Dunkle Templer 01 - Erstgeboren
tun. Das menschliche Gehirn ist eine furchtbar komplexe Sache. Es gibt immer noch einige Bereiche, deren Funktion wir noch nicht einmal erahnen können. Und es sind vor allem diese Bereiche, die hier… manipuliert wurden.«
»Aber was bedeutet das?«, fragte Kendra noch einmal. Sie klang verzweifelt.
»Ich kann im Moment nicht einmal Vermutungen anstellen, Kendra«, antwortete Patel seufzend. »Dazu brauchen wir bessere Geräte. Wir müssen ihn in eine besser ausgestattete Einrichtung schaffen, wo sich neurologische Experten um ihn kümmern können.« Sie lächelte traurig. »Ich wurde angeheuert, um euch zusammenzuflicken, wenn ihr hinfallt. Das kann ich auch problemlos tun. Aber das hier übersteigt meine Fähigkeiten. Ein Neurologe wird euch viel mehr darüber sagen können als ich.«
R. M. nickte. »In Ordnung. Nehmen wir Kontakt zu Valerian auf.«
KAPITEL 8
Entsetzen, Qual, Verlust – schmerzender, reißender Verlust – nein, nein, sie durften nicht gehen, sie waren überall, überall…
Der Körper warf sich hin und her, die Haut war fleckig und heiß vor Furcht und Wut. Was würden sie tun? Wie konnten sie gehen? Allein, allein, so allein!
» Es ist deine Schuld! Du bist der Grund, weshalb sie uns verlassen haben! Jetzt sind sie fort, fort – «
Finger schlossen sich um einen Stein. Schleuderten ihn wuchtig dem tobenden anderen entgegen. Gebrochener Schädel, verspritztes Blut. Gut, es war gut, und er sprang und riss mit scharfklauigen Händen, bis das warme Blut sein Gesicht badete…
Auf dem Bett in der Krankenstation zuckten Jakes Hände. Seine Augen bewegten sich unter geschlossenen Lidern rasend hin und her. Er wollte töten.
*
»Doktor… könnten Sie mich kurz mit ihm allein lassen?« R. M. lächelte der Ärztin, die in der Tür stand, fast schüchtern zu. Patel wirkte verdutzt. »Ich weiß, Sie sind unsere Sicherheitsberaterin, aber mir scheint es, als sei er im Augenblick nicht in der Lage, irgendeinen Rat anzunehmen.«
Der Tonfall war knapp, kühl, professionell. R. M. wusste, dass die Ärztin nicht allzu viel für sie übrig hatte – wie auch alle anderen aus Jakes Team. In einer Krise würden sie sich zwar an sie wenden, wie sie es ja auch getan hatten, aber das hieß nicht, dass sie sie mochten.
R. M. senkte den Blick. »Ja, natürlich nicht«, sagte sie. »Aber… bitte. Nur ganz kurz?« Sie zögerte, dann platzte es aus ihr heraus: »Er ist mir zum Freund geworden, und die Verantwortung, auf dieses Team Acht zu geben, liegt jetzt bei mir. Es würde mir viel bedeuten.«
Patel sah R. M. forschend an. Sie schien zu zweifeln, nickte aber schließlich.
»In Ordnung. Fünf Minuten, nicht länger.«
R. M. nickte dankbar. Sie trat ans Bett, sah auf die daliegende Gestalt Jake Ramseys hinab, und als sich die Tür schloss und Patel ging, legte sie ihre Hand auf die seine.
Sobald die Tür zu war, handelte R. M. Sie warf rasch einen Blick auf Jakes Anzeigen, dann eilte sie an Patels Computer und platzierte einen kleinen Gegenstand darauf. Das Gerät sirrte und klickte und begann in rasendem Tempo Informationen herunterzuladen. Patels Bericht war noch auf dem Bildschirm, und R. M.’s blaue Augen huschten über den Text. Sie weiteten sich erstaunt ob dessen, was sie da las.
»Verdammt«, flüsterte sie und sah zu dem reglosen Körper im Bett hinüber. »Es wundert mich, dass du überhaupt noch lebst, Jake Ramsey. Du und dein Gehirn, ihr seid härter, als ich dachte.«
Jakes Werte waren stabil und normal. Obgleich er noch im Koma lag, ging es ihm so gut, wie es die Umstände zuließen.
R. M. Dahls Lippen krümmten sich zu einem zufriedenen Lächeln. Solange Jake am Leben blieb, würde für sie alles sehr, sehr gut laufen.
Das kleine Gerät hatte seine Aufgabe erledigt. R. M. löste es, ließ es in ihre Tasche gleiten und trat an Jakes Seite. Dort fand Patel sie zwei Minuten später, wie sie in Jakes Augen hinunterblickte, einen falschen, aber überzeugenden Ausdruck von Sorge auf ihrem hübschen Porzellangesicht.
*
Die Schultern von Gram gebeugt, drückte Teresa Baldovino mit der flachen Hand gegen die Tür zum Kommunikationsraum. Darius sah auf, als sie eintrat. Er fühlte mit ihr. Sie begleitete Jake Ramsey jetzt seit neun Jahren auf Expeditionen, fast so lange wie Darius selbst, und er wusste, dass sie Jake beinahe als Bruder betrachtete.
»Das ist einfach nicht fair«, sagte sie zu Darius, während sie sich auf den Stuhl fallen ließ, die Konsole berührte und den Code
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