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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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leicht zu erreichen. Höger war für uns drei unser Verbindungsmann. Die
Estate Carinthia Bank ist zwar eine österreichische Staatsbank, war aber in
Wirklichkeit Högers Privatbank, in der er sich nach Lust und Laune bediente. Ob
nun für eigene Zwecke oder tatsächlich zugunsten Kärntens ist uns egal gewesen.
Für uns war wichtig, dass wir in ihm einen zuverlässigen Partner hatten und
einen Ort, wo wir unsere Gelder parken konnten. Leider beging er den fatalen
Fehler, die Bank von einem zwar willfährigen, ihm gegenüber treu ergebenen,
aber umso unfähigeren Vorstand leiten zu lassen. Wahrscheinlich um sich die
Gunst ihres Herrn nachhaltig zu sichern und ihm gegenüber ihre Tüchtigkeit zu
beweisen, unternahmen sie diese tollpatschigen Investments und fielen auf die
Schnauze. Nachdem Höger erfahren hatte, was Sache war, musste er, wie gesagt,
gegenüber Nazeem al-Qatr Farbe bekennen, der wiederum seinem Vater Rede und
Antwort stehen musste. In einem verzweifelten Schachzug versuchte Höger zu
retten, was noch zu retten war, und offerierte den Bayern die Bank, die schon
längere Zeit ein Auge auf die Estate Carinthia Bank geworfen hatten, ohne
natürlich nicht auf den eigenen Vorteil zu vergessen. Kurzum, er machte dem
bayerischen Ministerpräsidenten den Mund wässrig, da dieser wiederum für die
nächsten Wahlen kandidieren wollte und daher nach allem griff, was ihm
öffentlich Bonuspunkte bringen könnte. Schließlich stand diese Bank mit ihren
gefälschten Bilanzen bestens da, aber das wussten die Bayern damals noch nicht.
Höger zog die Bayern über den Tisch. Die Geschäfte zwischen Höger und den
al-Qatrs waren uns gleichgültig, doch seine Bankleute pfuschten gehörig und
arbeiteten mehr als dilettantisch. Zu unserem Nachteil. Gelder wurden hin und
her verschoben, auch unsere, vermischten sich mit den Geldern der Araber. Das
alte Loch-auf-Loch-zu-Prinzip.
    Kurt-Friedrich Midas, damals noch Wirtschaftsminister, sahnte dabei
kräftig ab. Bis es schließlich den al-Qatrs zu blöd wurde, und sie Höger ein
Ultimatum stellten. Don Salvatore, Branko und ich glauben, Höger wollte
tatsächlich den inzwischen entstandenen Schaden wiedergutmachen, doch die Karre
steckte schon viel zu tief im Dreck. Jetzt mussten die Araber handeln und
plötzlich knallte es. Da verstehen sie keinen Spaß. Gestern noch Freund, heute
schon Todfeind. Dass Nazeem al-Qatr medienwirksam bei Högers bombastischem
Begräbnis anwesend war, nichts weiter als Show. Jetzt war endgültig Feuer am
Dach. Die Bayern sind aus einem anderen Holz geschnitzt als die Österreicher,
im Besonderen die Kärntner. Sie fühlten sich betrogen und riefen sämtliche
Behörden auf den Plan. Warum glaubst du, Koko, bin ich in München gelandet, als
ich aus der Dominikanischen Republik kam? Ich wollte mich mit Don Salvatore
treffen, und wir beabsichtigten, mit einigen Münchner Bankleuten, die auf
seiner Payroll stehen, unsere Angelegenheiten zu regeln. Leider kam mir meine
Verhaftung in die Quere, weil ich verpfiffen worden bin.«
    »Wer hat dich ans Messer geliefert?«, unterbricht Kokoschansky.
    »Ich kann es noch nicht beweisen, aber ich bin mir sicher, dahinter
steckte Katterka. Er wusste, dass ich ein nettes Häuschen in der DomRep
besitze, und wartete nur darauf, bis ich wieder nach Österreich zurückkehrte.
Aber das ist eine andere Front.
    Nach Högers Tod dachte dieser völlig ahnungslose und korrupte ehemalige
Wirtschaftsminister, dessen Erbe antreten zu müssen, und nahm auch noch seine
Parteifreunde mit ins Boot, die um keinen Deut besser als er sind. Naiv, blöd
und gierig wickelten sie Transaktionen ab, die über kurz oder lang platzen
mussten, cashten aber selbst mächtig ab, und nun stehen sie in der Sackgasse.
Diese Misswirtschaft konnte auf längere Sicht auch deinen Kollegen nicht
verborgen bleiben, weil es unglaublich selbstherrlich und dumm
vonstattengegangen war. Wir wissen, dass in den österreichischen Medien laufend
darüber berichtet wird und die Öffentlichkeit inzwischen in dieser Thematik
sehr sensibilisiert ist. Der Staub, der dadurch aufgewirbelt wird, passt uns
gar nicht in den Kram und schadet uns nur. Mich wundert, dass du noch nicht in
diesem Sumpf herumstocherst, Koko.«
    Kokoschansky zündet sich eine weitere Zigarette an. »Weil mir bereits zu
viele darin herumwaten und sich in Midas verbeißen. Ich will aber die grauen
Eminenzen, die wirklichen Hintermänner zu Fall bringen. Midas und seine
Parteihengste sind zwar naiv und

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