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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Saller
wieder das Wort, »Don Salvatore und Branko sprechen hervorragend Deutsch.«
Madeo gibt einem Diener einen Wink, und sofort werden die Antipasti serviert.
»Wir können ungestört und offen sprechen. Hier gibt es keine feindlichen Augen
und Ohren. Meine Freunde waren äußerst skeptisch und misstrauisch, als ich dich
ins Spiel brachte. Du musst wissen, Koko, Don Salvatore hasst Journalisten wie
die Pest. Geschweige denn gestattete er jemals einem aus deiner Zunft,
überhaupt nur in seine Nähe zu kommen, seinen Grund und Boden zu betreten, in seinem
Haus zu wohnen und mit ihm an einem Tisch zu essen. Du bist der Erste und wirst
zugleich der Letzte sein. Ich bürge für dich, Koko, und du wirst mich, uns
nicht enttäuschen. Ich muss dir das sagen, der Padrone besteht darauf. Wenn du
trotzdem Absichten hegst, gegen uns vorzugehen, wirst du es nicht überleben.
Aber auch nicht deine Freundin und dein Sohn. Sie werden vor dir sterben, dann
du und zuletzt ich, weil ich dich in Don Salvatores Haus gebracht habe. So sind
die Regeln. Omertá, das Schweigen, du verstehst.«
    »Ich habe verstanden.«
    Und trotzdem küsse ich dem Itaker jetzt nicht die Hand, wie man es aus
einschlägigen Filmen kennt. Macht es nicht so spannend, sagt mir endlich, was
ihr zu sagen habt, damit ich wieder abhauen kann.
    Der Diener serviert den ersten Gang.
    »Eine montenegrinische Spezialität, Karpfen mit Pflaumen«, erklärt
Saller, »eine wahre Gaumenfreude. Für den Padrone arbeiten nur die besten
Köche.« Gekonnt zerteilt er den Fisch. »Ich hoffe, du nimmst es uns nicht übel,
dass wir dich gefilzt haben, aber ich denke, du hast dafür Verständnis.«
    »Kein Problem.«
    »Du hast bei Don Salvatore Bonuspunkte, weil du ohne deinen Reporterkram
angereist bist. Keine Kamera, kein Tonbandgerät, nur ein Notizblock mit weißen
Blättern. Du wirst ihn nicht brauchen. Morgen setzen wir dich wieder ins
Flugzeug nach Hause, und du wirst reichlich mit bestimmtem Material versorgt
sein. Du wirst wissen, wie du es zu verwerten hast. Don Salvatore hat es sehr
imponiert, dass du Handy und Akku getrennt mit dir führst. Ein Zeichen, dass du
gewillt bist, mit uns als Verbündeter zusammenzuarbeiten.«
    »Teilzeitverbündeter«, korrigiert Kokoschansky sofort. Langsam hat er
dieses Geplänkel satt. Auch der Fisch schmeckt ihm nicht mehr. »Meine Herren,
ich weiß Ihre Gastfreundschaft, Ihr Entgegenkommen und die Aufnahme in Ihrem
Haus, Don Salvatore, sehr zu schätzen, und ich danke auch dafür. Aber ich
ersuche Sie, halten Sie mich nicht für einen Trottel. Natürlich weiß ich, dass
man mich ständig beobachtet. Das ist mir klar.«
    »Haben Sie in der Zwischenzeit telefoniert?«, fragt Salvatore Madeo
unverblümt.
    »Nein, Don Salvatore.« Kokoschansky zieht Handy und Akku aus den Taschen
seiner Jeans, legt beides auf den Tisch. »Wollen Sie es überprüfen?« Madeo
winkt ab, und der Journalist glaubt, zum ersten Mal etwas wie den Anflug eines
Lächelns in diesem Steingesicht zu erkennen.
    »Wenn wir schon dabei sind, meine Lebensgefährtin ist Polizistin, und zu
meinem Freundeskreis gehören auch viele Bullen. Robert weiß es. Ist es ein
Problem für Sie, Don Salvatore? Oder für Sie, Herr Daramci ć ? Aber das wissen Sie doch sicher alles.«
    »Sie sind kein Selbstmörder, Signore Kokoschansky«, sagt Madeo leise und
blickt den Journalisten durchdringend an. »Sie stürzen auch nicht Ihre Familie
ins Unglück. Sie legen sich nicht mit der `Ndrangheta an. Mit keinem von uns,
der hier am Tisch sitzt. Wir vertrauen Ihnen, sonst wären Sie gar nicht hier.«
    »Gut«, stellt Kokoschansky fest, »somit wäre das geklärt. Worum geht es
konkret? Warum bin ich hier?«
    »Die Lage hatte sich für mich enorm zugespitzt«, erklärt Saller, »ich war
im Gefängnis nicht mehr sicher. Husky und Rambo waren bereits wieder draußen
und konnten daher meine Flucht organisieren. Mir war bereits nach meiner
Verhaftung in München klar, dass ich dich, Koko, irgendwann kontaktieren werde,
damit du einige Dinge öffentlich klarstellst. Es tut mir leid, dass bei meinem
Ausbruch eine Krankenschwester verletzt wurde. Der Niederschlag in dieser
brutalen Intensität war nicht gerechtfertigt, und ich habe den Verantwortlichen
danach zur Rede gestellt. Du weißt, ich bin kein Schläger, es lässt sich nicht
mit meiner grundsätzlichen Lebenseinstellung vereinbaren. Leider ist man
manches Mal gezwungen, solche Mittel anzuwenden.«
    »Ich weiß, wie das Geschäft

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