Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad
XO wird sich sofort darum kümmern.«
»Schön zu hören. Sonst noch was?«
»Nein, im Augenblick nicht, Ma’am. Aber sagen Sie ihnen, sie sollen vorsichtig sein, okay?«
»Wird erledigt«, erwiderte Jackie. MacEwan nickte und beendete die Verbindung.
Sie packte die wenigen Dinge zusammen, die sie mitnehmen konnte. Ihr ganzes Leben wurde auf ein paar Kilo reduziert. Als kommandierender Offizier einer wichtigen Einrichtung des Imperiums hatte sie das Recht, so viel mitzunehmen, wie sie wollte. Doch es behagte ihr nicht, sich selbst einen solchen Luxus zu gönnen, während sich ihre Untergebenen einschränken mussten. Außerdem fiel es ihr nicht allzu schwer, da sie ohnehin stets nur wenig Gepäck mitnahm. Die kostbaren Dinge ihres Lebens befanden sich zudem in der Farm bei Stanleytown auf Dieron.
Zum letzten Mal betrachtete sie den Sonnenuntergang auf Cicero, dann ging sie an Bord ihrer Gig, die als letztes Schiff die Basis verließ. Die einzelne Sonne erschien ihr mit einem Mal fremd, da sie an den Doppelstern denken musste, um den Dieron kreiste. Emotional fühlte sie sich durchaus mit Cicero verbunden, aber mehr als das war es nicht. Diese Welt war ihr nie wie eine Heimat vorgekommen; sie war nie mehr gewesen als das Deck eines der Raumschiffe, auf denen sie gedient hatte – nur ein Posten unter vielen.
Dieron war ihre Heimat, die Welt, die im Schein des orangeroten Doppelsterns von Epsilon Indi lag.
Heimat wird sein, was das gyaryu gewähren kann, wenn esGa’us hsi den Himmel umhüllt.
Sie hörte die Worte in ihrem Kopf, kurz bevor die Beschleunigung des Shuttles einsetzte und sie in die Kissen ihrer Couch drückte. Ihr Bewusstsein versuchte, die Quelle dieser Worte zu finden, doch sie waren schon wie die Überreste eines Traums verschwunden.
Als sich die äußere Luftschleuse mit einem Seufzer öffnete, hörte sie Dudelsackmusik durch den Hangar schallen. Unter ihr ging ein Dutzend Marines in Habtachtstellung und präsentierte die Waffen. Sie und Ch’k’te gingen langsam zum Deck hinunter, wo sie dem Offizier salutierte, der dort auf sie wartete.
Geduldig verharrten sie, bis das schottische Musikinstrument die letzte Note der anstrengenden Melodie herausgepresst hatte. Als auch das Echo verhallt war, fragte Jackie: »Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen, Kommandant?«
»Erlaubnis erteilt, Ma’am. Willkommen an Bord, Commodore.«
»Danke, Ray.« Sie schüttelte dem jungen Mann die Hand und ging zwischen den Marines hindurch, die sich noch nicht gerührt hatten. »Ich wünschte, mein … mein Besuch würde unter erfreulicheren Umständen stattfinden. Ich nehme an, die Than ist auf der Brücke.«
»Ganz richtig, Ma’am, und sie beklagt sich noch immer über die Landratten.« Ray Santos, Barbara MacEwans XO, führte Jackie durch eine Schiebetür zum Lift, der auf sie wartete. »Aber ich muss gestehen, Sie hatten Recht, Ma’am, als Sie sagten, die Jäger sollten untereinander Klarheit schaffen.«
Sie lächelte. »Ja, sie verfluchen sich gegenseitig zwar immer wieder, aber sie erledigen auch ihren Job. Wie ist die aktuelle Situation?«
»Die Bogeys haben mittlere Reichweite erreicht. Wir haben die meisten Geschwader abgezogen, um Gefechtspatrouille zu fliegen, und nur zwei kümmern sich um den Vorbeiflug.«
»Und der Rest der Flotte?«
»Die Tilly ist immer noch in Alarmzustand. Der Rest rückt weiter vor und wartet auf Ihre Befehle, Commodore.«
Die Lifttüren glitten auf und gaben den Blick auf die Brücke der Duc d’Enghien frei. Mehrere Offiziere drängten sich um das Holo ein Stück weit vor dem Pilotendisplay. Barbara MacEwan, die karierte Kleidung trug, bemerkte ihren Gast, murmelte etwas zu einem Untergebenen, dann kam sie zu Jackie und salutierte vor ihr.
»Sie tragen keine Uniform, Barbara«, stellte Jackie lächelnd fest.
MacEwan nahm die Kappe ab und deutete eine Verbeugung an. »Der MacEwan-Tartan hat schon mehr Schlachten erlebt als das Blau des Imperiums, Ma’am. Ich hielt es für angemessen, sollte es zur Konfrontation mit dem Feind kommen.«
Jackie wurde rasch wieder ernst. »Diese Möglichkeit möchte ich gar nicht erst in Erwägung ziehen. Sie werden sich nicht wünschen, dass es dazu kommt.«
»Aye-aye«, erwiderte MacEwan, deren Tonfall keinen Hehl daraus machte, dass ihr eine Frage auf der Zunge lag, die sie zu gern gestellt hätte.
»Status?«
»Wir warten auf Ihre Befehle, Ma’am.«
»Gut, dann wollen wir mal.«
MacEwan salutierte erneut und kehrte zurück
Weitere Kostenlose Bücher