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Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad

Titel: Dunkle Schwinge Bd. 2 - Der dunkle Pfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter H. Hunt
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frisch gebackenem Brot und echter Orangenmarmelade.
    Wenn es bloß auch echter Kaffee wäre, dachte sie, spielte mit der Tasse und sah zu, wie die braune Flüssigkeit darin umherschwappte.
    Als die Oberfläche sich wieder beruhigt hatte, starrte sie abermals das hagere Gesicht an, das sie an alles erinnerte, was geschehen war. Cicero gehörte nicht länger ihr, sondern den Vuhl.
    Sie schauderte, und Angst begann an ihr zu nagen – Angst vor dieser unbekannten Macht, diesen Aliens, denen sich die Menschheit würde stellen müssen. Es war einfach zu schwer, gegen diese Angst anzugehen.
    Ehe sie aber zu weit vordringen konnte, ertönte der Türmelder. Jackie riss sich zusammen und sagte: »Identifizieren.«
    Ihr Computer ließ ein Holo des Korridors vor ihrem Quartier entstehen. Vor der Tür stand eine vertraute Gestalt.
    »Herein.«
    Die Tür glitt zur Seite, Ch’k’te trat ein, im Arm ein kleines Päckchen. Am Eingang zu dem Alkoven, in dem sie saß, zögerte er kurz.
    »Haben Sie schon gegessen?«, fragte sie und lud ihn ein, sich zu ihr zu setzen. »Der Tisch hier ist reichlich gedeckt.«
    Er deutete auf den anderen Stuhl, der sich darauf zu einer Sitzstange umformte, dann nahm er Platz und legte das Päckchen neben sich auf den Tisch.
    »Ein hoher Dienstgrad bringt seine Privilegien mit sich«, sagte er, während er eine Scheibe Brot nahm und sorgfältig Marmelade darauf verteilte. »Meine Unterkunft ist … ein wenig spartanischer.«
    »Das hätten Sie mir gleich sagen sollen.« Sie brachte ein Lächeln zustande, obwohl ihr gar nicht danach war. »Wir werden nicht ewig zum Stab des alten Hsien gehören, dann können wir die Zeit hier auch genießen.«
    Ch’k’te erwiderte nichts, sondern aß sein Brot. Jackie spielte mit ihrer Kaffeetasse und überlegte, auf welches Thema sie zu sprechen kommen sollte.
    »Ich erhielt gleich nach dem Aufwachen eine Nachricht«, sagte er schließlich und wischte seine Hände an der Serviette ab. »Der Hohe Kämmerer na T’te’e HeYen ist auf der Station eingetroffen. Er … bittet um meine Anwesenheit.«
    »Tatsächlich? In welcher Angelegenheit?«
    »Es gibt da eine alte Tradition, se Jackie, nach der jede neue Entdeckung – insbesondere bei Phänomenen mit Fühlenden – unverzüglich dem Hohen Lord mitzuteilen ist. In früheren Zeiten bestellte der Hohe Lord das Individuum zu sich ins Hohe Nest, wo dann eine Geistverbindung hergestellt wurde. Da dies im vorliegenden Fall kaum möglich ist, hat der Hohe Kämmerer das Hohe Nest hierher nach Adrianople gebracht. Die Geistverbindung wird als Dsen’yen'ch’a bezeichnet, die ›Erfahrungsprüfung‹. Der Hohe Kämmerer wird untersuchen, was sich bei Cicero abspielte.«
    »Und er beabsichtigt …« Sie ließ den Satz unvollendet, während sie sich vorzustellen versuchte, wie dieses Ritual wohl ablaufen würde und was es für Ch’k’te bedeutete.
    »Ich habe kaum eine Wahl, was seine Absichten angeht, se Jackie«, gab er zurück. »Es ist meine Pflicht.«
    Jackie legte eine Hand auf seinen Arm. »Haben Sie Angst vor dieser Prüfung?«
    »Vor der Prüfung selbst? Nein, nicht im Geringsten, se T’te’e ist ein erfahrener Fühlender. Es wird weder schmerzhaft noch unangenehm sein. Aber ich kann und werde nichts verheimlichen. Der Verstand eines fremden Wesens hat mich beherrscht und meinen Verstand offen gelegt, als wäre ich ein hilfloser artha.« Ch’k’te verkrampfte die Krallen, als er die Hände auf den Tisch legte. Jackie sah, wie unter dem Stoff seiner Uniform seine Muskeln arbeiteten. »Die Vuhl haben mir alles genommen, alles, was ich weiß. Einfach alles.« »Die Vuhl waren stärker als Sie.« »Ich bin ein Offizier der Imperialen Navy.« »Mein Gott, sie haben Ihren Geist übernommen!« »Ich bin auch ein Fühlender, se Jackie.« Er sah sie an, seine Augen waren schmerzerfüllt. »Für einen Fühlenden gibt es immer eine andere Möglichkeit.«
    Scheinbar unendlich lang hingen seine Worte im Raum, dann packte Jackie ihn an den Unterarmen. »Ich werde niemandem, der meinem Kommando untersteht, den Befehl geben, Selbstmord zu begehen.« Er wollte protestieren, doch sie redete sofort weiter: »Außerdem erwarte ich von Ihnen, dass Sie nichts tun, was ich Ihnen nicht auch befehlen würde. Dies ist eine beängstigende Zeit, nicht nur für Sie und mich, sondern für unsere beiden Völker insgesamt. Diejenigen, die es noch nicht wissen, werden bald eingeweiht sein. Sie wissen, was die Vuhl Ihnen angetan haben, aber sie

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