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Dunkle Seelen

Dunkle Seelen

Titel: Dunkle Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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es war, sie konnte nicht umhin, gegen alle Vernunft zu hoffen, Ranjits Gesicht zu sehen. Aber es war wieder Torvald.
    »Cassie.« Er musterte sie verwirrt, aber vor allem ängstlich.
    »Entschuldige die Störung...«, begann sie. Ihre Worte überschlugen sich.
    Torvald hob die Hand, um sie zu bremsen. »Mach dir deswegen keine Gedanken. Ich fürchte, es gibt immer noch nichts Neues. Ich nehme nicht an, dass du...?«
    Cassie schüttelte den Kopf und legte die Stirn in Falten. Torvald trat gestikulierend zurück. »Hör mal, warum kommst du nicht herein? Es hat keinen Sinn, da draußen zu stehen.«
    Sie nickte. Torvald schloss die Tür und folgte ihr in den Raum. »Er ist jetzt seit weit über einer Woche verschwunden«, sagte er.
    »Ich verstehe das nicht. Er hätte es dir doch sicherlich erzählt, wenn er hätte länger wegbleiben wollen, oder?«
    »Eigentlich schon.« Er zuckte die Achseln.
    Cassie schluckte. »Na ja... er hat schon immer seine eigenen Regeln befolgt, stimmt’s? Vielleicht machen wir uns zu viele Sorgen ...«
    »Ja, aber er ist noch nie so lange fort gewesen«, stellte Torvald fest. »Und er hat mir immer gesagt, wann er zurück sein würde.«
    Das glaube ich dir gern, dachte Cassie trocken. Er war bestimmt immer hungrig zurückgekehrt.
    »Hast du mit Sir Alric gesprochen?«
    »Ich habe es versucht. Er war nicht besonders gesprächig. Er sei sich über die Situation im Klaren, mehr wollte er nicht sagen.«
    Cassie drehte eine Runde durch das aufwändig eingerichtete Zimmer der beiden. Sie hatten sogar einen Flachbildfernseher. Torvald wurde eindeutig reich dafür entschädigt, dass er Ranjit nährte. Sie fragte sich, ob er das wusste.
    Möglicherweise war ihre Neugier ein wenig zu offenkundig, denn er bemerkte ziemlich spitz: »Vielleicht gibt es ja einen Hinweis, der mir entgangen ist. Möchtest du nachsehen?«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Hast du seine Sachen durchgeschaut?«
    »Natürlich. Es fehlt nichts, weder sein Pass noch seine Kleider, nicht einmal sein Portemonnaie. Er hat sich einfach - irgendwie - in Luft aufgelöst.«
    »Seine E-Mails? Oder so was in der Art?« Cassie schlenderte jetzt durch den Raum und berührte hier und da einige Dinge. Irgendetwas verursachte ihr ein tiefes Unbehagen. Es war, als könne sie seine Gegenwart spüren ... und noch etwas anderes, jedoch schwächer. Etwas Vertrautes, oder jemand, den sie kannte? Dieses Etwas oder dieser Jemand waren hier gewesen, und sie konnte seine Gegenwart spüren wie einen Geist. Ein Geist, den sie riechen und berühren konnte. Am deutlichsten erinnerte es sie an ...
    … das Messer.
    Das war es. Zwischen ihr und diesem seltsamen Artefakt der Auserwählten mit seinem sonderbaren Innen- leben bestand eine Verbindung. Wenn es nah war, sprach es wie eine Stimme zu ihr. Und jetzt fühlte es sich ge-
    nauso an. Irgendwann musste es hier gewesen sein, da war sie sich beinahe sicher.
    Und es konnte nicht von allein hierhergekommen sein Konnte Jake...?
    »Was denkst du gerade?«, brach Torvalds Stimme in ihre Gedanken ein.
    »Nichts.« Jedenfalls nichts, was du würdest wissen wollen. Sie wandte sich ihm zu. »Wo ist Ranjits Laptop?«
    »Da drüben.« Torvald zog eine Schublade auf, nahm den Laptop heraus und stellte ihn ehrfürchtig auf den Schreibtisch. »Sein Passwort kenne ich aber natürlich nicht. Das Gleiche gilt für die Voicemails des Telefonsystems in unserem Zimmer. Ich habe keinen Zugang dazu.«
    »Lass es mich versuchen.« Sie fuhr den Laptop hoch und zögerte, die Finger auf den Tasten.
    ranjitsingh
    Falsches Passwort
    ranjiti
    Falsches Passwort
    darkacademy
    Das war ohnehin zu offensichtlich. Sie trommelte mit den Fingern auf die Kante des Laptops.
    Nein, das konnte nicht sein. Oder vielleicht doch?
    cassandra
    Willkommen, Ranjit!
    Hinter ihr hüstelte Torvald. Cassie trat zurück, kämpfte eine Woge widersprüchlicher Gefühle nieder und beugte sich dann wieder über die Tastatur.
    Soweit sie sehen konnte, war nichts Unheilverkündendes zu entdecken. Nichts, außer der Tatsache, dass seit einer Ewigkeit keine E-Mails mehr abgerufen worden waren. Voller Angst beobachtete Cassie, wie die Liste der |un g elesenen E-Mails wie ein schwarzer Zauber anschwoll und über den Bildschirm kroch. Zwei von seiner Mutter. Eine von seinemTutor. Amazon, iTunes, play.com, die üblichen Verdächtigen. Fünfzehn, zwanzig... Sie hatte nicht gewusst, dass er popbitch.com abonniert hatte, dachte sie mit einem widerstrebenden kleinen Lächeln.

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