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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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auf sein zerschossenes Bett zu setzen. Erst
jetzt beginnt er, wie Espenlaub zu zittern, und kann seinen Körper und die
Gliedmaßen kaum unter Kontrolle halten. Endlich die Befreiung, die Erlösung. Er
wagt noch immer nicht, das Licht einzuschalten, tastet nach seinen Zigaretten.
Die Glut verbirgt er in seiner hohlen Hand. Sicher ist sicher. Am liebsten
würde er auf der Stelle abhauen, aber er weiß nicht einmal, in welche Richtung
er soll. Und vor allem wie? Ohne Fahrzeug? Außerdem muss er wissen, was aus
Madeo, Saller, Daramci ć und den anderen geworden ist. Langsam lässt das Zittern nach. Mit der
unverletzten Hand wischt er sich über die Augen, wirft die Kippe einfach auf
den Boden und tritt sie mit dem Absatz aus. Er meint, mitten in einem
Horrorfilm zu sein. Was er nicht weiß, es ist erst der Vorspann.
    Langsam stemmt er sich hoch, kommt auf die Beine und wider Erwarten
klappt es besser, als er dachte. Behutsam setzt er einen Fuß vor den anderen,
Glassplitter knirschen unter seinen Schuhsohlen, er muss aufpassen, dass er
nicht auf den unzähligen Patronenhülsen ausrutscht. Kokoschansky hinkt
verletzungsbedingt, aber die Schmerzen sind auszuhalten.
    Seine Nerven sind zum Zerreißen angespannt. Er muss diese Erkundungstour
machen, er will wissen, was hier passiert ist. Madeos Haus muss sehr abgelegen
stehen, niemand in der Umgebung scheint irgendetwas mitbekommen zu haben.
Niemand scheint die Polizei verständigt zu haben. Zentimeterweise schiebt
Kokoschansky seinen Kopf aus dem Fenster, rechnet damit, dass vielleicht sofort
wieder geschossen wird. Zum Glück geschieht nichts. Er sieht nach links und
rechts. Ein paar Meter neben dem Fenster liegen zwei verkrümmte Gestalten. Das
war wohl seine Bewachung.
    Kokoschansky betritt die Terrasse und untersucht die Wächter.
Zweifelsohne sind es Madeos Leute, tot. Überall Patronenhülsen. Das waren diese
Geräusche, die ihn geweckt hatten. Ihre Ingrams, diese handlichen
Maschinenpistolen, liegen neben ihnen. Kurz entschlossen schnappt der
Journalist sich eine der Waffen, fühlt den Lauf, der eiskalt ist. Aus dieser
Knarre wurde kein Schuss abgefeuert. Es ist gut, dass es Nacht ist, so braucht
er nicht in ihre toten Gesichter zu sehen.
    Kokoschansky hatte noch nie eine MP in der Hand, kann damit gar nicht
umgehen, aber er will für einen eventuellen Notfall gerüstet sein. Außer den
beiden erschossenen Leibwächtern ist niemand auf der Terrasse zu sehen. Er
hängt sich die Ingram mit dem Riemen über die Schulter, kehrt wieder in sein
Zimmer zurück. Dann öffnet er die Türe, betritt den dunklen Flur, auch hier ist
es still wie in einer Leichenhalle. Seine Augen haben sich an die Dunkelheit
gewöhnt, schemenhaft kann er Silhouetten und Konturen erkennen. Auf einer Seite
sind drei Zimmer, seines mit eingerechnet. Auf der gegenüberliegenden ebenfalls
drei. Kokoschansky hält die Ingram in Anschlag, hütet sich, mit seinem rechten
Zeigefinger auch nur in die Nähe des Abzugshahns zu kommen, da er annimmt, dass
die Waffe entsichert ist. Seine linke Hand greift nach der Klinke. Im
Zeitlupentempo drückt er sie herunter, die Türe gibt glücklicherweise kein
Geräusch von sich, als er sie langsam öffnet. Er strengt seine Augen an,
erkennt einen Schreibtisch, Regale, mehrere Computer, Laptops, sonst nichts.
Hier ist keine Menschenseele. Kokoschansky tritt ein, sieht sich genauer um.
Die Vorhänge sind nicht zugezogen, daher fällt ihm die Orientierung leichter.
Er tastet über den Schreibtisch, fühlt verschiedene Stifte, Mappen, Papier und
Ordner.
    Es wird immer unheimlicher. Ist er der einzige Überlebende? Kokoschansky
wird das Gefühl nicht los, vom Tod als unsichtbarem Begleiter auf Schritt und
Tritt verfolgt zu werden, der ihm über die Schulter guckt, während er auf der
Suche nach weiteren Leichen ist.
    Wie gerne würde er jetzt Lena anrufen! Nur, um mit ihr zu reden, ihre
Stimme hören, ohne ihr zu sagen, was wirklich los ist. Aber er wagt es nicht.
Es ist viel zu riskant. Er fühlt sich wie in einem Labyrinth, aus dem er nie
wieder herausfinden wird. Und er will diese verdammten Unterlagen! Hier geht er
nicht mit leeren Händen fort. Dann wäre alles umsonst gewesen, das Risiko
völlig unsinnig.
    Plötzlich hallen eilige Schritte von draußen, Männerschritte, die näher
kommen. Der Unbekannte betritt die Villa. Blitzartig schließt Kokoschansky die
Türe, umklammert die Ingram, sucht nach einem passenden Versteck, kann aber
keines entdecken. Er glaubt,

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