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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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ebenso
durchdringend an, bevor er den Zettel zerknüllt und auf seinen Teller wirft.
Saller und Daramci ć beobachten aufmerksam die angespannte Situation.
    »Don Salvatore«, abrupt steht Kokoschansky auf, »ich danke Ihnen für Ihre
Gastfreundschaft. Ich möchte wieder zurück nach Podgorica, zum Flughafen.«
    In seinem Inneren tobt ein Kampf. Während ihn sein innerer Schweinehund
einen Volltrottel schimpft, weil er soeben eine sorgenfreie Zukunft
ausgeschlagen hat und sich weiterhin aufs Lottospielen verlässt, ermutigt ihn
sein Gewissen, standhaft zu bleiben.
    Salvatore Madeo deutet Kokoschansky mit einer unmissverständlichen
Handbewegung, sich wieder hinzusetzen, und seine Grabsteinmiene verwandelt sich
augenblicklich in ein breites Grinsen. »Du hast mir anscheinend wirklich einen
sehr guten Mann ins Haus gebracht«, wendet er sich Saller zu, »ich mag Männer
mit Mut und Courage.«
    »Hätten Sie fünf oder noch besser zehn Millionen gesagt, wer weiß?«,
lächelt nun auch Kokoschansky. »Mit Trinkgeld gebe ich mich ungern ab.«
    »Game over«, antwortet Madeo unvermittelt und hebt die Hände zum Zeichen,
dass diese einmalige Chance, auf die Schnelle reich zu werden, vergeben ist.
Die Folge ist dröhnendes Gelächter. Wie verblödet, überdreht und verrückt bin
ich eigentlich, fragt sich der Journalist. Ich sitze hier irgendwo in
Montenegro, tafle mit Gangstern und finde das auch noch alles super?
    Madeos leise Stimme holt ihn wieder aus seinen Gedanken in die Realität
zurück. »Wenn Sie Ihre Story haben, Signore Kokoschansky, wird mein Name und
der meiner Familie darin aufscheinen?«
    »Wenn es erforderlich ist, dann werde ich Ihre Person dermaßen
verklausulieren und umschreiben, dass keinerlei Rückschlüsse möglich sind. Aber
ich werde sicherlich den Überbegriff Mafia verwenden.«
    Salvatore Madeo überlegt ein paar Sekunden. »Gut, einverstanden. Damit
kann ich leben.«
    »Don Salvatore, Sie sprachen davon, dass Sie Kärnten brauchen.«
Kokoschansky findet es an der Zeit, dieses Gespräch endlich in eine heiße Phase
zu bringen. »Hat es etwas mit der Estate Carinthia Bank zu tun? Mit
Kurt-Friedrich Midas und seinen Kumpanen?«
    »Ohne Ihnen schmeicheln zu wollen, Signore Kokoschansky«, Madeo ist
tatsächlich etwas verblüfft, »in der Tat, Sie liegen, wie sagt man in Deutsch,
goldrichtig. Doch Midas und seine Leute sind nur willfährige Handlanger. Mehr
nicht. Unbedeutende Randfiguren. Sie müssen viel höher ansetzen.«
    »Pardon, das ist die Sichtweise eines Außenstehenden, Don Salvatore«,
widerspricht Kokoschansky, »in Österreich sorgen seit Jahren gewisse
Machenschaften, in denen stets Midas mit seinen Leuten verwickelt ist, für
gehöriges Aufsehen, doch bisher konnten nur wenig brauchbare Ergebnisse erzielt
werden. Die laufenden Ermittlungen und Verfahren ziehen sich ungeheuer in die
Länge, es ist gleichsam ein Auf-der-Stelle-Treten. Tatsache bleibt, dass die
Estate Carinthia Bank die Drehscheibe ist.«
    »Genau diese linken Touren, die unter jener Regierung, der auch Midas als
Wirtschaftsminister angehörte, geschehen sind«, doziert Robert Saller, » sind
es und die nun nach und nach aufbrechen. Das bereitet uns große Sorgen. Durch
die Gier und Unfähigkeit gewisser ehemaliger Kabinettsmitglieder, nicht nur
Midas alleine, sind wir ziemlich in die Bredouille geraten.«
    »Sprechen wir es offen aus«, Kokoschansky wagt einen Schuss ins Blaue und
wartet die Reaktion ab, »in der Estate Carinthia Bank sind von euch Gelder
geparkt, die, behaupte ich einmal, nicht ganz sauber und legal sind. Also
Geldwäsche.«
    Treffer ins Schwarze, keinerlei Gegenrede. »Wir können diese großen
Summen nicht einfach aus dieser Bank abziehen, ohne sofort aufzufallen«,
bestätigt Saller indirekt Kokoschanskys Vermutung, »wir würden sofort ins
Visier der FMA, der Finanzmarktaufsicht, und der unterschiedlichen
Ermittlungsbehörden geraten. Es hat uns viel Mühe, Zeit und Aufwand und Geld
gekostet, diese Summen in ein sehr komplexes, für Uneingeweihte kaum zu
knackendes Firmengeflecht über verschiedene, verlässliche und verschwiegene
Strohleute wieder in den regulären Kreislauf einzuschleusen. Högers plötzlicher
Tod hat uns allen sehr geschadet.«
    »Du zweifelst also an der offiziellen Version des tragischen
Autounfalls?«
    »Koko, ich glaube ebenso wenig an Märchen wie du.«
    »Du behauptest, es wurde nachgeholfen.«
    »Aber mit uns hat es nichts zu tun«, Salvatore Madeo macht dabei

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