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Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie

Titel: Dunkle Tage, helles Leben - Best Love Rosie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuala O'Faolain
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Handwerker leer geräumt zurückließ, mit den Tuschzeichnungen in der Hand. Wenn mein Geld reichte, dann würde das Barry-Haus, wie Leo es nannte, auf der Gartenseite eine Glaswand bekommen, unter dem Dach auf der Meerseite einen tiefen Balkon, mit Steinen verblendet, außerdem überall Eichentäfelung, Fußbodenheizung von einer geothermischen Anlage tief im ersten Feld, und aus altem Stein einen Meter zusätzliche Höhe auf den umgebenden Mauern – im Moment wurden zwar nur auf dem Gelände des ehemaligen Trainingslagers Häuser gebaut, aber früher oder später sollte die Wiese in einen Park verwandelt werden, und die Straße um den Park herum führte dann hinter dem Haus vorbei. Leo hatte sogar die Mauersteine gezeichnet und jede Menge erläuternde Notizen hinzugefügt. Dieser Mann wusste alles darüber, wie sich Fußbodenheizung auf Kalksteinfliesen auswirkte, wie man die Originalfenster mit Doppelverglasung versah oder wie man einen alten Apfelgarten zurückschnitt und neu anlegte und gleichzeitig zwischen den Bäumen eine komfortable Unterkunft für mindestens ein Schwein einrichtete – mehr, als Leo wusste, brauchte man nicht zu wissen.
    Über der Stelle in dem alten Putz, wo eine meiner Vorfahrinnen verzweifelt die Tage eingeritzt hatte, hatte ich ein Stück
Pappe angebracht. Ich wollte, dass diese Stelle unverändert blieb. Leo hatte für die Handwerker eine spezielle Zeichnung angefertigt, wie der Kalender geschützt werden sollte, wenn die Zwischenräume zwischen den Dachbalken renoviert wurden: hinter Plexiglas in einer flachen Box und dann mit neuem Gips übertüncht. Eines Tages würde ihn dann jemand anders finden.
    Mit einem feinen Zobelpinsel hatte ich mit Tusche auf die Wand unter den Markierungen geschrieben:
    Diese Markierungen wurden entdeckt von
Rosaleen Barry
bei der Rückkehr ins verlassene Haus ihrer Großmutter.
Frühjahr 2003.
    Ich packte die letzten Kleinigkeiten ins Auto. Den Toaster. Das von Leo so geschmähte Transistorradio. Die humane Mausefalle. Plastikschuhe für das Erforschen von Gezeitentümpeln. Kopfschmerztabletten. Gummistiefel. Automatten. Was ich zur nächsten Etappe, wie immer diese aussehen mochte, nicht mitnehmen wollte, hatte ich verbrannt. Zum Beispiel den Nachruf auf Hugh Boody. Falls ich je von einem Bus überfahren werden sollte, würde Tess eventuell erfahren, dass ich diesen Zeitungsausschnitt immer bei mir trug, und womöglich würde eine unbeantwortete Frage ihr Leben zerstören.
    Dann kletterte ich auf die Anhöhe und schaute mich um. Alles vibrierte vor Lebensfreude – meine Haare, mein Halstuch, der kühle Wind, der blaue Himmel mit den dahineilenden Wolkenfetzen.
    Ich sprach ein Dankgebet: für diese Landschaft, für das Haus, die Menschen, die Tiere, die Vögel, die Fische. Ich dankte meinem Großvater und meiner Mutter und meinem Vater und meiner Tante Min. Ich dankte Andy und Aidan, dem Strom-Mann,
ich dankte Tessa und Peg. Ich dankte Markey und Billy und Luz. Und ich wiederholte diesen Dank immer wieder, während ich nach Dublin fuhr, obwohl ich im Kopf spöttisches Gelächter hörte. Als ich in die Grundschule kam, war ich am Anfang ein Kind ohne Angst. Mit Zweigen, die ich von den alten Bäumen abgebrochen hatte, markierte ich auf dem Schulhof in den Tannennadeln und dem Staub verschiedene Räume. Ich jagte die anderen Mädchen aus meinem imaginären Wohnzimmer, plötzlich aufbrausend, oder ich lud sie genauso aus einer Laune heraus zu mir ein, ganz die charmante Gastgeberin. Eine Weile spielten die anderen Mädchen mit, und wir entwarfen alle unsere Häuser auf dem Hof. Doch dann wandten sie sich von meinen Spielen ab, alle gleichzeitig, wie erwachsene Frauen, die sich aus Vernunftgründen achselzuckend von einer Person distanzieren, die viel zu exzentrisch ist, um sie ernst zu nehmen.
    Diese Mädchen ließen mich immer noch nicht los. Ich wusste, sie fänden es blöd, dass ich mich bei allen und jedem so ekstatisch bedankte.
    Ach, sie konnten mich doch alle mal!
    »Meine Seele erhebet den Herrn …«
    Ich ging zu ganz normalen Formen des Danks über, als ich sah, welche Mühe sich Peg für den Hund gemacht hatte. Sie hatte eine riesige Hütte aufgestellt, damit er sich geborgen fühlen konnte, und diese Hütte hatte sie mit Spielsachen und einem gemütlichen Bett ausgestattet. Über dem Eingang hing ein Schild, auf dem »Sieselbst« stand. Und als der Hund von der Hütte nicht weiter Notiz nahm, öffnete sie die Tür zum großen Wintergarten

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