet zu bleiben. Wahrscheinlich wurde auch seine vorübergehende
Bleibe vorsorglich verwanzt, doch Kokoschansky wird sich hüten, das näher in
Augenschein zu nehmen.
    In seinem Zimmer mangelt es tatsächlich an nichts. Der Gastgeber hat
sogar dafür gesorgt, dass einige Porno-DVDs dezent neben dem Recorder liegen.
Es wäre interessant zu erfahren, wer wohl alles schon in diesem Bett geschlafen
hat. Die Einrichtung ist ein guter Mix aus Designermöbeln und antiken Stücken.
Kein Problem mit unbegrenzter Kohle im Hintergrund.
    Kokoschansky zieht sich fertig um, T-Shirt und Jeans werden hoffentlich
ausreichend sein. Unter den Arkaden im Patio steht eine riesige Tafel, und die
Speisenmenge reicht aus, um eine gesamte Kompanie zu verpflegen. Der Hausherr
lässt sich nicht lumpen.
    Kokoschansky ist zwar alles andere als ein Gourmet, aber was seine Augen
sehen, lässt ihm das Wasser im Munde zusammenrinnen. Dann speisen wir eben mit
der Mafia, sagt er sich insgeheim, und sollte er wirklich so alt werden, kann
er das einmal seinen Enkeln erzählen. Italienische, kroatische und
montenegrinische Spezialitäten – er hat keine Ahnung, was hier alles dargeboten
wird. Auf jeden Fall nur das Beste vom Besten und das Feinste vom Feinen. Die
typische südländische Gastfreundschaft kommt zum Ausdruck.
    »Prego«, bittet Salvatore Madeo, Platz zu nehmen. Es ist das erste Mal in
Kokoschanskys Gegenwart, dass er ein Wort spricht. In der Mitte des Patios
steht ein großer Tisch, gedeckt mit einem blütenweißen Tischtuch, darauf
erlesenes Geschirr, Besteck und Kristallgläser. Ein Fünf-Sterne-Restaurant
könnte es nicht besser arrangieren.
    Kokoschansky bemerkt, dass weder Frauen noch Kinder zu sehen sind.
Südländischer Machismo. Das Quartett will, abgesehen von den unvermeidlichen
Bodyguards, die unter den Arkaden Wache schieben, unter sich bleiben: Madeo,
Saller, Daramci ć und der Journalist. Ein Diener serviert auf einem Silbertablett den
Aperitif. Für den Italiener und den General Schnaps, Saller und Kokoschansky
bekommen Fruchtsaft aufgetischt.
    »Salute«, Madeo spricht zum zweiten Mal.
    »Ich habe Don Salvatore informiert«, Saller sitzt Kokoschansky gegenüber,
»du trinkst ebenso wie ich keinen Alkohol.«
    »Grazie«, bedankt Kokoschansky sich höflich, der Mafiaboss quittiert
stumm mit einem Kopfnicken.
    »Wir werden unsere nette Plauderei auf Deutsch abhalten«, ergreift

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