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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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obwohl er
um einiges kleiner als der Journalist ist. Als Militarist mit der
entsprechenden Ausbildung wäre es wohl nicht besonders schwer.
    Doch ein Blick in Kokoschanskys entschlossenes Gesicht genügt, um es sich
zu überlegen. »Seien Sie vernünftig, geben Sie mir die Knarre«, probiert er es
abermals auf die sanfte Tour.
    Kokoschansky ist auf der Hut.
    »Keiner rührt sich mehr«, befiehlt er barsch und versucht, kaltblütig zu
wirken, »ich drücke ab, und das ist keine leere Drohung.« Dabei geht er zwei
Schritte zurück.
    »Herr Journalist«, höhnt Daramci ć , und in seinen Augen glitzert Mordlust, »jetzt machen Sie sich doch
nicht lächerlich. Sie können doch diese MP nicht einmal entsichern und um zu
schießen sind Sie doch zu feig.«
    »Wenn Sie meinen …« Kurz entschlossen reißt er die Waffe hoch, feuert
knapp über den Kopf des ehemaligen Generals in den Plafond. Verputzteile
rieseln herab, Saller stößt ein gequältes Lachen aus. Es ringt ihm Bewunderung
ab.
    »Na bitte, geht doch«, mimt Kokoschansky weiterhin den Lässigen, obwohl
er nahe daran ist, sich in die Hosen zu machen. »Und wer ist für diesen
Wahnsinn verantwortlich?«
    »Ihr seid beide bereits tot«, Daramci ć s Augen verengen sich zu Schlitzen und ähneln einer Raubkatze, die jeden
Augenblick zum Sprung ansetzt, und mit einem Wink in Richtung Saller, »der
macht es auf keinen Fall mehr lang, und dich, du Komiker, rauche ich in der
Pfeife.«
    »Spar dir deine Wildwest-Sprüche, Scheißkerl«, lässt Kokoschansky Dampf
ab, weicht ein paar Schritte zurück, »auf die Knie und Hände in den Nacken!«
    Kaum ist das letzte Wort verklungen, werden Daramci ć s Augen riesengroß und beinahe kreisrund, er stößt gurgelnde Laute aus,
aus seinem Mund rinnt Blut, er knickt in den Knien ein und schlägt der Länge
nach hin. Kokoschansky muss zur Seite springen, um nicht mitgerissen zu werden.
Im Rücken des ehemaligen Generals steckt genau zwischen den Schulterblättern
bis zum Heft ein Stilett. Noch zucken Körper und Gliedmaßen, doch es sind nur
mehr die Reflexe, das Leben ist längst entwichen. Da der Kroate vor seinem
schwer verletzten Landsmann stand, blieb ihm dessen Angriff verborgen. Für
Saller muss es im Hinblick auf seinen Zustand eine enorme Überwindung und
Kraftanstrengung gewesen sein, so blitzartig und gleichzeitig präzise zu
treffen.
    »Hast du noch mehr solcher Überraschungen auf Lager?« Kokoschansky
glaubt, in einem Albtraum zu sein, hofft, jeden Augenblick aufzuwachen, und
weiß, es bleibt bei dem frommen Wunsch.
    »Ich …«, Saller strengt jedes Wort an, »ich … habe … dir … einmal …
erzählt …, dass … ich … in … der … Fremdenlegion … war. Dort lernt man das.« Er
versucht, sich etwas aufzurichten, doch die Schmerzen zwingen ihn, weiterhin in
seiner Position zu verharren. »Dich hat es auch erwischt, Koko, wie ich sehe.«
    »Nur ein paar Kratzer, nicht der Rede wert.«
    »Koko, ich brauche dringend einen Arzt, sonst verrecke ich hier.«
    »Wo soll ich den jetzt herzaubern?«
    »Bring mich weg von hier … bitte …« Einem Mann wie Saller, der Befehle
erteilt, kommt dieses Wort nur sehr schwer über die Lippen.
    »Bist du noch weiter bewaffnet?« Kokoschansky bleibt ungerührt, und er
findet, dass er allen Grund dazu hat.
    »Nein, sonst hätte ich ihn umgeblasen. So einer war einmal mein Partner.
Das Messer ist alles, was ich bei mir hatte. Lass mich hier nicht verbluten. Du
hast mir schon einmal geholfen, mach es noch ein zweites Mal …«
    Saller muss es wirklich dreckig gehen. Nie im Leben hätte Kokoschansky
sich träumen lassen, dass ihn einmal ein gefürchteter Unterweltboss bittet, ihm
das Leben zu retten.
    »Steckst du hinter den Fotos?«, konfrontiert Kokoschansky den
Schwerverletzten mit dem, was ihn am meisten drückt.
    »Welche Fotos?«
    »Frag nicht so scheinheilig! Mein Arbeitsvertrag«, in Kokoschanskys
Stimme mischen sich Sarkasmus und Wut, »den mir Madeo auf den Tisch geknallt
hat. Fotos von meiner Lebensgefährtin und meinem Sohn. Hast du die Fotos in
seinem Auftrag schießen lassen? Ja oder nein? Die Spaghettifresser werden wohl
kaum jemanden extra dafür abgestellt haben.«
    »Ehrlich, ich schwöre dir«, Saller ringt nach Luft und kämpft um jedes
Wort, »damit habe ich nichts zu tun. Das ist nicht mein Stil. Ich war genau so
perplex wie du, als er mit den Bildern herausrückte.«
    »Den Eindruck hast du aber nicht gemacht.« Kokoschansky zeigt weiterhin
keinerlei

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