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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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sonst hätte er den richtigen Pfad von Täuschung unterscheiden sollen?
    Und doch herrschte ein gewisses Unbehagen, was die Gabe der Vorsehung von hi Ke’erl HeYen anging, dem Hohen Lord des Volkes, und auch, was die Art und Weise betraf, wie er damit umging. Einen Großteil der tagtäglichen Pflichten des Regierens hatte er seinem Hohen Kämmerer übertragen, und er hatte auch aufgehört, die Zusammenkünfte des Rates der Elf zu besuchen, um über die Politik zu diskutieren. Die meiste Zeit verbrachte er in der Kammer der Einsamkeit. Nur manchmal kam er nach einer halben Sonne heraus, um dann wie benommen durch die Horste und Korridore des Hohen Nestes zu schlendern. Bei anderen Gelegenheit kreischte und jaulte er so heftig, dass alHyu und Krieger besorgt zu ihm gerannt kamen, die er dann aber gleich wieder wegschickte. Dann schloss er sich ein und widmete sich abermals den Träumen, die auf ihn warteten.
    Er ist verrückt, sagten sie. Er ist nicht fähig, unser Hoher Lord zu sein, erklärten andere. Aber niemand sprach es laut aus, und niemals in der Gegenwart von hi Ke’erl. Vielleicht hätte er ihnen zugestimmt.
    Er spürte, wie der Wahnsinn in ihm wuchs, während sich seine Welt zurückzog aus der Welt die Ist. Während er sich mehr und mehr in die Welt der Träume zurückzog. Er konnte nicht anders, als das entgegenzunehmen, was esLi ihm gab: der Blick auf die kommende Umarmung von esGa’u. Es widerte ihn zwar an, und es verärgerte ihn, doch vor allem machte es ihm Angst, mit solch schrecklicher Klarheit zu wissen, wie nur ein Hoher Lord wissen konnte, dass dies die Wahrheit war.
    Diese Wahrnehmung konnte er seinen Untergebenen und seinen Beratern nicht mitteilen. Mit jedem Tag, an dem der Wahnsinn ihn fester in den Griff nahm, schenkten sie seinen Worten weniger Glauben. Wenn sie ihm von Flottenaufstellungen und den politischen Haltungen des Imperialen Senats berichteten, reagierte er mit Schilderungen über das Unglück, das jenseits des Randes des Imperiums lauerte, und indem er von seinem nahenden Tod und der Vernichtung des Hohen Nestes erzählte, ausgenommen das, was das gyaryu beschützen konnte.
    Unglück?, fragten sie. Können wir sie nicht bekämpfen?
    Sie heiterten ihn auf, indem sie das fragten, glaubten sie doch nur die Hälfte dessen, was er ihnen beschrieb.
    Er erwiderte darauf: Das Volk besteht aus Kriegern, und die naZora’i haben gelernt, Krieger zu sein, obwohl sie esHu’ur ablehnen. Aber es gibt keine Waffe, die wir gegen dieses Ding richten können. Alles arbeitet für dieses Ding, denn … es kann wir sein. Es wird uns von unserem Platz verdrängen und ihn für sich beanspruchen.
    Dann neigten sie ihre Flügel und sagten: Wir verstehen nicht.
    Er brachte seine Flügel in eine Pose der Demut gegenüber esLi und gab zurück: Ich verstehe es auch nicht.

13. Kapitel
     
     
    Der Erste Lord war während der Nachtwache eingetroffen, als Jackie noch von ihren Träumen heimgesucht wurde. Die Nachricht von seiner Ankunft erreichte sie offiziell per Depesche, als ein Steward ihr das Frühstück brachte.
    Ein wenig amüsiert hatte sie die Mitteilung gelesen. Gerüchte sprachen sich schneller und mit größerer Genauigkeit herum als Meldungen, die über offizielle Kanäle liefen – zumindest in einer Flotteneinrichtung. Die Nachricht an sich war ernüchternd, da sie ihr die Situation nur umso deutlicher vor Augen hielt.
    Während sie ihr Frühstück aß, bemerkte sie ihr Spiegelbild in einer Tasse mit einer dunklen Flüssigkeit, die man auf der Sternbasis Adrianople als Kaffee bezeichnete. Ihr Ebenbild war dunkel und ein wenig trüb, doch es ließ ihr hageres Gesicht deutlich erkennen. So vieles hatte sich in den letzten Wochen geändert. So viele Idole waren entthront, so viele Illusionen zerstört worden. Seit ihrer Ankunft war sie wie ein Geist durch die Korridore der Basis gewandert, eine Überlebende des Erstkontakts mit den feindseligen Vuhl. Der größte Teil des Personals hielt respektvoll Abstand zu ihr.
    Es war leichter, einen Fluch auszustoßen, der an niemanden im Besonderen gerichtet war, und sich dann wieder auf das Frühstück zu konzentrieren, anstatt sich darüber Gedanken zu machen. Die zurückhaltenden Stabsoffiziere von Adrianople konnten ihr ebenso gut gestohlen bleiben. Momentan war sie dem Stab von Konteradmiral Hsien zugeteilt, was ihr – und Ch’k’te – nur recht war, weil sie dadurch weiterhin ihren vollen Sold erhielten. Außerdem kam sie so in den Genuss von

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