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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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nicht, interessiert ihn nicht. Und sollte er während der Fahrt verrecken,
auch recht. Wahrscheinlich werden in den Nebengebäuden die ermordeten
Angestellten und Bediensteten des Clanchefs liegen.
    Kokoschansky hat am Ende des Flurs die Wahl zwischen zwei Türen. Er
entscheidet sich für die breitere und öffnet sie vorsichtig. Sein Instinkt war
richtig. Es ist Salvatore Madeos Schlafzimmer. Offenbar war der Mafiaboss
gerade im Begriff, zu Bett zu gehen, er ist noch vollständig bekleidet. Sie
müssen ihn auf der Kante sitzend erwischt haben und jagten ihm ein komplettes
Magazin in den Körper. Mit weit ausgebreiteten Armen und regelrecht zerfetzt
liegt er rücklings auf den Beinen einer jungen, nackten und ebenfalls toten
Frau. Freundin, Geliebte, Ehefrau? Eine versilberte Pistole mit goldenen
Einlegearbeiten im Kolben liegt auf dem flauschigen, blutdurchtränkten
Teppichboden. Wahrscheinlich ahnte Madeo das kommende Unheil, hatte aber keine
Chance mehr, sich zur Wehr zu setzen.
    Kokoschansky sieht ein mit Blut bespritztes Papier aus der Brusttasche
des Hemdes ragen. Es muss sein »Arbeitsvertrag« sein. Nach dem Essen hatte
Madeo die Fotoausdrucke sorgfältig zusammengefaltet und in sein Hemd gesteckt.
Mit spitzen Fingern zieht er das corpus delicti heraus. Ja, es sind Lena und
Günther. Kurzerhand zündet er das Papier mit seinem Feuerzeug an, wirft es in
eine Schale und wartet, bis es zu Asche zerfällt.
    Danach knipst er seine Bilder und verlässt den Raum. Er kehrt ins
Arbeitszimmer zurück und durchsucht es von oben bis unten. Alles mitnehmen, was
wichtig erscheint, hämmert es in seinem Kopf. In der Aufregung und
Angespanntheit hat er auf seine Verletzungen vergessen, die sich nun wieder
heftig bemerkbar machen. Wo ein Schlafzimmer, kann auch ein Bad nicht weit
sein. Tatsächlich ist der Raum, den er vorher ausgelassen hatte, das
Badezimmer. Zum Glück ohne Leiche. Er kramt in den Laden und findet, was er
sucht. Jod, Pflaster und Verbandszeug. Die Schramme auf der Hand ist nicht so
schlimm, trotzdem verzieht er das Gesicht, als er die rostbraune Flüssigkeit
auf die Wunde träufelt. Dann klebt er ein großes Pflaster darüber. Die
Verletzung an der Wade ist nicht so glimpflich. Er zieht seine Jeans herunter,
stellt das Bein auf das Bidet. Gut einen Zentimeter tief war der Splitter
eingedrungen. Wieder die brennende Prozedur mit reichlich Jod, bevor er einige
Mullbinden um die Wade wickelt, mit Leukoplast fixiert und sich wieder
ankleidet.
    Hastig und soweit mit dem verletzten Bein möglich, humpelt er wieder in den
Gästetrakt zurück, steigt die Treppe hoch. Das Gewissen mahnt ihn, nach Saller
zu sehen. Er glaubt, seinen Augen nicht zu trauen, stutzt, das Stilett steckt
nicht mehr in Daramci ć s Rücken. Wo Saller halb gelegen hat, findet sich nur mehr eine kleine
Blutlache.
    »Du Arsch«, flüstert Kokoschansky fluchend, »du bist gar nicht so
bedient, wie du getan hast. Fahr zur Hölle.«
    Plötzlich hört er den Motor eines startenden Autos. Sofort reißt er die
Maschinenpistole hoch, stolpert beinahe über die Leiche des Kroatengenerals,
geht auf den Balkon und sieht, wie ein Landrover in einer Staubwolke und in
hohem Tempo davonprescht.
    »Ein Problem weniger«, murmelt er. Es kann nur Saller gewesen sein, wer
sonst? Sein Blick fällt zufällig auf das Nachtkästchen. Dort steckt das Messer
im Holz und fixiert einen Umschlag. Kokoschansky nimmt ihn an sich, liest die
Worte, die mit einer blutigen Hand und in zittriger Schrift geschrieben sind:
»Für dich. Wird dich interessieren. Such nach dem Tresor in Madeos Zimmer. Und
danke. Mir läuft die Zeit davon.«
    »Fahr doch nicht zur Hölle«, lächelt Kokoschansky, »zumindest jetzt noch
nicht.« Dann sieht er nach, was ihm Saller hinterlassen hat: Drei CD-ROMs.
    Wo soll in Salvatore Madeos Arbeitszimmer ein Tresor sein? An den Wänden
hängen einige Ölschinken, die echt und wertvoll zu sein scheinen. Dann fällt
ihm ein, Panzerschränke sind meist hinter Bildern versteckt. Zumindest ist es
immer so in Fernsehkrimis. Bereits nach dem fünften Bild bewahrheitet sich
dieses uralte Klischee. Der weibliche Akt in einem Rosengarten lässt sich zur
Seite klappen, und dahinter ist das begehrte Objekt. Wenn Madeo es sich sonst
anscheinend an nichts fehlen ließ, bei diesem Tresor sparte er. Es ist ein
uraltes Modell mit Nummernschloss. Vielleicht ein Erbstück vom Mafiapapa?
Kokoschansky dreht ein wenig daran herum. Nichts. Wie viele
Kombinationsmöglichkeiten

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